Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
sie sich sogar. Doch sie wusste, wie sehr Olivia Unstimmigkeiten im Familienkreis hasste.
    "Bist du … Lord St. Leger jemals begegnet?"
    "Meinst du den neuen? Oder Roderick?"
    "Äh … den neuen. Wer ist Roderick?"
    "Der frühere Lord. Soviel ich mich entsinne, erlitt er vor etwa einem Jahr einen tödlichen Jagdunfall."
    "Also – dieser Mann war sehr lebendig."
    "Hast du ihn heute Abend kennen gelernt?" fragte Kyria interessiert. "Sieht er gut aus?"
    "Ja, das könnte man sagen. Er hat – nun ja – umwerfende graue Augen. Fast silbrig, wenn man es so ausdrücken will."
    "Ich verstehe." Kyria runzelte nachdenklich die Stirn. "Allzu viel weiß ich leider nicht über ihn. Ich habe ihn nie getroffen. Nach dem Tod seines Bruders kam er nach Hause, um das Erbe anzutreten, und seither lebt er auf seinem Landsitz. Natürlich stellen die Leute gewisse Spekulationen an, weil er unverheiratet und zweifellos eine gute Partie ist. Die letzten Jahre hat er anscheinend in den Vereinigten Staaten verbracht und ein Vermögen gemacht. Dass er sich zurzeit in London aufhält, höre ich zum ersten Mal. Wo hast du ihn gesehen?"
    "Er nahm an der Séance teil, die ich heute besuchte."
    "Also einer von diesen Dummköpfen?" meinte Thisbe verächtlich.
    "Nein", erwiderte Olivia. "Soweit ich feststellen konnte, glaubt er nicht an Geister. Keine Ahnung, warum er bei dieser Séance war. Jedenfalls hielt er mich für eine Komplizin des Mediums."
    "Tatsächlich? Warum?"
    "Weil ich den Schrank öffnen und allen Leuten zeigen wollte, wie die Frau ungefesselt darin sitzen und eins ihrer albernen Bilder hochhalten würde. Aber er packte mich am Arm, und die Chance war vertan."
    "Was? Er packte dich?"
    "Sogar ziemlich unsanft. Offenbar dachte er, ich würde einen Geist spielen. Danach herrschte große Aufregung, und der Gastgeber wies uns die Tür."
    "Ach, du meine Güte!" Kyria lachte perlend. "Was für eine Szene muss das gewesen sein!"
    "Allerdings. Aber …" Olivia zögerte.
    "Ja?" drängte Thisbe, und Kyria führte Olivia zu einer Bank an der Wand neben dem Eingang. Dann übergab sie dem Lakaien ihr Cape, entließ ihn mit einer knappen Geste und setzte sich zu ihrer jungen Schwester. Auf der anderen Seite nahm Thisbe Platz.
    "Nun?" erkundigte sich Kyria. "Hast du … irgendwelche Gefühle für den Mann entwickelt?"
    "Kyria!" rief Olivia entsetzt. "Wie kannst du nur so etwas fragen? Ich hatte ihn doch eben erst kennen gelernt."
    "Manchmal dauert so etwas nicht lange", warf Thisbe ein.
    "Was ich so seltsam fand … Als er mich packte, schrie ich, und jemand entzündete die Lampe. Da sah ich Lord St. Leger, und obwohl ich ihn nicht kannte und er mich wütend anstarrte, hatte ich keine Angst mehr."
    "Vermutlich, weil du gemerkt hast, dass er ein Gentleman und kein Geist ist", sagte Thisbe. "Meistens fürchten wir nur die Dinge, die wir nicht sehen."
    "Da steckte noch mehr dahinter", entgegnete Olivia. "Ich fühlte mich so … merkwürdig. Meine Arme begannen zu prickeln, und sekundenlang gewann ich den Eindruck … Oh, ich weiß es nicht. Sicher klingt es verrückt, aber ich glaubte ihn zu kennen. Andererseits war ich ihm nie zuvor begegnet – daran gab es keinen Zweifel. Dann ärgerte er mich, und das Gefühl verflog. Trotzdem hatte ich's deutlich gespürt. Was soll ich bloß davon halten?"
    "Chemie", erklärte Thisbe in ruhigem Ton.
    "Was?"
    "Die Anziehungskraft ist eine chemische Reaktion. Davon bin ich fest überzeugt. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, wo ich Desmond zum ersten Mal gegenüberstand. Noch nie im Leben war ich so verwirrt gewesen. Er erwiderte meinen Blick, und ein Schauer lief über meinen Rücken. Als er meinen Arm berührte, bebte ich am ganzen Körper. Chemie."
    "Diesen Mann werde ich niemals heiraten!" protestierte Olivia. "Ich kenne ihn kaum. Außerdem hat er sich abscheulich benommen. Erst verdarb er mir die Chance, diese grässliche Mrs. Terhune zu entlarven, und dann wagte er auch noch, uns die 'verrückten Morelands' zu nennen! Er benutzte diesen Ausdruck und sagte es mir direkt ins Gesicht!"
    "Nein!" In Kyrias grünen Augen funkelte helle Empörung.
    Aber Thisbe zuckte gleichmütig die Achseln. "So beurteilen uns alle engstirnigen Leute. Eigentlich müssten wir sie bemitleiden."
    " Mir tun sie nicht Leid", fauchte Kyria. "Und wenn Lord St. Leger zu diesen Idioten zählt, solltest du nichts für ihn empfinden, Livvy." Sie ergriff Olivias Hand. "Begleite mich zu der Soiree, und wir suchen einen Gentleman, der gut

Weitere Kostenlose Bücher