Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Edelsteine, selbst das alte Porzellan: Ohne Schwert und Stoßzähne bringt das zusammen kaum tausend Dollar ...“
„Sorry, Honey, wie du siehst, konnte da für uns ja nicht viel bei rausspringen ...“
Wie sich das alles für mich gerechnet hat? Majorie wünschte mir verschnupft alles Gute – „ Loser kenne ich genug!“. Von meiner solide verärgerten Tante Honorata lieh ich mir das Geld für die Rückfahrt nach Moshi, völlig abgebrannt kam ich zuhause an. Angesichts des materiellen Misserfolgs interessierten sich bald nur noch Hattens Kinder für meine Abenteuer.
Über Vater Kaishes ruhmreiche Vergangenheit kursierten in Moshi wenig später die abenteuerlichsten Gerüchte. Alle hätten es ja immer schon gewusst ... Mein Vater aber, der harmloseste Künstler weit und breit, wurde aktiv und sandte Salmin Kolimba ein Kassiber. Er wisse halt noch immer allerhand, was den einen oder anderen hinter Gitter bringen könne ... Seither haben wir nichts mehr gehört aus Dar’.
Fast ein Jahr verging, selbst ich vergaß allmählich die Geschichte, als ich im Postfach meiner standhaft gegen den Bankrott kämpfenden Consulting-Firma einen Brief aus Deutschland fand.
„ Hallo Hannes! “, schrieb Petermann, „ Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Erst saß ich noch in Zanzibar, um mich zu erholen und um mich um den Schatz zu kümmern, dann holte mich der Alltag ein. Apropos Zanzibar: Traf dort einen unserer Weggefährten, Singai Roh, den Archivdirektor. Sah todkrank aus. Ich glaube nicht, dass er sich noch intensiv um den Fund bemüht hat. Mein zanzibarischer Anwalt jedenfalls hat bis zuletzt gekämpft, auch die Botschaft setzte sich für uns ein.
Vor zwei Monaten erhielt ich dann die Nachricht, der Schatz gehöre tatsächlich uns beziehungsweise Finns Erben. Ihr Ministerium für Altertümer hat nach Eingang einer gehörigen „Spende“ auf jegliche Anspüche verzichtet. Sogar die Exporterlaubnis wurde rasch erteilt. Letzte Woche habe ich die Kiste vom hiesigen Hauptzollamt abgeholt, völlig unberührt. Alles lag noch drin wie damals in Njinjo. Allein das Krummschwert und die hundert Silberrupien sind fast 100.000 Euro wert! Ums Elfenbein scherte sich hier auch niemand mehr, nachdem ich belegen konnte, wie alt es ist. Fällt eindeutig nicht unter das heutige Handelsverbot. Natürlich habe ich mich sofort nach dessen Wert erkundigt. Mit meiner Schätzung damals auf dem Gefängnishof in Kilwa lag ich so falsch nicht! Sogar Abnehmer für das weiße Gold fand ich ganz schnell, hier im Odenwald. Das war mal ein weltweites Zentrum der Elfenbeinschnitzerei, weiß kaum wer. Somit anbei nicht nur der überfällige Lohn samt Zinsen, sondern auch ein bisschen Finderlohn, den Sie sicherlich gut gebrauchen können. “ Zwischen den Falten des Blattes klebt ein Orderscheck über 3.000 Euro, ausgestellt aufs Konto meiner Firma.
„ Habe den Betrag ein wenig aufgestockt, “ fährt Petermann in seinem Brief fort, „ auch weil über unsere Reise ein Artikel von mir in einer großen Wochenzeitung erschienen ist, der honoriert wurde. Kopie und Übersetzung anbei. Nochmals herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Alles Gute, Ihr Jens Petermann. “
Sechs Millionen Shilling! Okay, vier Millionen davon griffen sich sofort Honorata und Sarah ab – „Den Kursverlust beim Tauschen kannst du behalten!“, flöteten sie großzügig im Chor –, trotzdem blieb noch genug, um meine Firma mal wieder über den Tag zu retten. Der beigefügte Zeitungsartikel zeigte auch, wie das in Zukunft gehen könnte: Dort griff „Detektiv Hannes Wabaye aus Moshi am Kilimanjaro ... tatkräftig und uneigennützig ins Geschehen ein“. Ich werde meinen Laden umbenennen: Statt unter „Wirtschaftsberater“ firmiere ich ab sofort als „Hannes Wabaye – Privatdetektiv. Internationale Ermittlungen und Schatzsuche“. Kann doch nicht lange dauern, bis da der erste Auftrag aus Deutschland oder England kommt, oder?
Petermanns Brief übrigens hatte noch ein PS: „ Kürzlich erfuhr ich von einer anderen Sache: Als 1996 die MV Bukoba im Victoriasee versank, sollen neben einem hohen Al-Kaida-Mann samt Geheimdienst-Anhang auch wichtige Dokumente von Waffenschiebern, Diamanten und Koffer voller Geld an Bord gewesen sein. Wer die birgt, kann richtig Kohle machen ... “
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Glossar
airtime – Zeitguthaben auf der SIM-Karte des Handys
Asante sana! – Vielen Dank!
askari – einheimische Hilfstruppen der Kolonialisten
Chagga – Volk aus dem Norden
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