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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Olivia zugeben musste, waren einige dieser Experimente schief gelaufen. Einmal hatte ihre Schwester beim Studium irgendwelcher Sprengstoffe einen kleinen Schuppen auf dem Landsitz in die Luft gejagt. Und gelegentlich war ein kleines Feuer ausgebrochen – stets im Dienst der Wissenschaft und ohne ernsthaften Schaden anzurichten. Deshalb durfte man Thisbe noch lange nicht der Pyromanie bezichtigen, was gewisse Banausen genüsslich taten.
    Manchmal waren die jüngeren Zwillinge, Alexander und Constantine, in Schwierigkeiten geraten. Aber was sollte man von zwei lebhaften, intelligenten, neugierigen Jungen erwarten? Natürlich ärgerte man sich, wenn eine Uhr nicht mehr funktionierte, weil die beiden sie auseinander genommen hatten, um das Räderwerk zu studieren. Sogar die Duchess zeigte sich ein wenig ungehalten, nachdem der Versuch, eine Dampfmaschine zu bauen, den Carrara-Marmorboden im Wintergarten ruiniert hatte. Dergleichen solle man besser in einem Nebengebäude hinter dem Haus ausprobieren, betonte sie.
    Doch am Zwischenfall mit dem Heißluftballon trug dessen Besitzer die Schuld, zumindest nach Olivias Meinung. Kein vernünftiger Mensch würde zwei Zehnjährige mit einem Ballon allein lassen, an dem ein leerer Korb hing. Und außerdem – hatten sie das Ding nicht fast unbeschädigt auf die Wiese zurückgesteuert?
    Kyrias "Wahnsinn" bestand nach der Ansicht der Gesellschaft in ihrer Weigerung zu heiraten. Und Reed? Wie man ihn eigenartig finden konnte, verstand Olivia nun wirklich nicht. Von allen Moreland-Sprösslingen war er der normalste, nüchtern und praktisch veranlagt. Wann immer man Probleme hatte, konnte man sich an ihn wenden, und er half einem aus der Klemme. Sorgsam kümmerte er sich um die Finanzen der Sippe, zügelte die Extravaganzen und hielt das zweifellos schwankende Familienschiff auf halbwegs geradem Kurs.
    Wie Olivia wusste, würden die meisten Leute ihre beruflichen Aktivitäten merkwürdig finden. Vielen würde es absurd erscheinen, dass eine Frau überhaupt einem Beruf nachging. Aber die Möglichkeit eines Kontakts mit der Geisterwelt hatte sie schon in der Kindheit fasziniert. Teils schaudernd, teils begeistert hatte sie den Geschichten ihrer Großmutter gelauscht. Die Dowager Duchess erzählte ihr, sie habe das zweite Gesicht, und verkündete, die Enkelin besitze ein ähnliches Talent. Obwohl Olivia daran zweifelte, begann sie dieses Fachgebiet zu studieren. Warum sollte man die Werkzeuge der Wissenschaft – Forschung, Logik und Experimente – nicht auf den nebulöseren Bereich der Geister anwenden? Mehrere Wissenschaftler versuchten, die Behauptungen der Medien und potenzielle Gespräche mit Verstorbenen zu ergründen. Allerdings stellte Olivia immer wieder fest, dass diese Gelehrten offenkundige Betrügereien ignorierten und sich auf vermeintliche Beweise für die Existenz von Geistern stürzten.
    Jedenfalls gibt es nichts an den Morelands zu kritisieren, dachte sie unerschütterlich, während sie die Kutsche verließ und die Eingangsstufen des majestätischen Brougthon House hinaufstieg. Es ist der Rest der Gesellschaft, der sich im Irrtum befindet …
    In der Halle wurde sie von ihren Zwillingsbrüdern begrüßt. Abwechselnd sprangen sie die Treppe zum schwarzweißen Schachbrettboden herab.
    "Hallo!" rief Alexander fröhlich und bückte sich, um die Stelle, auf der Constantine gelandet war, mit einem Stock zu markieren. Dann kehrte er zu der Stufe zurück, von der sein Bruder herabgehüpft war.
    Grinsend winkte Constantine seiner Schwester zu und holte einen silbernen Kerzenleuchter. Damit kennzeichnete er die Sprungweite des anderen Zwillings.
    "Seid bloß vorsichtig!" warnte Olivia in sanftem Ton. "Auf diesem Marmor könntet ihr euch die Schädel einschlagen."
    "Wir fallen doch nicht auf den Kopf", protestierte Con verächtlich.
    Da die Jungen seit ihrer frühesten Kindheit auf dem harten Boden umherhopsten, musste sie ihnen zubilligen, dass sie wahrscheinlich Experten waren. "Was markiert ihr denn?"
    "Wie weit wir schlittern. Unsere Sprünge von der Treppe lassen sich nicht genau messen, weil wir immer noch ein Stück rutschen."
    "Manchmal gleiten wir ziemlich weit weg", ergänzte Alex, "und das nächste Mal fast gar nicht. Jetzt bin ich dran, Con!" Er sprang herunter und rutschte dicht vor die Markierung seines Bruders. "Verdammter Mist!"
    "Hüte deine Zunge, Alex", mahnte Olivia automatisch.
    "Nun wollen wir herausfinden, wer am weitesten rutscht", erklärte Con.
    "Ah, ich

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