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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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genug für dich ist. Wenn das auch unmöglich sein dürfte – vielleicht finden wir trotzdem einen, der sich wenigstens annähernd mit dir messen kann."
    Olivia lächelte schwach. "Nein, danke, Kyria. Weder Lord St. Leger noch irgendein anderer würde mich interessieren. So, wie ich jetzt lebe, gefällt es mir. Ich genieße meine Arbeit. Dabei würde mich ein Gentleman nur stören." An Thisbe gewandt, fuhr sie fort: "Männer wie Desmond gibt's bedauerlicherweise nur selten – Männer, die den Verstand ihrer Frauen respektieren und ihre beruflichen Neigungen unterstützen …" Seufzend verstummte sie.
    "Wie gut, dass ich beschlossen habe, nie zu heiraten!" Kyria lachte leise. "Trotzdem amüsiert mich männliche Gesellschaft, und deshalb besuche ich diese Soiree. Komm doch mit mir!"
    Olivia schüttelte den Kopf. "Dafür bin ich wirklich zu müde. Und ich muss morgen arbeiten, Briefe beantworten und …" Bedrückt hielt sie inne, bevor sie fortfuhr: "Ich fürchte, ich werde nie wieder Gelegenheit finden, Mrs. Terhune betrügerische Praktiken nachzuweisen. Aber es mangelt nicht an anderen Spuren, die ich verfolgen möchte."
    "Sicher nicht." Thisbe streichelte die Hand ihrer jüngsten Schwester, und Kyria akzeptierte deren Weigerung, mit ihr auszugehen. Wie sie wusste, war Olivia sehr schüchtern, mochte sie sich auch temperamentvoll für ihre Ansichten oder geliebte Menschen einsetzen. Wenn sie von mehreren Leuten umringt wurde, fühlte sie sich unbehaglich. Deshalb würde Lady Westerfields Party sie nur nervös machen oder bestenfalls langweilen.
    Olivia beobachtete, wie ihre schöne Schwester dem Lakaien bedeutete, das Cape um ihre Schultern zu legen. Dann verließ Kyria das Haus.
    Die Zwillinge kehrten zurück, gefolgt von Desmond, einem attraktiven Mann, der meistens etwas geistesabwesend wirkte.
    "Zum Glück konnten wir die Schlange gerade noch rechtzeitig erwischen!" triumphierte Con. "Die Köchin hat sie gar nicht gesehen."
    "Und in der Küche stießen wir auf Desmond", fügte Alex hinzu und umfasste die Hand seines Schwagers. "Gehen wir jetzt, Thisbe?"
    "Wohin?" murmelte Desmond und musste an sein Versprechen erinnert werden, mit seiner Frau und den beiden Jungen die Sterne zu studieren. Sobald er informiert war, schien er sich zu freuen. "Genau die richtige Nacht dafür. So einen klaren Himmel erlebt man in der Stadt nur selten. Habt ihr euer Teleskop dabei?"
    Das hatten die Zwillinge unter die Treppe gelegt, um es bei ihren Sprüngen nicht zu beschädigen. Außerdem hatten sie eine Decke mitgebracht, eine Laterne und einen kleinen Beutel mit Obst für einen mitternächtlichen Imbiss. Thisbe fragte Olivia, ob sie mitkommen wolle. Normalerweise hätte sie zugestimmt. Aber sie lehnte die Einladung ab, unter dem Vorwand, nach den Ereignissen dieses Abends wäre sie zu müde.
    In Wirklichkeit wollte sie nur allein sein, um nachzudenken – vor allem über ihre sonderbaren Empfindungen bei Lord St. Legers Anblick. Natürlich fühlte sie sich nicht zu ihm hingezogen, weder emotional noch chemisch, mochten ihre Schwestern auch etwas anderes behaupten. Nun musste sie herausfinden, wieso sie geglaubt hatte, ihn zu kennen.
    Sie stieg die Treppe hinauf, betrat ihr Zimmer und zog sich aus. In einem Morgenmantel aus Brokat setzte sie sich ans Fenster und bürstete ihr Haar. Dazu brauchte sie – was für sie typisch war – die Dienste einer Zofe nicht, weil sie eine schlichte Frisur bevorzugte. Ihren einfachen Nackenknoten konnte sie ohne Hilfe feststecken und von den Nadeln befreien. Außerdem trug sie nur praktische Kleider mit Knöpfen an der Vorderseite. Niemals zwängte sie sich in ein Fischbeinkorsett. Darin folgte sie ebenso wie ihre Schwestern dem Beispiel der Mutter, die kategorisch erklärte, die Frauen dürften ihre Gesundheit nicht durch absurde Wespentaillen gefährden. Und so konnte Olivia auf Beistand verzichten, wenn sie sich auskleidete. Sie hielt eine persönliche Zofe ohnehin für einen überflüssigen Luxus, und sie war lieber allein, statt dem Geschwätz einer Dienerin zu lauschen.
    Für gewöhnlich entspannte sie sich, während sie ihr Haar bürstete. Aber an diesem Abend vermochte sie keinen klaren Gedanken zu fassen. Immer wieder stand sie auf und wanderte umher. Wieso hatte Lord St. Leger jenes eigenartige Gefühl in ihr ausgelöst? Dass er ihr nicht aus dem Kopf ging, ärgerte sie. Unentwegt überlegte sie, was sie hätte sagen oder tun sollen, mit welch geistreichen Bemerkungen es ihr gelungen

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