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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Shatterhand irrt sich, jeder von euch soll einen Gegner haben, mit welchem er kämpft, und der Sieger hat das Recht, den Besiegten zu töten.«
    »Damit bin ich einverstanden. Wer aber hat das Recht, unsre Gegner zu wählen, wir oder ihr?«
    »Wir. Ich werde eine Aufforderung ergehen lassen, auf welche sich Freiwillige melden.«
    »Und wie oder mit welchen Waffen soll gekämpft werden?«
    »So, wie derjenige von uns, welcher sich meldet, bestimmt.«
    »Ach! Nach unsern Wünschen werdet ihr euch also da nicht richten?«
    »Nein.«
    »Das ist ungerecht.«
    »Nein, das ist gerecht. Du mußt bedenken, daß wir im Vorteile vor euch sind und also auch einen Vorteil zu verlangen haben.«
    »Im Vorteile? Wieso?«
    »So viele gegen vier.«
    »Pshaw! Was sind alle eure Waffen gegen meine Todesflinte!
    Nur derjenige, welcher sich fürchtet, verlangt einen Vorteil vor dem andern.«
    »Sich fürchtet?« fragte der Wolf mit blitzenden Augen. »Willst du mich beleidigen? Willst du etwa behaupten, daß wir uns fürchten?«
    »Ich sprach nicht von euch, sondern im allgemeinen. Wenn ein schlechter Läufer mit einem bessern um die Wette läuft, so pflegt er eine Vorgabe zu begehren. Indem du uns in das Nachteil versetzest, gibst du mir das Recht zu der Ansicht, daß du uns für bessere Krieger hältst, als ihr seid. Und das würde ich als Häuptling der Utahs nicht thun.«
    Der »große Wolf« blickte eine ganze Weile vor sich nieder. Er konnte dem Jäger nicht unrecht geben, mußte sich aber hüten, ihm beizupflichten; darum sagte er endlich: »Wir haben euch schon so viel Nachsicht erwiesen, daß ihr keine weitere verlangen dürft. Ob wir uns vor euch fürchten, werdet ihr beim Kampfe erfahren.«
    »Gut; aber ich fordere ehrliche Bedingungen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du sagst, daß der Sieger das Recht habe, den Besiegten zu töten. Wie nun, wenn ich einen deiner Krieger besiege und töte, kann ich dann frei und sicher diesen Ort verlassen?«
    »Ja.«
    »Es wird mir niemand etwas thun?«
    »Nein, denn du wirst nicht siegen. Es wird überhaupt keiner von euch siegen.«
    »Ich verstehe dich. Ihr werdet eure Auswahl unter den Kriegern so treffen und die Art des Kampfes so bestimmen, daß wir unterliegen? Irre dich nicht! Es kann leicht anders kommen, als du denkst.«
    »Wie es kommen wird, das weiß ich so genau, daß ich sogar noch eine Bedingung stelle, nämlich die, daß der Sieger alles Eigentum des Besiegten erhält.«
    »Diese Bedingung ist sehr nötig, da sich sonst wohl niemand melden würde, der mit uns kämpfen wollte.«
    »Hüte dich!« fuhr der Häuptling auf; »du hast einfach nur zu sagen, ob ihr einverstanden seid oder nicht.«
    »Und wenn wir es nicht sind?«
    »So brecht ihr euer Versprechen, denn du hast gesagt, daß ihr keine Gegenwehr leisten wollt.«
    »Ich halte mein Versprechen, aber ich will euer Wort, daß derjenige von uns, welcher aus dem Kampfe als Sieger hervorgeht, von euch als Freund betrachtet werden soll.«
    »Ich verspreche es dir.«
    »Rauchen wir die Pfeife des Friedens darüber!«
    »Glaubst du mir nicht?« rief der Wolf.
    Old Shatterhand sah ein, daß er nicht so schroff auftreten dürfe, wenn er nicht auf die bisher errungenen Vorteile verzichten wolle; darum erklärte er: »Wohlan, ich glaube dir. Frage deine Krieger, wer sich melden will!«
    Jetzt gab es eine große Bewegung unter den Indianern; sie gingen und wogten fragend und schreiend durcheinander. Old Shatterhand sagte zu seinen Gefährten: »Leider durfte ich die Saite nicht allzu straff anspannen, sonst wäre sie zerrissen. Ich bin mit den erhaltenen Bedingungen keineswegs zufrieden.«
    »Wir müssen eben zufrieden sein, da wir keine bessern bekommen können,« sagte der lange Davy.
    »Ja, was mich betrifft, da habe ich keine Sorge. Die Roten haben eine solche Scheu vor mir, daß ich neugierig bin, ob sich ein Gegner für mich finden wird.«
    »Ganz gewiß.«
    »Wer?«
    »Der »große Wolf« selbst. Da kein andrer sich melden wird, muß er die Ehre seines Stammes retten. Er ist ein riesiger Kerl, ein wahrer Elefant.«
    »Pah! Ich fürchte ihn nicht. Aber ihr! Man wird euch die gefährlichsten Gegner wählen und für jeden von uns eine Kampfesart bestimmen, von welcher man annimmt, daß er in derselben nicht bewandert ist. Zum Beispiel mit mir wird sich mein Gegner nicht in einen Faustkampf einlassen.«
    »Warten wir es ab,« meinte Jemmy.
    »Jetzt ist alle Sorge und Angst vergeblich. Halten wir die Muskeln fest und die Augen

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