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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Übrigens leuchtet mir ein, aus welchem Grunde man diese Kerle hier so schnell ermordet hat.«
    »Nun, warum?«
    »Um Platz für uns zu bekommen. Unsre Ankunft ist gemeldet worden. Wir sind noch nicht da; folglich erwartet man uns für morgen früh ganz gewiß, und kommen wir da noch nicht, so sendet man Späher nach uns aus.«
    »Die Boten, welche abgesendet wurden, um unsre Ankunft zu melden, werden da sein, die Yampa-Utahs aber noch nicht,«
    meinte Winnetou.
    »Nein, die sind noch nicht da. Es hat wohl Stunden gedauert, ehe sie es gewagt haben, unsern Rastort zu passieren und in die Felsenenge einzudringen. Vielleicht kommen sie erst morgen früh, da der letzte Teil des Weges so schlecht ist, daß er des Nachts nicht - - - horchen! Wahrhaftig, sie kommen; sie sind da!«
    Oberhalb der Stelle, an welcher die drei standen, ließ sich plötzlich ein lautes, fröhliches Geschrei hören, welches von unten her sofort beantwortet wurde. Die Yampa-Utahs kamen trotz der Finsternis der Nacht und trotz des schlechten Weges, welcher ihnen sehr bekannt sein mußte. Das war ein Gebrüll und Geheul, daß man sich hätte die Ohren verstopfen mögen.
    Es wurden Brände aus den Feuern gerissen, mit denen die bereits hier Lagernden den Ankömmlingen entgegenliefen. Der Wald wurde hell und lebendig, so daß die drei in die größte Gefahr, bemerkt zu werden, gerieten.
    »Wir müssen fort,« sagte Old Firehand. »Aber wohin? Vor und hinter uns ist alles voller Menschen.«
    »Auf die Bäume,« antwortete Old Shatterhand. »In dem dichten Gezweig können wir warten, bis die Aufregung sich gelegt hat.«
    »Gut, also hinauf! Ah, Winnetou ist schon oben!«
    Ja, der Apache hatte gar nicht lange erst gefragt. Er schwang sich hinauf und versteckte sich im Blätterdach. Die beiden andern folgten seinem Beispiele, indem sie die nächsten Bäume erstiegen. Es ist keine Schande, sich gegen eine solche Übermacht zu verbergen.
    Jetzt sah man beim Scheine der Feuer und der Fackeln die Yampa mit ihren Genossen kommen. Sie stiegen von den Pferden, welche fortgeführt wurden, und fragten, ob Winnetou und die Weißen angekommen und ergriffen worden seien.
    Diese Frage wurde mit der größten Verwunderung
    aufgenommen. Die Yampa wollten nicht glauben, daß die Genannten nicht angekommen seien, denn sie waren ja der Fährte derselben gefolgt. Es wurde hin und her gefragt; hundert Vermutungen tauchten auf, doch der wahre Sachverhalt blieb ein Rätsel.
    Es war für die andern Utahs eine hochwichtige Nachricht, zu hören, daß Old Firehand, Old Shatterhand und Winnetou sich in der Nähe befänden. Aus den verschiedenen Ausrufungen, aus der ungeheuern Wirkung, welche diese Nachricht
    hervorbrachte, konnten diese drei Männer ersehen, in welch einem Rufe sie bei diesen Roten standen.
    Als die Yampa erfuhren, daß über zwanzig Weiße zu Tode gemartert worden seien, glaubten sie, daß es die von ihnen Gesuchten seien, und verlangten, sie zu sehen. Man kam mit Fackeln herbei, um sie ihnen zu zeigen, und nun bot sich den drei im Laube versteckten ein Anblick, welcher bei der ungewissen, flackernden Beleuchtung ein doppelt gräßlicher war. Die Yampas erkannten, daß diese Leichen nicht die richtigen seien, und kühlten ihre Wut auf ganz unbeschreibliche Weise an denselben. Glücklicherweise war diese Scene nicht von langer Dauer; sie erlitt ein Ende, welches kein Utah für möglich gehalten hatte.
    Nämlich vom untern Ende des Thales ertönte ein
    langgezogener Schrei, ein Schrei, den niemand, der ihn einmal gehört hat, jemals wieder zu vergessen vermag, nämlich der Todesschrei eines Menschen.
    »Uff!« rief einer der unter den Bäumen stehenden Häuptlinge erschrocken. »Was war das? Die »gelbe Sonne« und »vier Büffel« sind dort unten!«
    Ein zweiter, ähnlicher Schrei erscholl, und dann krachten mehrere Schüsse.
    »Die Navajos, die Navajos!« schrie der Häuptling. »Winnetou, Shatterhand und Firehand haben sie herbeigeholt, um sich zu rächen. Auf, ihr Krieger; werft euch auf die Hunde! Vernichtet sie! Laßt die Pferde zurück, und kämpft zu Fuße hinter den Bäumen!«
    Einige Augenblicke lang rannte alles durcheinander. Man holte die Waffen; man warf Holz in die Feuer, um das nötige Licht zum Kampfe zu bekommen. Man rief und brüllte; der Wald hallte wieder vom Kriegsgeheul. Schüsse krachten, näher und immer näher. Fremde, dunkle Gestalten huschten von Baum zu Baum und ließen ihre Gewehre blitzen.
    Die Utahs antworteten, erst einzeln, hie und

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