Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Wirkung seiner Worte zu erhöhen: »Eure Häuptlinge trachteten uns nach dem Leben; sie gerieten in unsre Hände und wir hatten nicht nur das Recht, sondern sogar, um sie unschädlich zu machen, die Pflicht, sie zu töten. Wir haben es nicht gethan, weil wir es gut mit ihnen und euch meinen, Wenn wir euch jetzt zum Frieden raten, so ist das ebenso gut mit euch gemeint, denn wir wissen genau, daß wir euch schlagen werden. Entschließe dich, ehe es zu spät ist.«
    Da stand Old Firehand auf, reckte und streckte gelangweilt seine gigantische Gestalt und sagte: »Pshaw! Wozu die Worte, wenn wir Waffen haben! Der »alte Donner« mag uns schnell sagen, ob er Krieg oder Frieden will. Dann wissen wir, woran wir sind, und werden ihm geben, was ihm gehört: Leben oder Tod!«
    Das wirkte schnell, wenigstens kam sofort eine Antwort: »So schnell können wir uns nicht entscheiden.«
    »Warum nicht? Seid ihr Männer oder Squaws?«
    »Wir sind keine Weiber, sondern Krieger. Aber wir müssen erst mit unsern Leuten reden.«
    »Wenn ihr wirklich Häuptlinge seid, so ist das gar nicht nötig.
    Ich sehe, ihr wollt Zeit gewinnen, um euch irgend eine Hinterlist auszusinnen, wie das so eure Gepflogenheit ist: aber keine Klugheit wird euch gegen unsre Fäuste helfen.«
    »Old Firehand mag ruhig sprechen, wie wir ihm ruhig antworten. Dem Manne ziemt nicht, wallendes Blut zu haben.
    Wir werden gehen und überlegen, was zu thun sein wird.«
    »So bedenkt, daß es in einer halben Stunde Nacht sein wird!«
    »Wir können euch auch des Nachts sagen, was wir
    beschlossen haben. Wer sprechen will, ihr oder wir, mag einen Schuß abfeuern und dann laut rufen. Man wird ihm antworten.
    Ich habe gesprochen. Howgh!«
    Er stand auf, neigte leise den Kopf und entfernte sich; die andern folgten seinem Beispiele.
    »Nun sind wir grad so klug wie vorher!« zürnte Old Firehand.
    »Mein Bruder hat zu zornig gesprochen,« sagte Winnetou in seiner milden Ruhe. »Er hätte Old Shatterhand weiter reden lassen sollen. Der »alte Donner« war nachdenklich geworden und stand schon im Begriff, zur Einsicht zu kommen.«
    Firehand schien die Wahrheit dieses Vorwurfes einzusehen, denn er entgegnete nichts. Als sie bei den andern ankamen, wurden sie von dem »langen Ohr« mit der Frage empfangen:
    »Es waren vier Utahs. Warum gingt ihr nur zu dreien?«
    »Weil wir genug Männer waren,« antwortete Old Firehand unwirsch.
    »Es gab noch andre Männer. Auch ich bin Häuptling; ich gehörte zur Beratung, grad so gut wie ihr.«
    »Es ist genug unnütz gesprochen worden; wir brauchten nicht noch einen vierten.«
    Das »lange Ohr« schwieg; aber wäre sein Gesicht nicht mit Farbe beschmiert gewesen, so hätte man ihm angesehen, wie er sich ärgerte. Er befand sich überhaupt in schlechter Laune.
    Er war von Droll blamiert worden, ohne seinen Groll darüber laut werden zu lassen. Und sodann hatte auch Old Shatterhand ihn durch die Verhinderung des Skalpierens vor seinen Leuten schwer beleidigt. Der Häuptling war ein Feigling, welcher nicht den Mut besaß, offen zu widerstreben; aber der Zorn, den er nicht sehen ließ, saß in seinem Innern um so fester.
    Es begann zu dämmern und wurde dann Nacht. Zwar war nicht anzunehmen, daß die Utahs einen Angriff wagen würden, aber es mußten dennoch Maßregeln getroffen werden, einen etwaigen Überfall zu vereiteln. Man mußte Wachen ausstellen.
    Das »lange Ohr« erbot sich freiwillig, das mit einigen seiner Leute zu übernehmen, und es konnte ihm nicht abgeschlagen werden. Aber um nichts zu versäumen, wies Old Shatterhand ihm und den betreffenden Timbabatschen ihre Plätze an und schärfte ihnen ein, ja nicht weiter vorzudringen.
    Es waren mit dem Häuptlinge fünf Mann, welche eine Linie quer über den Canon bildeten. Das »lange Ohr« befand sich auf dem äußersten rechten Flügel. Old Shatterhand legte sich auf die Erde und kroch vorwärts, um vielleicht die Utahs zu belauschen. Es gelang ihm in kurzer Zeit und vollständig, obgleich sie drei Posten ausgestellt hatten, von denen er aber nicht bemerkt wurde. Er wagte es sogar, zwischen ihnen hindurchzukriechen und sah dann, daß die Feinde sich da, wo der Canon plötzlich breiter wurde, dicht neben- und hintereinander quer über denselben gelagert hatten. Er kehrte befriedigt zurück.
    Das »lange Ohr« hatte gesehen, daß der Jäger rekognoszierte.
    Es ärgerte ihn, daß man ihm das nicht anvertraut hatte. Er, der Häuptling eines roten Stammes, verstand es jedenfalls viel

Weitere Kostenlose Bücher