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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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wisperte Belinda.
    "Ja, ich auch", gestand Olivia und schloss Tür. "Setzen wir uns?"
    "Eine gute Idee … Ich bin schrecklich müde."
    Ganz langsam und vorsichtig tasteten sie sich an der Tür vorbei. Dann sanken sie zu Boden und lehnten sich an die Wand. Olivia versuchte, nicht an den Staub zu denken, der sich hier im Lauf der Jahre angesammelt haben mochte, an Ratten oder Mäuse. Von solchen Tieren wurden die meisten unbenutzten Gebäude bevölkert.
    Bald wuchs die Liste der Dinge, an die sie nicht denken durfte – bei der jammervollen Stimme angefangen, die sie in den alten Flügel gelockt hatte, gefolgt von der geisterhaften Erscheinung in der Halle. Was sollte sie tun, wenn die mittelalterlich gekleidete Frau hier auftauchte? Stephen würde ihr nicht beistehen, und sie konnte nicht einmal eine Kerze anzünden und den Flur erhellen.
    Um die beklemmende Stille zu durchbrechen, räusperte sie sich. "Wenigstens sind wir nicht allein", sagte sie und wusste nicht, ob sie Belinda oder sich selbst tröstete. "Wir haben einander."
    "Gott sei Dank!" stöhnte das Mädchen.
    "Und Ihre Mutter hat beobachtet, dass wir der schluchzenden Stimme gefolgt sind. Darüber wird sie Stephen und die anderen informieren. Wenn wir nicht zurückkommen, werden sie uns suchen."
    "Aber niemand weiß, wo wir sind. Womöglich glauben sie, wir hätten das Haus verlassen – oder wir wären einfach verschwunden." Diese letzten Worte fügte Belinda im Flüsterton hinzu, als würde sie nicht wagen, so etwas laut auszusprechen, weil es Wirklichkeit werden könnte.
    "Stephen wird wohl kaum annehmen, wir wären verschwunden", bemerkte Olivia trocken.
    "Sicher nicht." Nun musste Belinda lachen. "Niemals würde er vermuten, die Geister hätten uns entführt. Auf meinen Bruder ist Verlass."
    "Oh ja. Außerdem würden sie erst im Haus nach uns suchen, ehe sie auf den Gedanken kämen, wir wären hinausgegangen. Dieses Schluchzen haben wir drinnen gehört. Irgendwann werden sie sich fragen, ob wir in den alten Flügel geraten sind."
    "Natürlich." Olivia spürte, wie sich Belinda neben ihr aufrichtete, offenbar von neuer Hoffnung erfüllt. "Bald werden sie uns finden."
    Plötzlich hörten sie klopfende Geräusche über ihren Köpfen. Olivias Nackenhaare sträubten sich.
    Eine Zeit lang saßen sie schweigend und reglos da. Olivia dachte sogar, sie würde nicht einmal atmen. Und dann wurde ihre Hand von Belindas bebenden Fingern umklammert. Jetzt herrschte wieder tiefe Stille.
    Als sie sich zu entspannen begann, drang ein neuer Laut heran, eine schwache Stimme, wie aus weiter Ferne. Kaltes Grauen ließ sie frösteln, bis ihre Vernunft siegte. Erleichtert sprang sie auf.
    "Hier!" rief sie. In der Finsternis klang ihre Stimme erschreckend laut. "Wir sind hier!"
    "Nein!" kreischte Belinda und stand ebenfalls auf. "Bitte, Olivia, sie dürfen sie nicht zu uns locken!"
    "Das sind keine Geister." Mit beiden Händen formte Olivia einen Trichter vor dem Mund und schrie: "Hierher, Stephen!"
    "Was?"
    "Stephen wird uns retten, Belinda", erklärte Olivia. "Da bin ich mir ganz sicher. Die pochenden Geräusche waren seine Schritte im Stockwerk über uns. Und danach hörte ich eine Stimme. Wären wir nicht so verängstigt gewesen, hätten wir es sofort erkannt. Beruhigen Sie sich, es sind keine Gespenster, sondern Menschen, die uns suchen."
    "Olivia! Belinda!"
    Schritte polterten auf den Stufen. In einem anderen Korridor näherte sich ein Lichtschein, und Belinda stieß einen Freudenschrei aus. "Mein Bruder!"
    Während sie dem Schimmer entgegenrannten, bog Stephen um eine Ecke, eine Laterne in der erhobenen Hand. Sobald er die beiden Mädchen sah, stellte er die Lampe ab und lief zu ihnen. Belinda warf sich in seine Arme. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sich Olivia, dass dies das gute Recht seiner Schwester war und ihr selbst nicht zustand.
    Aber er nahm Belinda in den linken Arm. Mit dem rechten zog er Olivia an sich. So standen die drei eine ganze Weile da, eng umschlungen und glücklich.
    Atemlos glaubte Olivia, sie würde Stephens Lippen in ihrem Haar spüren.
    In einem anderen Flur erklang Tom Quicks Stimme, und sie riss sich hastig von Stephen los.
    "Miss Olivia!" Sekunden später stürmte ihr Assistent heran. Bei jedem Schritt schwang seine Laterne hin und her. "Beinahe hätte ich mein Licht fallen lassen, als ich Ihren Ruf hörte. Was Ihnen zugestoßen war, wollte ich mir gar nicht vorstellen."
    "Oh Tom!" Vor lauter Freude umarmte sie auch ihn. "Wie wundervoll,

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