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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tafeln habe ich auf Vorrat gegessen. Jetzt kann’s losgehen.“
    „Dann hast du ja die nötige Kraft zum
Paddeln.“
    „Wir fahren doch flußabwärts. Da nimmt
uns die Strömung mit.“
    „Gepaddelt wird trotzdem. Sonst sind
wir heute mittag noch in Sichtweite der Stadt.“
    Tarzan begrüßte Georg, der schon viele
Jahre bei den Sauerlichs war und die TKKG-Freunde ins Herz geschlossen hatte.
    „Ist ja toll, was ihr euch da
vorgenommen habt“, meinte er.
    Sie verstauten das Gepäck im
Kofferraum, wo Klößchens Packsack und die Paddel lagen: vier — und zwei als
Ersatz. Es handelte sich um Stechpaddel, die im Gegensatz zu dem Doppelpaddel
nur über ein Blatt verfügen — über jene breite Holzfläche also, die man durchs
Wasser zieht. Sie waren 150 cm lang und am Schaftende mit einem Knauf versehen.
Tarzan hatte dafür gesorgt, daß auf jedem Schaft Karls Name und Adresse mit
Kugelschreiber angebracht war. Das konnte nützlich sein, wenn ihnen ein Paddel
abhanden kam und man auf den ehrlichen Finder hoffen mußte.
    Das Kanu war aus Kunstharz und mit vier
herausnehmbaren Sitzschalen ausgestattet. Für gemütliches Paddeln. Man konnte
die Sitzschalen gegen solide Holzbänke vertauschen, die sich auch schräg
stellen ließen. Für etwas flotteres Paddeln. Denn gegen die schräggestellte
Bank stützte man sich kniend mit dem Hinterteil ab. Die sportlichste
Haltung war freilich der sogenannte Kniesitz, den die Ureinwohner Nordamerikas
bevorzugt hatten: einen Fuß aufgesetzt, das Knie angewinkelt, das andere Knie
auf dem Boden oder — besser noch — auf einem im Boot quergespannten Knieriemen.
Damit das Knie nicht zum Büßerknie wird. ,In dieser Haltung ließ sich bei
entsprechendem Krafteinsatz die höchste Geschwindigkeit erzielen. Darauf kam es
allerdings bei einer gemütlichen Wanderfahrt nicht an. Und es war auch nur
Tarzan, den die Renneigenschaften des Canadiers interessierten.
    Jetzt war alles verstaut. Tarzan setzte
sich hinter Klößchen.
    „Erst holen wir Karl ab“, meinte er. „Bei
Gaby wird es länger dauern. Wegen Oskar, wegen des Kochers und“, er lachte, „weil
ja Mädchen beim Packen immer etwas länger brauchen.“
    „Daß sie 14 Tage für uns kochen wird“,
sagte Klößchen, „erfüllt mich mit Sorge. Sie ißt wie ein Spatz und immer nur
winzige Portionen.“
    „Vielleicht kommst du so schlank
zurück, daß dich keiner mehr erkennt.“
    „Um Himmels willen! Mach mich nicht
jetzt schon seekrank!“
    Georg lachte. „Daß ihr Gaby das Kochen
aufhalsen wollt, finde ich nicht richtig. Jeder müßte mal drankommen. Wie ich
Gaby kenne, wird sie ohnehin darauf bestehen. Und wenn Willi kocht, gibt es die
großen Portionen.“
    Sie rollten durchs Tor.
    Tarzan wollte es sich gerade bequem
machen, als er den Rocker sah.
    Der Bursche hockte auf seiner Maschine,
die am Straßenrand stand. Eben zuzzelte er aus einer Cola-Flasche. Den Blick
hatte er auf eine Zeitung gerichtet, die ausgebreitet auf dem Lenker lag. Es
wirkte, als hätte sich der Knabe häuslich niedergelassen. Er war vierschrötig,
hatte ein fettes, weißes Gesicht und rote Haare. Er gehörte zu den
Höllenengeln. Wie er hieß, wußte Tarzan nicht.

    Staunend ließ der Kerl den Mund offen.
Staunend glotzte er in den Wagen. Dann fegte er die Zeitung vom Lenker, warf
die Flasche ins Gras und startete seine schwere Maschine.
    „Meine Mama hat geheult“, sagte
Klößchen. „Mein Papa war so aufgeregt, daß er seine Tabletten nehmen mußte.
Beide wären gern mitgekommen. Zum Ufer, meine ich. Sie hätten gern gewinkt,
wenn wir in See stechen. Aber dann hätten sie wohl gänzlich die Fassung
verloren.“
    „Sieh an!“ sagte Tarzan. Er hatte sich
umgedreht und beobachtete, wie der Rocker ihnen folgte.
    „Was ist?“
    „Schon vorbei. Tja, ich finde es auch
besser, wenn am Ufer nicht zu viele Tränen fließen. Schließlich paddeln wir ja
nicht nach Australien.“
    „Immerhin fahren wir den Mi-Am-Ga-Ni
hinunter. Das ist sozusagen eine Erstbefahrung. Georg weiß, wieso unser Strom
Mi-Am-Ga-Ni heißt.“
    Georg lächelte. „Habt ihr auch an
Heftpflaster gedacht — für die Blasen an den Händen.“
    „Die Bordapotheke“, antwortete Tarzan, „haben
wir mit.“
    Sie erreichten die Stadt und fuhren zu
Karls Adresse.
    Er hatte am Fenster gelauert. Kaum
hielt der Jaguar in der Toreinfahrt, als die ganze Familie Vierstein im
Laufschritt aus der romantischen Villa kam — Karl voran: lattendürr,
hochaufgeschossen und bebrillt. Vorfreude und

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