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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden.
    Eine Viertelstunde verging und noch eine; da - - unwillkürlich blieben alle halten - - gab es einen Krach, als ob zehn Kanonen zugleich abgeschossen worden seien.
    »Um Gottes willen, was war das?« fragte Butler, der Ingenieur.
    »Stürzen vielleicht die Felsen ein?«
    »Ein Flintenschuß,« antwortete Old Firehand. »Der Augenblick ist da. Je ein Mann für drei Pferde bleibt zurück; die andern vor.
    Absteigen!«
    Im Nu waren über dreißig Mann, jeder die Büchse in der Hand, auf den Füßen, um ihm zu folgen. Schon nach wenigen Schritten sahen sie Winnetou stehen, den Rücken ihnen zugekehrt und die Silberbüchse nach vorwärts zum Schusse angelegt.
    »Die Waffen nieder, sonst spricht meine Zauberbüchse!«
    ertönte eine gewaltige Stimme; man wußte nicht, woher, ob von oben hernieder oder aus dem Erdboden heraus.
    »Nieder die Waffen!« donnerte es abermals in der Sprache der Utahs, daß in dem engen Spalte aus den wenigen Silben ein ganzes Gewittergrollen wurde. Dann fielen schnell aufeinander drei Schüsse. Man hörte, daß sie aus einem und demselben Laufe kamen. Das mußte der Henrystutzen Old Shatterhands sein, dessen Knall hier allerdings die Stärke eines Kanonenschusses hatte. Gleich darauf blitzte auch die Silberbüchse Winnetous auf. Die Getroffenen schrieen, und dann folgte ein Geheul, als ob alle Scharen der Hölle losgelassen seien.
    Old Firehand hatte den Apachen erreicht und konnte nun sehen, was und wen er vor sich hatte. Der Spalt erweiterte sich auf eine kurze Strecke und bildete einen Raum, welchen man am besten ein Felsengemach nennen konnte. Es war von rundlicher Gestalt und so groß, daß vielleicht hundert Reiter in demselben Platz finden konnten. Das Wasser lief am linken Rande desselben hin. Auch hier herrschte Dämmerung; doch konnte man die Schar der Utahs sehen.
    Die fünf vorausgesandten Krieger hatten einen großen Fehler begangen. Sie waren hier halten geblieben, um die Ihrigen zu erwarten. Hätten sie das nicht gethan, so wären die jenseits postierten vier Weißen gezwungen gewesen, sie anzureden, und sie hätten wohl rückwärts fliehen können, um die Ihrigen zu warnen. Da sie aber so lange gewartet hatten, bis diese nachkamen, so waren sie nun alle eingeschlossen. Drüben stand Old Shatterhand mit dem erhobenen Henrystutzen, und neben ihm kniete der Hobble-Frank, damit Davy und Jemmy über ihn hinwegschießen könnten. Die Roten hatten ihre Waffen auf die Aufforderung des ersteren nicht sofort gesenkt, und darum waren die Schüsse gefallen. Fünf tote Utahs lagen am Boden. Die andern konnten kaum an Gegenwehr denken; sie hatten genug zu thun, ihre Pferde zu bändigen, welche durch den außerordentlichen Wiederhall der Schüsse scheu geworden waren.
    »Werft die Waffen weg, sonst schieße ich wieder!« ertönte Old Shatterhands Stimme abermals.
    Und von der andern Seite her erschallte es: »Hier steht Old Firehand. Ergebt euch, wenn ihr euer Leben retten wollt!«
    Und neben diesem rief der Apache: »Wer kennt Winnetou, den Häuptling der Apachen? Wer sein Gewehr gegen ihn erhebt, der verliert seinen Skalp. Howgh!«
    Waren die Utahs der Meinung gewesen, den Feind nur vor sich zu haben, so sahen sie jetzt, daß ihnen der Rückweg auch verschlossen war. Dort stand die mächtige Gestalt Old Firehands und die stolz-schlanke des berühmten
    Apachenhäuptlings. Neben ihnen hielt, da sonst kein Raum vorhanden war, die Tante Droll mit angeschlagenem Gewehr im Wasser, und zwischen diesen dreien sah man verschiedene Gewehrläufe ragen.
    Kein einziger der Utahs wagte, sein Gewehr wieder zu erheben.
    Sie starrten nach vorn und nach hinten und wußten nicht, was sie thun sollten.
    Widerstand leisten wäre ihr Verderben gewesen, das sahen sie ein; aber sich so schnell und ohne alle Verhandlung ergeben, das widerstrebte ihnen. Da sprang Droll aus dem Wasser, schritt bis zum Häuptling vor, hielt ihm den Lauf des Gewehres an die Brust und rief ihm zu: »Wirf das Gewehr weg, sonst drücke ich los!«
    Der »große Wolf« hielt den Blick starr auf die dicke, fremdartige Gestalt geheftet, als ob er ein Gespenst vor sich sehe; die Finger seiner Rechten öffneten sich und ließen das Gewehr fallen.
    »Den Tomahawk auch und das Messer!«
    Der Häuptling griff in den Gürtel, nahm die beiden genannten Waffen heraus und warf sie fort.
    »Binde deinen Lasso los!«
    Auch diesem Befehle gehorchte der »große Wolf«. Droll nahm den Lasso und band mit demselben die Füße des Häuptlings unter

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