Der Schatz in der Drachenhöhle
zusammen.
„Drachenkopf?“ überlegte Klößchen. „Nie
gehört. Aber das will nichts heißen. In Erdkunde schlafe ich immer.“
„In den andern Fächern auch“, sagte
Tarzan mitleidslos.
Klößchen zog den Kopf zwischen die
Schultern, denn sein Zeugnis fiel ihm ein. Nachher, wenn er zu seinen Eltern in
die Stadt fuhr, würde er sich dafür verantworten müssen. Er ahnte, was sie ihm
sagen würden. Aber zum Glück geht ja jedes Gewitter mal vorüber. Und seine
Eltern waren herzensgute Menschen. Sie wohnten in einer großen, noblen Villa am
Stadtrand, wo es überaus fein zuging und ansonsten so langweilig, daß Klößchen
nicht zu Hause wohnte, sondern hier im Internat — bei Tarzan, seinem Freund,
obwohl er, Klößchen, bequem jeden Morgen mit Rad oder Bus zur Schule hätten
kommen können, wie viele externe Schüler, zu denen auch Gaby und Karl gehörten.
„Ist mir am sichersten so“, sagte
Tarzan.
„Was?“
Tarzan zeigte seinen Brustbeutel. „Wasserdicht.
Absolut sicher. Geld und Ausweis kommen rein. Und das.“
Er schob Foto und Bilderrätsel hinter
seinen Ausweis.
„Das Boot würde doch bestimmt nicht
sinken“, forschte Klößchen kleinlaut, „wenn ich 28 Tafeln mitnähme und...“
„14!“ Tarzan blieb eisern. „Schon das
ist zuviel.“
„Dann“, sagte Klößchen mit wilder
Entschlossenheit, „muß ich heute auf Vorrat essen. So, jetzt geht’s aber los!“
4. Tolle Geschichten im PINGUIN
Die Fenster der PINGUIN-Bar waren mit
schwarzer Farbe bemalt — vermutlich, um das Tageslicht abzuwehren und die
neugierigen Blicke.
Vor dem Eingang bockte Plotzka seine
Maschine auf. Rosa hatte ihren Helm abgenommen und kämmte sich rasch mal die
Haare. Dann gingen beide hinein.
Die Beleuchtung war spärlich — vielleicht
wegen der lichtscheuen Typen. Der Ventilator hatte es längst aufgegeben, den
Tabakqualm zu vertreiben. An den Tischen saß zu dieser Zeit niemand. An der
Theke hockte arbeitsscheues Gesindel, das die Taschen voller Geld hatte. Aber
keine Mark war ehrlich verdient.
Gierke winkte, drückte seine Zigarette
im Aschenbecher aus und rutschte zwei Hocker weiter, um für die beiden Platz zu
machen.
Plotzka setzte sich neben ihn.
„Da sind wir.“
Als Rosa auf ihren Hocker klettern
wollte, sagte er: „Du wolltest doch zur Toilette.“
„Ich? Wieso? Aber nein! War doch
gerade.“
„Doch“, sagte er durch die Zähne, „du
wolltest zur Toilette.“
Sie sah ihren Macker an und begriff
endlich. Ein Schatten legte sich über ihr Puppengesicht.
„Gehe ja schon. Nimm dich bloß nicht so
wichtig.“
Sie zog ab — mit einem gewaltigen
Schmollmund, aufgrund seiner Breite.
„Ich denke, du kannst ihr vertrauen“,
sagte Gierke.
„Kann ich auch. Aber manchmal geht sie
mir auf den Geist.“
Gierke betrachtete das Pflaster auf
Plotzkas Stoppelkopf, fragte aber nicht nach der Entstehungsgeschichte. Statt
dessen sagte er: „Nun mal her mit den Papierchen.“
Plotzka räusperte sich. „Äh... die habe
ich noch nicht.“
„Was?“
„Sieh mich an!“ Der Rocker tippte auf
das Pflaster. „Ich habe gekämpft wie ein Löwe. Aber die Übermacht war zu groß.
Kurz vor dem Internat konnte ich ihn abfangen, diesen Tarzan. Er pfiff auf zwei
Fingern, und plötzlich wimmelte es von seinesgleichen. Fünf oder sechs habe ich
fertiggemacht. Dann hing mir ein Dutzend dieser Kerle auf dem Rücken. Ich mußte
mich zurückziehen. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend.“
Gierke starrte ihn an. In seinem
hageren Gesicht zuckten verschiedene Nerven.
„Verdammt! Ich brauche Slanskys
Zeichnung. Du ahnst nicht, was davon abhängt. Für mich! Nur für mich! Rainer,
ich erhöhe die Beschaffungsprämie auf... ja, auf 2000! Tut mir verdammt weh,
diese Summe, bin nämlich momentan knapp bei Kasse. Aber ich muß die Zeichnung
haben.“
Plotzka wandte sich dem mißmutigen
Barkeeper zu, der - statt nach den Wünschen zu fragen — nur fragend glotzte.
„Ein Bier!“
Plotzka bekam einen Bierdeckel
hingeknallt. Der Keeper entfernte sich, und Plotzkas Stimme hatte einen
schmatzenden Unterton, als er sagte: „2000? Junge, Junge! Das muß ja was sein.
Gemacht, Gierke. Ich besorg dir das Ding. Wenn es sein muß, werden sämtliche
Höllenengel diesem Tarzan auf den Fersen sitzen. Dann sind wir in der
Überzahl. Ja, so mache ich’s. Mit meinen Kumpels nehme ich ihn mir vor. Der
kann sich freuen.“
„Wie viele seid ihr?“
„Acht.“
„Vor allem, Rainer: Es muß schnell
gehen. Schnell!
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