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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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größeren und viel breiteren Canon mündete.
    Zwar war die Sonne schon so tief gesunken, daß ihre Strahlen den Boden desselben nicht mehr erreichten, aber es gab doch Licht da und eine reine, bewegte Luft. Die Reiter atmeten erleichtert auf, als sie ins Freie gelangten, welches sie freilich nicht eher betraten, als bis sie vorsichtig Umschau gehalten hatten, ob keine feindlichen Wesen in der Nähe seien.
    Dieser Canon war vielleicht zweihundert Schritte breit und hatte auf seinem Grunde ein kleines, schmales Flüßchen, welches man leicht durchwaten konnte. Am Wasser gab es Gras und Buschwerk, und auch einige Bäume standen da.
    Die Roten wurden von den Pferden genommen und dann mit wieder gefesselten Füßen auf die Erde gesetzt. Nun erst war der richtige Augenblick zur ausgiebigen Begrüßung gekommen, und er wurde gehörig ausgenutzt. Diejenigen, welche sich bisher noch nicht gekannt hatten, lernten sich schnell kennen, und es dauerte gar nicht lange, so gab es keine andre Anrede als das trauliche »Du«. Davon waren natürlich Firehand, Shatterhand, Winnetou, der Lord und der Ingenieur ausgenommen.
    Der Trupp Old Firehands hatte Proviant bei sich gehabt, und es wurde zunächst gegessen. Dann sollte über das Schicksal der Roten entschieden werden. Hierüber gab es mehr als eine Ansicht. Winnetou, Old Firehand und Old Shatterhand waren bereit, sie frei zu geben; die andern aber verlangten eine strenge Bestrafung. Der Lord meinte: »Bis dahin, wo die Zweikämpfe vorüber waren, halte ich sie nicht für strafbar, dann aber mußten sie euch die Freiheit geben. Statt das zu thun, haben sie euch verfolgt, um euch zu ermorden, und ich zweifle gar nicht daran, daß sie dies gethan hätten, wenn ihnen die Gelegenheit dazu geworden wäre.«
    »Das ist sehr wahrscheinlich,« antwortete Old Shatterhand;
    »aber sie haben die Gelegenheit dazu nicht gefunden, und es also auch nicht gethan.«
    »Well! So ist die Absicht strafbar.«
    »Wie wollt Ihr diese Absicht bestrafen?«
    »Hm! Das ist freilich schwierig.«
    »Mit dem Tode doch nicht?«
    »Nein.«
    »Mit Haft, Gefängnis, Zuchthaus?«
    »Pshaw! Prügelt sie tüchtig durch!«
    »Das wäre das Schlimmste, was wir thun könnten, denn es gibt für den Indianer keine größere Beleidigung, als Schläge. Sie würden uns über den ganzen Kontinent verfolgen.«
    »So legt ihnen eine Geldstrafe auf!«
    »Haben sie Geld?«
    »Nein, aber Pferde und Waffen.«
    »Ihr meint, daß wir ihnen diese nehmen sollen? Das wäre grausam. Ohne Pferde und Waffen müßten sie verhungern oder in die Hände ihrer Feinde fallen.«
    »Ich begreife Euch nicht, Sir! Je nachsichtiger Ihr mit diesen Leuten seid, desto undankbarer werden sie. Gerade Ihr solltet nicht so milde denken, da gerade eben Ihr es seid, an dem sie sich vergangen haben.«
    »Und gerade weil sie sich an mir, Frank, Davy und Jemmy vergangen haben, sollten wir vier es sein, die über ihr Schicksal zu bestimmen haben.«
    »Macht, was Ihr wollt!« sagte der Lord, indem er sich unwillig abwendete. Gleich aber drehte er sich ihm wieder zu und fragte: »Wollen wir wetten?«
    »Worüber?«
    »Darüber, daß diese Kerle es Euch übel vergelten, wenn Ihr sie mit Nachsicht behandelt?«
    »Nein.«
    »Ich setze zehn Dollar!«
    »Ich nicht.«
    »Ich setze zwanzig gegen zehn!«
    »Und ich wette gar nicht.«
    »Niemals?«
    »Nein.«
    »Schade, jammerschade! Ich habe es während dieses ganzen langen Rittes vom Osagenook bis hierher zu keiner Wette gebracht. Nach allem, was ich von Euch hörte, muß ich Euch für einen veritablen Gentleman halten, und nun sagt auch Ihr mir, daß Ihr niemals wettet. Ich wiederhole es: Macht, was Ihr wollt!«
    Er war beinahe zornig geworden. Er hatte sich sehr leicht und gut in das Leben des fernen Westens gefunden, aber daß nie jemand mit ihm wetten wollte, das wollte ihm nicht behagen.
    Die Worte Old Shatterhands, daß er, Frank, Jemmy und Davy allein das Recht besäßen, über das Schicksal der Roten zu entscheiden, war nicht ohne Wirkung geblieben, und nach längerer Debatte einigte man sich dahin, daß diesen genannten vier die Entscheidung anheimgegeben werden solle, doch sei dabei darauf zu achten, daß man von den Roten keine weiteren Feindseligkeiten zu erwarten habe. Es sollte also ein festes Abkommen mit ihnen getroffen werden. Dazu genügte es nicht, daß mit dem Häuptlinge allein verhandelt wurde; seine Untergebenen mußten auch hören, was er sagte und versprach. Vielleicht blieb er dann aus Rücksicht

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