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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich euch später nenne; er wird euch die betreffende Summe sofort und unbeanstandet auszahlen.«
    »Das ist ja eine ganz prächtige Einrichtung, Mylord,« meinte Humply; »Wir wollen zwar nicht wünschen, daß - - - behold, Uncle, sieh einmal unsre Pferde an. Sie wedeln mit den Ohren und öffnen die Nüstern. Es muß etwas Fremdes in der Nähe sein. Die Rolling Prairie ist gefährlich. Steigt man auf die Hügel, so wird man gesehen, und bleibt man unten, so kann man das Nahen eines Feindes nicht bemerken und also sehr leicht überrascht werden. Will doch einmal nach oben steigen.«
    »Ich steige mit,« erklärte der Lord.
    »Bleibt lieber unten, Sir. Ihr könntet mir die Sache verderben.«
    »Pshaw! Ich verderbe nichts.«
    Die beiden stiegen aus dem Wellenthale nach der Spitze des Hügels empor. Als sie diesen beinahe erreicht hatten, legten sie sich nieder und krochen vorsichtig vollends hinauf. Das Gras verdeckte ihre Körper, und die Köpfe erhoben sie nur so weit, als nötig war, Umschau zu halten. »Hm, Ihr fangt die Sache für einen Neuling gar nicht so übel an, Sir,« lobte Humply. »Ich könnte es wirklich selbst kaum besser machen. Aber seht Ihr dort den Mann auf dem zweiten Wellenhügel, geradeaus von uns?«
    »Yes! Ein Indianer, wie es scheint?«
    »Ja, es ist ein Roter: Hätte ich - - ah, Sir, lauft doch einmal hinab und holt Euer Fernrohr herbei, damit ich das Gesicht des Mannes erkennen kann.«
    Der Lord folgte dieser Aufforderung.
    Der Indianer lag auf dem erwähnten Hügel im Grase und schaute aufmerksam nach Osten, wo aber gar nichts zu sehen war. Er richtete einigemal seinen Oberkörper weiter auf, um seinen Gesichtskreis zu vergrößern, ließ ihn aber stets schnell wieder niederfallen. Wenn er jemand erwartete, dann gewiß nur ein feindliches Wesen.
    Jetzt brachte der Lord sein Rohr, stellte es und reichte es dem Buckeligen hin. Eben als derselbe den Indianer vor das Glas bekam, sah dieser für einen Augenblick nach rückwärts, so daß sein Gesicht zu erkennen war. Sofort legte Humply das Rohr weg, sprang vollständig auf, so daß seine ganze Gestalt vom Standpunkte des Roten aus zu erkennen war, hielt die Hände an den Mund und rief mit lauter Stimme: »Menaka schecha, Menaka schecha! Mein Bruder mag zu seinem weißen Freunde kommen!«
    Der Indianer fuhr schnell herum, erkannte die buckelige Gestalt des Rufenden und glitt augenblicklich von der Spitze des Hügels herab, so daß er im Wellenthale verschwand.
    »Jetzt, Mylord, werdet Ihr wohl sehr bald die ersten fünfzig Dollar einzahlen müssen,« sagte Humply zu dem Engländer, indem er sich wieder niederduckte.
    »Wird es ein Abenteuer geben?«
    »Sehr wahrscheinlich, denn der Häuptling blickte jedenfalls nach Feinden aus.«
    »Ein Häuptling ist er?«
    »Ja, ein tüchtiger Kerl, Osagenhäuptling.«
    »Und ihr kennt ihn?«
    »Wir kennen ihn nicht nur, sondern wir haben mit ihm die Pfeife des Friedens und der Bruderschaft geraucht und sind verpflichtet, ihm in jeder Lage beizustehen, so wie er uns auch.«
    »Well, so wünsche ich, daß er nicht nur einen, sondern möglichst viele Gegner erwartet!«
    »Malt den Teufel nicht an die Wand! Derartige Wünsche sind gefährlich, da sie nur allzuleicht in Erfüllung gehen. Kommt mit hinab! Der Uncle wird erfreut, aber auch erstaunt darüber sein, daß der Häuptling sich in dieser Gegend befindet.«
    »Wie nanntet Ihr den Roten?«
    »In der Osagensprache Menaka schecha; d.h. die gute Sonne oder die große Sonne. Er ist ein sehr tapferer und erfahrener Krieger und dabei kein eigentlicher Feind der Weißen, obgleich die Osagen zu den Völkerschaften der noch ungezähmten Sioux gehören.«
    Unten angekommen, fanden sie den Uncle in einer steifen, theatralischen Pose. Er hatte alles gehört und diese Haltung angenommen, um seinen roten Freund möglichst würdevoll zu begrüßen.
    Nach kurzer Zeit begannen die Pferde zu schnauben, und gleich darauf sah man den Indianer kommen. Er befand sich in den besten Mannesjahren und trug die gewöhnliche indianische Lederkleidung, welche an einigen Stellen zerrissen und an andern mit frischem Blute befleckt war. Waffen hatte er keine.
    Auf jede seiner Wangen war eine Sonne tättowiert; an seinen beiden Handgelenken war die Haut aufgeschunden. Er mußte gebunden gewesen sein und die Fesseln gesprengt haben.
    Jedenfalls befand er sich auf der Flucht und wurde verfolgt.
    Trotz der Gefahr, die dem Indianer drohte und ihm sehr nahe sein konnte, kam er sehr langsam

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