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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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eine Kerze und Streichhölzer mitgenommen … Daran hatte sie im Eifer der überstürzten Verfolgungsjagd nicht gedacht. "Jedenfalls sollten wir hinuntergehen", erklärte sie und ergriff wieder Belindas Hand. "In diesem Stockwerk ist es besonders finster. Weiter unten gibt es mehr Fenster, die werden uns Licht spenden. Und im Erdgeschoss entdecken wir vielleicht eine Tür, die ins Freie führt. Dann müssen wir das Haus nur umrunden und werden den Hauptflügel erreichen."
    Mit diesem Vorschlag beruhigte sie das Mädchen. Sie stiegen die schmale Treppe hinab und folgten einem Korridor, der an einer Wand endete. Wenigstens befand sich an dieser Stelle ein Fenster, und sie zogen die Vorhänge auseinander.
    Die Sonne war bereits hinter den Bäumen verschwunden. In etwa einer Viertelstunde würde sie vollends untergehen.
    "Offenbar ist das die Westseite des Hauses", meinte Olivia.
    Belinda guckte hinaus und nickte. "Viel weiter hätten wir uns gar nicht vom Haupttrakt entfernen können. Hier muss es irgendwo einen Ausgang geben – und auch einen oder zwei an der Rückfront. Irgendeiner unserer Ahnen – wenn ich mich recht entsinne, lebte er in der Restaurationszeit, um 1680 herum – liebte es, immer wieder neue Flügel und Hallen anzubauen. Zuvor hatte schon sein Vater das Haus vergrößert."
    Nachdem sie durch den Flur zurückgeeilt waren, bogen sie in den nächsten, der nach rechts abzweigte, weil sie annahmen, er würde sie in den hinteren Teil des Gebäudes führen. Doch sie gelangten nur in einen anderen Gang. Sie wandten sich nach links und kamen zu einer geschlossenen Tür am Ende eines Korridors. Erfolglos drehte Olivia den Knauf herum.
    "Versperrt!" Bestürzt starrten sie sich an. Im Schlüsselloch unter dem Knauf steckte kein Schlüssel.
    "Wahrscheinlich wurde diese Tür von außen verschlossen", sagte Belinda bedrückt. "Um unbefugte Eindringlinge abzuhalten."
    "Das bezweifle ich." Nachdenklich runzelte Olivia die Stirn. "Ich nehme an, hier sind alle Türen versperrt, die nach draußen führen."
    "Da können wir nicht sicher sein."
    "Natürlich nicht. Aber wir dürfen das restliche Tageslicht nicht mit der Suche nach einem Ausgang vergeuden. Stattdessen sollten wir hier drin einen Weg zum Hauptflügel finden. Wenn wir aus einem Fenster schauen und den Rasen an der Südseite sehen, wissen wir, dass wir nach links gehen müssen, weil der Haupttrakt im Osten liegt."
    "Ja, genau."
    Im nächstbesten Zimmer zogen sie die Fenstervorhänge auseinander. Belinda spähte hinaus und verkündete, sie würde tatsächlich den Garten an der Südseite des unbenutzten alten Flügels sehen, westlich vom Hauptteil des Gebäudes.
    So schnell wie möglich eilten sie nach links. Inzwischen war es fast dunkel geworden, obwohl sie unterwegs alle Vorhänge öffneten. Bald wurden sie von der Finsternis gezwungen, ihre Schritte zu verlangsamen. In einem der Flure stießen sie gegen einen kleinen Tisch, den sie zu spät erblickt hatten. Vorsichtig tasteten sie sich an der Wand entlang.
    "Ich fürchte, wir werden den Haupttrakt nicht finden", jammerte Belinda.
    "Vielleicht nicht." Olivias Stimme klang immer noch ruhig und beschwichtigend. "Aber wenn wir nichts mehr sehen, setzen wir uns einfach und warten. Wir sind ja nicht draußen im Wald. Immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf. Im schlimmsten Fall müssen wir ein bisschen Hunger und Durst ertragen."
    "Ja … Trotzdem fürchte ich mich im Dunkeln. Und ich denke dauernd an das grässliche Schluchzen. Wenn wir's wieder hören … Hätten wir bloß nicht nach der Ursache gesucht! Womöglich kann man gar nicht herausfinden, wem die Stimme gehört – weil dieses Wesen unsichtbar ist."
    "Selbstverständlich hat ein Mensch geweint", erwiderte Olivia entschieden. Nun mussten sie stehen bleiben. Das letzte Licht des Tages war verschwunden, und wie sie zugeben musste, wirkten die nächtlichen Schatten tatsächlich beängstigend. Hätte sie eine oder zwei Kerzen mitgebracht, würde sie sich wohler fühlen. Sie ließ ihre Hand über die Wand gleiten und berührte einen Türrahmen. "Da ist ein Zimmer. Gehen wir hinein. Wenn wir die Vorhänge aufziehen, sehen wir zumindest den Mond und die Sterne."
    Sie öffnete die Tür. Dahinter war es stockdunkel. Offenbar verdeckten die Vorhänge die Fenster vollends, so dass nicht einmal ein schwacher Schimmer hereindrang. Die beiden Mädchen starrten ins schwarze Nichts.
    Unwillkürlich erschauerte Olivia.
    "Ich glaube, ich bleibe lieber draußen",

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