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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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undefinierbares Geräusch riss ihn aus seinem Traum. Atemlos erwachte er, immer noch im Bann seiner Lust, hob langsam den Kopf und blinzelte verwirrt.
    Auf der anderen Seite des Schreibtisches saß Olivia und starrte ihn an. Das Buch, das in ihrem Schoß gelegen hatte, war hinuntergefallen. "Oh", hauchte sie benommen, die Wangen erhitzt. In ihren braunen Augen schimmerte Sehnsucht, ihre Miene spiegelte Staunen und Verlegenheit wider.
    Irgendwie hatte er den Eindruck, sie ahnte, was er geträumt hatte. "Olivia …"
    Aus ihrer Kehle rang sich ein halb erstickter Laut, und sie sprang auf. Unbeachtet glitt die Decke zu Boden. Dann stürmte Olivia zur Tür hinaus.
     
    Am nächsten Morgen eilte sie ins Dienstbotenquartier und erklärte Tom, er müsse in Mr. Babingtons Zimmer die schwarze Mönchskutte suchen, die der "Geist" im Garten getragen hatte.
    Den ganzen Tag ging sie dem Hausherrn geflissentlich aus dem Weg. Als sie ihn am späteren Vormittag mit seiner Familie und den Gästen im Salon sitzen sah, kehrte sie sofort um und wanderte durch den Garten. Obwohl sie dem Personal nur ungern zusätzliche Arbeit aufbürdete, bat sie Joan, ein Tablett mit dem Mittagessen in ihr Zimmer zu bringen. Danach las sie einen langweiligen Roman, den sie in der Schublade des Nachttischchens gefunden hatte.
    Nur Tom durchbrach die Monotonie dieser Stunden. Am Nachmittag kam er zu ihr und erstattete Bericht. In Mr. Babingtons Zimmer hatte er weder eine Mönchsrobe noch andere verdächtige Gegenstände gefunden, was sie nicht überraschte. Da der Mann am Vorabend wegen "Lady Alys" verblüffender Aktivitäten unbehelligt in den Garten gelangt war, hatte er das Kostüm offenbar aus dem Versteck holen und vernichten können. Gleichwohl hatte Olivia gehofft, er wäre achtlos genug gewesen, die Kutte und die Totenkopfmaske in seinem Schlafzimmer zu verwahren. Und so bereiteten ihr Toms Neuigkeiten eine bittere Enttäuschung.
    Darüber musste sie Stephen natürlich informieren. Doch das wollte sie auf den nächsten Tag verschieben. Vorerst konnte sie ihm unmöglich gegenübertreten – nicht nach dem bizarren, erotischen Traum der letzten Nacht.
    Schlimm genug, dass sie in Stephens Arbeitszimmer eingeschlummert war … So etwas schickte sich nicht für eine Dame. Hielt er sie jetzt für unmanierlich? War ihr Haar zerzaust gewesen? Hatte sie im Schlaf gesprochen oder – noch peinlicher – geschnarcht? Aber das alles erschien nicht so schrecklich wie der Traum.
    Wieder einmal hatte sie von der Frau in der mittelalterlichen Kleidung geträumt, die kurz zuvor in der Halle durch die Wand gegangen war. Nicht verwunderlich, denn ihre Gedanken hatten sich ausschließlich um diese Lady gedreht … Trotzdem war sie verstört. Der Traum hatte zunächst jenem ersten geglichen. Wie eine unbeteiligte Zuschauerin hatte sie die Ereignisse beobachtet. Dann hatte sie sich in die Frau verwandelt – Alys, so nannte sie ihr Liebhaber. Sie küssten sich, und eine süße Glut durchströmte ihren ganzen Körper.
    Irgendwie lag sie nicht mehr in den Armen des mittelalterlichen Ritters. Stephen drückte sie an seine Brust. Mit jeder Sekunde wuchs die Leidenschaft, alle ihre Nerven prickelten. Und sie hatte sich intimere Zärtlichkeiten gewünscht. Selbst jetzt, während sie am nächsten Tag daran dachte, wurde sie von einer beunruhigenden Hitze bedrängt, die nicht mit Verlegenheit zusammenhing – nur mit verzehrender Begierde.
    Das Verlangen war unerträglich geworden, und die heftigen Gefühle hatten sie aufwachen lassen. Bestürzt hatte sie sich aufgerichtet, und das Buch war von ihrem Schoß hinuntergefallen und geräuschvoll auf dem Boden gelandet. Sie starrte Stephen an, benommen und verwirrt, sekundenlang außer Stande, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden, denn die Flammen der Lust loderten immer noch in ihrem Innern.
    Dann hob er den Kopf, guckte sie an, und sie las in seinen verschleierten Augen ein Echo ihrer eigenen Emotionen. Da erkannte sie, dass er wusste, was sie geträumt hatte. Entsetzt hatte sie die Flucht ergriffen und auch am nächsten Tag eine Begegnung vermieden.
    Natürlich konnte er nicht wissen, was in ihrem Traum geschehen war. Er hatte ihr Mienenspiel nicht beobachtet, weil er ebenfalls eingeschlafen war, den Kopf in seinen Arm auf dem Schreibtisch gebettet.
    Und doch – sie erinnerte sich viel zu gut an das sinnliche Feuer seines Blicks. In jenem Moment war sie sicher gewesen, dass er alles gesehen hatte, das Rauschen des

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