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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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deren Pferde. Vor ihnen fielen Schüsse. Sie stiegen ab, ließen ihre Tiere ebenfalls hier zurück, teilten sich so schnell als möglich nach rechts und links und gelangten, ohne von den Utahs bemerkt zu werden, in die zerklüfteten Felsenpartieen, welche ihren Freunden zum Versteck dienten.
    Natürlich freuten sich diese über die so schnelle Ankunft der Hilfe. Der Humply-Bill erzählte, was geschehen war, und der Hobble-Frank war nicht wenig stolz auf das Lob, welches ihm infolgedessen erteilt wurde.
    Die Utahs glaubten, es immer nur noch mit denen, welche sie gesehen hatten, zu thun zu haben. Sie schienen einzusehen, daß sie durch ein rasches Vorgehen dem Kampfe längst ein Ende hätten machen können, und wollten das nun nachholen.
    Diejenigen Verteidiger des Canon, welche vorn in den Verstecken lagen, sahen, daß die Utahs sich sammelten, und teilten das ihren Kameraden mit. Man machte sich also auf den Empfang bereit. Plötzlich erscholl ein Geheul, als ob das wilde Heer losgelassen worden sei, und die Utahs drangen vor. Ein kaum zwei Minuten fortgesetztes Krachen von beiden Seiten, und sie wichen zurück, indem sie eine Menge Tote und Verwundete liegen ließen. Old Shatterhand hatte hinter einem der Felsenpfeiler gestanden und mehrere Schüsse abgegeben, dabei aber so gezielt, daß er die Getroffenen nicht tötete, sondern nur verwundete und kampfunfähig machte. Jetzt sah er, daß die Timbabatschen sich hinausstürzten, um die Gefallenen zu skalpieren; ihr Häuptling war bei ihnen.
    »Halt!« rief er mit donnernder Stimme. »Laßt diese Leute liegen.«
    »Warum? Ihre Skalpe gehören uns!« antwortete das »lange Ohr«.
    Dabei zog er sein Messer und bückte sich nieder, um einem Verwundeten die Kopfhaut zu nehmen. Im nächsten
    Augenblicke stand Old Shatterhand bei ihm, hielt ihm den Revolver vor den Kopf und drohte: »Thu einen Schnitt, so schieße ich dich nieder.«
    Das »lange Ohr« hatte wohl das Herz, ein Gewehr und einen Kugelbeutel zu stehlen, aber sich erschießen zu lassen, dazu fehlte ihm der Mut. Er richtete sich auf und sagte im Tone freundlicher Vorstellung: »Was kannst du dagegen haben? Die Utahs würden uns auch skalpieren.
    »Wenn ich bei ihnen wäre, würden sie es bleiben lassen. Ich dulde es nicht, wenigstens bei den noch lebenden nicht.«
    »So mögen sie ihre Skalpe behalten; aber den Toten werde ich sie nehmen.«
    »Mit welchem Rechte?«
    »Ich begreife dich nicht!« meinte der Rote betroffen. »Ein erlegter Feind muß doch skalpiert werden!«
    »Hier liegen viele. Hast du sie denn alle besiegt?«
    »Nein. Einen habe ich getroffen.«
    »Welchen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ist er tot?«
    »Auch das weiß ich nicht. Er lief weiter.«
    »So zeige mir denjenigen Toten, in welchem die Kugel deines Gewehres steckt; dann sollst du ihn skalpieren dürfen; eher aber nicht!«
    Der Häuptling zog sich brummend in sein Versteck zurück, und seine Leute folgten diesem Beispiele. Da erhob sich unten, wo die zurückgeschlagenen Utahs sich wieder gesammelt hatten, ein Geschrei. Da der Jäger zwischen Timbabatschen stand, hatten sie ihn nicht genau sehen können; nun er sich noch allein im Freien befand, erkannten sie ihn, und man hörte sie rufen: »Old Shatterhand! die Zauberflinte, das Zaubergewehr!«
    Daß dieser Mann sich hier befinden könne, war ihnen unbegreiflich. Seine Anwesenheit machte einen wahrhaft entmutigenden Eindruck auf sie. Desto mehr Courage zeigte er.
    Er schritt langsam weiter, auf sie zu und rief, als er in gute Hörweite von ihnen gekommen war: »Holt eure Toten und Verwundeten! Wir schenken sie euch.«
    Einer der Anführer trat vor und antwortete: »Ihr werdet auf uns schießen!«
    »Nein.«
    »Redest du die Wahrheit?«
    »Old Shatterhand lügt nie.«
    Dabei drehte er sich um und kehrte in sein Versteck zurück.
    So treulos diese Roten waren, diesem Jäger, diesem Bleichgesichte trauten sie keine Untreue, keinen Verrat zu.
    Dazu kam, daß es der Indianer für eine große Schande hält, seine Toten oder gar Verwundeten im Stiche zu lassen. Darum schickten die Utahs jetzt, zunächst wenigstens versuchsweise, zwei ihrer Leute ab, welche sich langsam näherten, einen Verwundeten aufhoben und ihn forttrugen. Sie kehrten wieder und schafften einen zweiten fort. Als auch jetzt nichts Feindseliges unternommen wurde, gewannen sie volles Vertrauen, und es kamen ihrer mehrere. Old Shatterhand trat wieder heraus; sie erschraken und wollten davonlaufen. Er aber rief ihnen zu: »Bleibt!

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