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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fast erreicht; da fiel gerade vor ihnen ein Schuß.
    »Ein Roter ist auf ihn getroffen. Schnell drauf auf - - -« wollte Old Shatterhand sagen, aber er schwieg, denn es ertönte die lachende Stimme des Kleinen: »Dummkopp, so paß doch off, wo du hinzielst! Wennste mich treffen willst, darfste doch nicht in den Mond schießen! Da haste dein Teel, und nun gute Nacht!«
    Ein Krach wie von einem schweren Hiebe, dann war es still. Die drei drangen vor und stießen auf den Kleinen.
    »Zurück!« gebot er. »Hier wird geschossen und geschtochen!«
    »Halt, schieß nicht!« warnte Old Shatterhand. »Was hast du denn hier zu suchen?«
    »Zu suchen? Nischt und gar nischt. Ich brauch' nich zu suchen, denn ich hab's ja schon bis zum doppelten Findling gebracht.
    Danken Sie Gott, daß Sie den Mund geöffnet haben! Hätte ich Sie nich an Ihrer konglomeraten Schtimme erkannt, meiner Treu, ich hätte Sie kurz und kleen geschossen. Ich habe zwee Kugeln in der Büchse, was bei meiner Geistesgegenwart und Konsubschtanz fürwahr keen Schpaß nich is. Ich warne Sie allen Ernstes, sich nich wieder so blindlings erschtens in die Gefahr und zweetens mir entgegenzuschtürzen, denn sonst werden Sie drittens wie der Wind zu Ihren Vätern und Patriarchen versammelt!«
    Die beiden weißen Jäger mußten trotz des Ernstes der gegenwärtigen Situation über diese Strafrede lachen. Es war augenblicklich kein Feind in der Nähe, und so konnte sich Old Shatterhand ohne Besorgnis erkundigen: »Aber wer hat dir denn die Erlaubnis gegeben, das Versteck zu verlassen?«
    »Erlaubnis? Mir hat keen Mensch was zu erlauben. Ich bin mein eegner Herr und Fideikommißbesitzer. Nur die Sorge um Sie hat mir den Küraß umgeschnallt. Kaum waren Sie fort, so ging een Geschrei los, als ob die Cimbern mitten in die Teutonen eingebrochen wären. Das wäre noch auszuhalten gewesen, denn meine Nerven sind mit Teer und Fischthran eingerieben.
    Aber nachher ging das Geschieße los, und es wurde mir um Sie angst und bange. Mein kindliches Gemüt hängt mit väterlicher Anhänglichkeit an Ihrer seelischen Daseinsexistenz, und ich kann es mir unmöglich ruhig gefallen lassen, wenn Sie von den Roten um Ihr schönes Leben gebracht werden. Darum nahm ich das Gewehr und huschte fort, ohne daß die andern es in der ägyptischen Verfinsterung bemerkten. Links wurde geschossen; nach rechts hatten Sie gewollt; ich ging also nach rechts. Da schtand der Häuptling am Boome wie een marinierter Ölgötze.
    Das ärgerte mich, und so versetzte ich ihm eenen vertikalen Klaps, daß er horizontal zu Boden kam. Natürlich wollte ich ihn schnell in successive Sicherheet bringen und zerrte ihn fort; aber er war mir doch zu schwer, und ich setzte mich een Weilchen off sein Corpus juris, um een bißchen auszuruhen. Da kam so een roter Franctireur geschlichen und sah mich gegen das Licht. Er legte die Flinte an; ich schlug sie zur Seite, und sein Kugel flog in die Milchschtraße empor; ich aber setzte mich mit Hilfe meines Kolbens mit ihm in solche Konfexion, daß er neben dem Häuptling niederknickte. Nun liegen die beeden Kerle da, ganz ohne Sinn und Verschtand, und wissen nich, woran sie denken sollen. Es is doch een Mallör off dieser Welt!«
    »Sei froh, daß es kein größeres Unglück gegeben hat! Wenn du eher kamst, warst du verloren!«
    »Haben Sie keene Sorge! Der Hobble-Frank kommt niemals eher, als bis er den Sieg in beeden Händen hat. Was soll nun mit den Kerles geschehen? Ich alleene kann sie nich bewältigen.«
    »Wir werden dir helfen. Jetzt rasch hinein! Da unten hat das Schießen aufgehört, und es steht zu erwarten, daß die Utahs nun zurückkehren.«
    Die beiden besinnungslosen Indianer wurden in das Versteck gebracht und ebenso gebunden und geknebelt wie die andern.
    Dann postierte sich Winnetou mit Old Firehand an den Vorhang, um die Vorgänge draußen zu beobachten.
    Ja, die Utahs kehrten zurück, und zwar als Sieger. Es wurde eine doppelte Anzahl Feuer angebrannt, mit deren Bränden man den Wald nach den Toten und Verwundeten durchsuchte.
    Die Navajos hatten die ihrigen mitgenommen, wie es bei den Indianern Sitte ist.
    Bei jedem Toten, den man fand, erhob sich ein Klage- und Wutgeheul. Die Leichen wurden zusammengetragen, um ehrenvoll begraben zu werden. Man vermißte mehrere Personen, welche gefangen sein mußten. Unter diesen dachte man sich auch die drei Häuptlinge, welche verschwunden waren, ohne daß eine Spur von ihnen zu finden war. Bei dieser Entdeckung hallte der

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