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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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hatte Schütte ihrem Chef, Archivleiter Singai Roh, seine Aufwartung gemacht, ihm 50 Dollar „für besondere Anschaffungen“ zugesteckt, damit der ihn uralte Katasterblätter der deutschen Kolonialverwaltung einsehen ließ. Entgegen aller Gepflogenheiten und staatlichen Geheimniskrämerei, wie der Deutsche annahm. Besonders Kriegsberichte von 1916, dem Jahr, in dem seine Vorfahren aus Deutsch-Ostafrika vertrieben worden waren, interessierten ihn. Zum Glück waren die Papiere zuvor bereits durch die Hände der verreisten Historikerin gegangen, die sie penibel geordnet hatte. 
    Die Ausbeute konnte sich sehen lassen. Schütte war nicht nur darauf gestoßen, dass die Siedlung „Luisenthal“, nach der er suchte, nahe des südtanzanischen Orts „Ndschindscho“ errichtet worden war, einem Dorf, das es wohl auch heute noch gab. Sondern Militärrapporten vom Oktober 1916 hatte er auch entnehmen können, dass die Engländer gerade einen Fluss namens „Mata-Nudu“ überwunden hatten und alle Deutschen erst vom nördlichen, jetzt auch am südlichen Ufer in die Flucht trieben. 
    Das interessanteste Fundstück, erzählte Finn, war eine Handtuch große Karte auf schwerem Wachspapier. Den Titel hatte er sich abgeschrieben: „Tanganyika: Civilverwaltung, Bezirksamt Kilwa-Kiwindsche – 8° 45´ Süd, 39° 25´Ost“. Die Karte sei koloriert und handgezeichnet, im Westen würden mehrere Gehöfte deutscher Siedler auftauchen, darunter wohl auch das Anwesen von Schüttes Vorfahren. Die Legende in Sütterlin hatte Schütte noch nicht vollständig entziffern können. Petermann allerdings wusste bislang nur, dass es eine solche Karte gab und dass Finn es ziemlich teuer gefunden hatte, Direktor Rohs Sekretärin dazu zu bringen, eine Kopie zu erstellen. Gesehen hatte er das gute Stück noch nie. Doch jetzt, bevor er nach ihr suchen konnte, gab es Wichtigeres zu tun.
    Petermann ist viel gereist. Er weiß, wie man sich in der Fremde zu verhalten hat, wenn’s eng wird. Vor der Tür zur Dusche bedeckt Wasser das Linoleum, es ist nur noch eine Frage von Minuten, bis auch der Boden im Hotelflur nass sein wird und jemand das bemerkt. Den ersten Gedanken, sofort zur Polizei zu gehen, schiebt er beiseite, „Viel zu korrupt!“, hat man ihm beigebracht. Für einen Moment sieht er sich schon in einer tanzanischen Gefängniszelle schmoren, ohne Essen, eingepfercht zwischen dreißig Mitgefangenen, unzähligen Kakerlaken und Moskitos. Der zweite Einfall – „Deutsche Botschaft“ – überzeugt ihn mehr. Noch weiß ja niemand außer ihm, dass im Zimmer 22 des „Continental“ eine Leiche liegt. Wenn er sich beeilt, muss das auch niemand merken, bevor er mit einem Botschaftsangehörigen gesprochen hat. Ohne den jedoch könnte es schnell Ärger geben. 
    Vorsichtig zieht Petermann sich erst aus dem Bad, dann aus dem schmucklosen Doppelzimmer zurück, in dem er die letzten Tage mit Finn verbracht hat. Rasch greift er sich Schüttes Brusttasche, die eigene baumelt schweißnass vor dem Bauch. Dass seine Sandalen vor Nässe triefen und quietschend Spuren hinterlassen, fällt ihm nicht auf. Zurück auf dem Hotelflur zieht er die Tür hinter sich zu und geht zielstrebig auf die Hintertreppe zu. Auf halber Höhe hört er Frauenstimmen. Zwei Putzfrauen, die Gesichter kennt er schon, kommen die Treppe herauf. Petermann will schneller werden, doch reißt sich gerade noch am Riemen. Nur nicht auffallen jetzt! Erst als sie vorbei sind, beginnt er die Stufen herab zu springen. 
    Kurz vor der Bar hört er hinter sich gellende Schreie. Augenblicklich fällt er zurück in einen betont ruhigen Gang. Die beiden beschäftigungslos herumstehenden Kellner fangen aufgeregt an zu murmeln, den vorbeigehenden muzungu mit den hageren, markanten Zügen beachten sie nicht. Auf der Straße wird Petermanns Schritt sofort wieder schneller. Sein Gedächtnis hilft ihm, instinktiv die richtige Richtung einzuschlagen. Am Morgen hatte er sich den Stadtplan eingeprägt: Bis zur Botschaft sind es keine zwei Kilometer die Samora-Machel-Avenue hinunter. 
    Unterwegs murmelt er zweifelnd vor sich hin. War Finn wirklich tot? Ermordet? Hätte er nicht noch was für ihn tun können? Hatte er einfach so davonlaufen dürfen? War er nicht gerade deshalb jetzt besonders verdächtig? Schüttes Geld, Pass und die eigenen Papiere steckten unter seinem Hemd. Angst keimt auf. Warum die Sache künstlich komplizieren? Er hat mit Finns Tod doch nichts zu tun! Die Anmeldung im Hotel lief unter

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