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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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würde das erklären.
    Wenn Stephen tatsächlich ein gewissenloser Schürzenjäger sein sollte … Hatte er nicht nur Pamela, sondern mehrere Mädchen unglücklich gemacht? Wenn das zutraf, hatte der Kuss nichts zu bedeuten.
    Natürlich hatte sie das schon vor dem Gespräch mit Pamela befürchtet. Doch es tat ihr in der Seele weh, diese Vermutung bestätigt zu finden. Wenn er eine schöne Frau wie Pamela zurückgewiesen hatte, durfte Olivia niemals hoffen, er wäre ernsthaft an ihr interessiert. Ärgerlich kämpfte sie mit den Tränen. Dass er nichts für sie empfand, sollte keine Rolle spielen. Bedauerlicherweise hörte ihr Herz nicht auf die Stimme der Vernunft.

7. Kapitel
     
    Am nächsten Morgen weigerte sie sich, das Kleid zu tragen, das Joan bereitgelegt hatte. Stattdessen zog sie das einzige an, das Kyria und die Zofe nicht verschönert hatten, ein schmuckloses braunes Tageskleid. Sie ließ sich auch nicht von Joan frisieren und steckte ihr Haar zu dem gewohnten strengen Nackenknoten fest.
    Von jetzt an würde sie sich nicht mehr herausputzen. Sie hielt sich aus rein beruflichen Gründen in Blackhope Hall auf. Dieser Tatsache wollte sie ihre äußere Erscheinung anpassen.
    Fest entschlossen, ihre Beziehung zu Lord St. Leger wieder auf eine korrekte Basis zu stellen, ging sie ins Frühstückszimmer. Gewissermaßen waren sie Kollegen, sie arbeiteten zusammen. Was immer er ihrer Miene in jener Nacht entnommen haben mochte – wovon sie geträumt hatte, konnte er nicht wissen. Und sie würde sich so benehmen, dass er erkennen musste, was er zu beobachten geglaubt hatte, wäre ein Irrtum gewesen.
    Ihre Entschlossenheit währte nur so lange, bis sie ihr Frühstück beendete. Dann überreichte ihr ein Lakai eine schriftliche Nachricht mit der Bitte des Earl, so bald wie möglich in sein Arbeitszimmer zu kommen. Ihr Herz pochte wie rasend. Und sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um Stephens Wunsch zu erfüllen. "Du möchtest mich sehen?" fragte sie und war stolz, weil ihre Stimme kühl und beiläufig klang. Aber sie war unfähig, ihm ins Gesicht zu schauen, und so starrte sie einen Punkt über seiner Schulter an.
    "Äh … ja."
    Zu ihrer Genugtuung misslang es ihm, ebenso gelassen zu sprechen wie sie selbst. Aus den Augenwinkeln musterte sie ihn verstohlen. War er nervös?
    "Gestern fanden wir keine Gelegenheit zu einer Unterredung. Ich dachte, vielleicht würdest du gern erfahren …", er zögerte und räusperte sich, "… was ich bei meinen Nachforschungen festgestellt habe."
    "Oh?" Jetzt richtete sie ihren Blick direkt in seine Augen, um sich zu vergewissern, dass er nichts von ihrem Traum ahnte. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie keinen anzüglichen Triumph. Ganz im Gegenteil, er schien sich unbehaglich zu fühlen. "Welche Nachforschungen?"
    "Nun, ich …" Er unterbrach sich wieder und musterte sie prüfend. "Als ich neulich an meinem Schreibtisch einschlief, hatte ich einen merkwürdigen Traum."
    Verwirrt rang sie nach Luft. "Wie bitte?"
    "In jener Nacht studierten wir die historischen Bücher. Du hast geschlafen, und ich las noch eine Weile, bevor ich ebenfalls einschlummerte und träumte. Nachdem ich erwacht war, gewann ich den Eindruck, auch du würdest dich an einen Traum erinnern."
    In ihre Wangen kroch heiße Röte. "Ja."
    "Ich träumte von der Frau, die wir zuvor gesehen hatten. Von der Vision."
    "Wirklich?" fragte Olivia erstaunt und vergaß ihre Verlegenheit.
    Stephen nickte. "In meinem Traum kam auch ein Mann vor, der wie ein mittelalterlicher Ritter gekleidet war. Die Frau nannte ihn John. Und er redete sie mit Alys an. Die beiden standen in einem Keller voller Fässer und Kisten …"
    "Was?" Plötzlich begann sie zu frösteln. "Du hast sie in einem Lagerraum gesehen?"
    "Ja, und davor in einem Burghof. Erst stieg sie durch eine Falltür in den Keller hinab, dann er."
    Olivia drehte sich der Magen um. Zitternd presste sie eine eiskalte Hand an ihre Kehle, und sie schwankte ein wenig. Sofort eilte Stephen zu ihr, ergriff ihren Arm und führte sie zu einem Lehnstuhl.
    "Bitte, setz dich. Sonst könntest du die Besinnung verlieren." Mit sanfter Gewalt drückte er sie in die Polsterung und kniete neben ihr nieder.
    "Zumindest war ich nahe daran …" Sie betrachtete ihre bebenden Finger. "Diesen Traum hatte ich auch."
    "Heiliger Himmel!" Nun entstand ein langes Schweigen, und Stephen erhob sich. "Zunächst dachte ich, du würdest wissen, was ich geträumt hatte."
    "Und ich glaubte, du würdest

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