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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Es geschieht euch nichts.«
    Sie blieben zaghaft stehen; er näherte sich ihnen vollends und fragte: »Wie viele Häuptlinge sind jetzt bei euch?«
    »Vier.«
    »Welcher ist der vornehmste von ihnen?«
    »Nanap varrenton (der alte Donner).«
    »Sagt ihm, daß ich mit ihm sprechen will! Er mag die Hälfte des Weges machen und ich die andre Hälfte; so treffen wir uns in der Mitte. Die Waffen lassen wir zurück.«
    Sie richteten diese Botschaft aus und brachten den Bescheid:
    »Er wird kommen und die andern drei Häuptlinge mitbringen.«
    »Ich bringe nur zwei Gefährten mit, die er vielleicht kennen wird. Sobald ihr hier fertig seid, mögen die Häuptlinge kommen.«
    Bald näherten sich diese vier von der einen und Old Shatterhand mit Firehand und Winnetou von der andern Seite.
    In der Mitte trafen sie zusammen, begrüßten sich mit ernstem Neigen des Kopfes und setzten sich einander gegenüber auf die Erde. Der Stolz verbot den Roten, sofort zu sprechen. Ihre Züge konnte man wegen der dick aufgetragenen Farbe nicht erkennen, aber ihren Blicken sah man die Verwunderung an, neben Old Shatterhand die beiden andern berühmten Männer zu bemerken. So ruhten die Augen der beiden Parteien eine ganze Weile aufeinander, bis endlich der älteste der Roten, eben der »alte Donner«, die Geduld verlor und zu reden beschloß. Er erhob sich, reckte sich in würdevolle Haltung und begann: »Als die weite Erde noch den Söhnen des großen Manitou gehörte, und es bei uns keine Bleichgesichter gab, da -
    - -«
    »Da konntet ihr die Reden halten, so lang es euch beliebte,«
    fiel Old Shatterhand ein. »Die Bleichgesichter aber lieben es, sich kurz zu fassen, und dies wollen wir jetzt thun.«
    Wenn der Rote ein Palaver hält, so findet er kein Ende. Die jetzige Unterredung hätte vielleicht Stunden in Anspruch genommen, wenn Old Shatterhand nicht schon die Einleitung abgeschnitten hätte. Der Rote warf ihm einen halb verwunderten, halb zornigen Blick zu, setzte sich wieder nieder und sagte: »Der »alte Donner« ist ein berühmter Häuptling. Er zählt viel mehr Jahre als Old Shatterhand und ist nicht gewohnt, sich von jungen Männern unterbrechen zu lassen. Wenn die Bleichgesichter mich beleidigen wollen, so brauchten sie mich nicht kommen zu lassen. Ich habe gesprochen. Howgh!«
    »Ich habe nicht die Absicht gehabt, dich zu kränken. Ein Mann kann viele Jahre zählen und doch weniger erfahren haben als ein jüngerer. Du wolltest von den Zeiten reden, in denen es noch keine Bleichgesichter gab; wir aber haben die Absicht, von dem heutigen Tage zu sprechen. Und wenn ich es bin, der dich rufen ließ, so werde ich auch derjenige sein müssen, welcher zuerst spricht, um dir zu sagen, was ich von dir will.
    Auch ich habe gesprochen. Howgh!«
    Das war scharf zurechtgewiesen. Er deutete den Roten dadurch an, daß er es sei, der hier zu sprechen und zu fordern habe. Sie schwiegen, und darum fuhr er fort: »Du hast meinen Namen genannt und kennst mich also. Kennst du auch die beiden Krieger, welche hier neben mir sitzen?«
    »Ja. Es ist Old Firehand und Winnetou, der Häuptling der Apachen.«
    »So wirst du wissen, daß wir stets die Freunde der roten Männer gewesen sind. Kein Indianer kann sagen, daß wir ihm unbeleidigt entgegengetreten sind; ja, wir haben oft auf unsre gerechte Rache verzichtet und verziehen, wo wir hätten strafen sollen. Warum verfolgt ihr uns?«
    »Weil ihr die Freunde unsrer Feinde seid.«
    »Das ist nicht wahr. Der »große Wolf« hat uns gefangen genommen, ohne daß wir ihm geringste Feindseligkeit erwiesen hatten. Er trachtete uns wiederholt nach dem Leben und brach mehreremal sein Wort. Um unser Leben zu retten, mußten wir uns gegen die Utahs wehren.«
    »Habt ihr nicht im Walde des Wassers den alten Häuptling niedergeschlagen und andre Häuptlinge und Krieger mitgenommen?«
    »Wieder nur, um uns zu retten.«
    »Und jetzt befindet ihr euch bei den Navajos und Timbabatschen, welche unsre Feinde sind!«
    »Aus Zufall. Wir wollten nach dem Silbersee und trafen hier auf sie. Wir hörten, daß es zum Kampfe zwischen euch und ihnen kommen werde, und beeilen uns, Frieden zu stiften.«
    »Wir wollen Rache, aber keinen Frieden, und aus euren Händen am allerwenigsten.«
    »Ob ihr ihn annehmt, das ist eure Sache; wir halten es für unsre Pflicht, ihn euch anzubieten.«
    »Wir sind Sieger!«
    »Bis vorhin, aber nun nicht mehr. Ihr seid schwer gekränkt worden; das wissen wir; aber es ist ungerecht von euch, euch an

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