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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hörst du. So schnell wie möglich. Und denk dran: Heute ist
Ferienbeginn. Kann sein, der haut heute noch ab — Richtung Heimat. Spätestens
aber morgen.“
    „Gut, daß du mich daran erinnerst. Ab
sofort werden wir ihn beschatten. Rund um die Uhr. Und sobald er auftaucht,
greifen wir zu. Am besten wird’s sein auf dem Bahnhof. Oder wenn er schon im
Zug sitzt. Jedenfalls, Gierke: Du kriegst die Zeichnung. Dafür verbürge ich
mich.“
    Sein Bier wurde serviert. Er nahm einen
kräftigen Schluck, rutschte vom Hocker und sagte, er müsse jetzt telefonieren —
sofort die Beschattung einleiten, damit einer der Höllenengel ständig das
Internat im Auge behalte.
    Als er sich entfernt hatte, kam Rosa
zurück. Mit beleidigter Miene setzte sie sich auf seinen angewärmten Hocker.
    „Rainer ist sauer auf mich, weil ich
ihm das Ding mit dem Schraubenschlüssel verpaßt habe. Aber das war aus
Versehen.“
    „Aha!“ sagte Gierke. „Was willst du
trinken?“
    Sie wollte Bier, bestellte und behalf
sich zunächst mit Plotzkas Glas, indem sie es leerte. Den Schaum-Schnurrbart
auf der Oberlippe leckte sie weg.
    „Nachdem dieser Tarzan ihn flachgelegt
hatte, bin ich mit dem Schraubenschlüssel dazwischen. Wollte dem eins auf
seinen Lockenkopf geben. Aber Rainer hat mich so unglücklich gestoßen, daß ich
ihn traf und nicht diesen Tarzan. So ist es gewesen.“
    „Und die andern? Haben die zugesehen?“
    „Welche andern? Außer uns dreien war
doch keiner da.“
    Gierke sah zu, wie der Keeper das Bier
vor sie hinstellte, und hob sein Glas.
    „Prost, Rosa! Trinken wir auf die
tollen Geschichten, die man manchmal so hört.“
     
    *
     
    Der frühe Morgen war kühl. Tarzan stand
am Fenster und sah hinunter auf die taufeuchten Wiesen. Drüben im Pauker-Silo,
wie das Wohnhaus der Lehrer und Erzieher genannt wurde, blieb alles ruhig.
Erster Ferientag. Die meisten waren gestern schon verreist.
    Hinter ihm, im großen Hauptgebäude,
herrschte geisterhafte Stille. Kein Rennen, kein Trappeln, kein Lachen oder
Schimpfen, kein plärrendes Radio — nur Grabesstille.
    Zum ersten Mal, dachte er, habe ich das
Haus für mich allein.
    Klößchens Bett war unbenutzt, er war
gestern noch — mit Sack und Pack und 14 Tafeln Schokolade — nach Hause
geradelt, um die letzte Nacht vor dem großen Abenteuer bei seinen Eltern zu
verbringen.
    Tarzan ging in den Waschsaal, drehte
sechs Duschen auf: eine heiß, eine kalt — immer abwechselnd — und machte sich
einen Spaß daraus, von einer in die andere zu springen.
    Nachdem er sich angezogen hatte — Turnschuhe,
T-Shirt und abgeschnittene Jeans — kontrollierte er zum letzten Mal, ob alles
bereit lag: die beiden zusammengepackten Zelte, sein Packsack, die
regenabweisenden Persennings für das Kanu und die noch leeren Packsäcke für
Gaby und Karl.
    Der Canadier samt Paddel war bereits
bei den Sauerlichs, wo sie ihn im Hobbyraum bis heute gelagert hatten.
    Tarzan trug alles in den Hof hinunter,
ging dann in den großen Speisesaal und sagte laut: „Guten Morgen, allerseits!“
    Aber niemand war da, um zu antworten.
    Er ging in die Küche, wo zwei
Helferinnen putzten und wienerten. Sie hatten Kaffee für sich gekocht und
staunten nicht schlecht, als er nach Frühstück fragte.
    „Wieso bist du noch hier, Tarzan?“
    „Ich werde gleich abgeholt.“
    Sie brühten ihm Tee auf, weil er den
lieber trank, und belegten ihm zwei Semmeln, die er im Stehen aß. Er dankte,
wünschte „Schöne Ferien!“ und trat wieder auf den Hof, der jetzt schon voll
Sonne war. Der blaue Himmel verhieß einen heißen, trockenen Tag.
    Er trug das Gepäck zum Parkplatz, sah
auf die Uhr und hockte sich auf eine Begrenzungsmauer. Sein Kopf war so voller
Gedanken, daß er sie hätte numerieren müssen, um jedem die nötige
Aufmerksamkeit zu schenken. Daß er still sitzen konnte, lag an seiner
Selbstdisziplin. Innerlich war er kribbelig wie ein Ameisenhaufen, in den ein
Regenguß fällt.
    Ein Zwölf-Zylinder-Jaguar rollte durchs
Tor heran. Er wurde gelenkt von einem uniformierten Chauffeur. Das war Georg,
der Privatfahrer von Klößchens Vater. Klößchen saß neben ihm und hopste auf
seinem Sitz auf und ab. Auf dem Dach war ein Träger angebracht, dort das Kanu
festgemacht: der Wander-Canadier für vier Personen. Er war 560 cm lang, 100 cm
breit und 44 kg schwer. Ein formschönes Kanu mit hochgezogenem Steven (die
beiden Enden vorn und hinten = Bug, vorn; Heck, hinten).
    Kaum hielt der Wagen, sprang Klößchen
heraus. „Vier

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