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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Nachfolgestaaten nicht gut funktioniert, aber die ausgewanderten Russen Sachen an die Verwandtschaft zu Hause schicken wollen. Er importiert auch und hat einen Großhandel für russische Produkte, mit denen die Laster dann zurückkommen. Außerdem Immobilien, eine Baufirma und eine Firma, die etwas betreibt, was sich ›Liegenschaftsmanagement‹ nennt: Reinigung, Grundstückspflege, Reparaturen. Auf diesem Gebiet ist das hier der größte Laden weit und breit. Seine Kunden sind nicht nur andere Firmen und private Hausbesitzer, sondern auch das Polizeipräsidium und die Gebäude der Gerichte und der Staatsanwaltschaft.«
    Prinz hatte wieder dieses versonnene Lächeln im Gesicht. »Wunderhübsch. Sie kommen nachts oder an Wochenenden, wenn keiner da ist, bei Polizei, Gerichten und Staatsanwaltschaft an alle Papiere und alle Computer.«
    »Bei den vielen Büros und dem Chaos der Aktenberge müssten sie aber schon sehr genau wissen, wonach sie suchen«, wandte Andreas ein.
    »Dazu brauchen sie bloß einen Insider zu bezahlen, Andreas. Was hat Shnaider sonst noch für geniale Tricks erfunden?«, wollte Prinz von Desirée wissen.
    Desirée konnte zum ersten Mal ein Grinsen nicht unterdrücken. »U-Boote«, sagte sie. Die anderen starrten sie an. »Shnaider hat in der Ukraine eine ganze Flotte alter sowjetischer U-Boote gekauft, die verschrottet werden sollten. Sie wurden modernisiert, verschwanden aber auf mysteriöse Weise, was bestochene Beamte nicht zur Kenntnis nahmen. Jetzt sollen sie ständig den Atlantik überqueren und fast alles Kokain transportieren, das von Südamerika nach Europa fließt. Angeblich tauchen sie in verschwiegenen Buchten vor der Küste auf, wo bereits Boote warten, um die Fracht zu wartenden Lastern zu bringen. Wenn das stimmt, hat er den europäischen Großmarkt praktisch komplett in der Hand.«
    Prinz lächelte versonnen. »Nun, das ist wirklich schlau«, sagte er leise. »Und jetzt hat er hier irgendwas vor, was vermutlich ähnlich schlau ist, und will mich dazu bringen, rechtzeitig die Schwachpunkte zu finden, was auch schlau ist.«
    »Um dich dann umbringen zu lassen«, hauchte Ingrid.
    Schweigen senkte sich über die Runde herab, als alle verdauten, was sie gerade erfahren hatten. Es war schließlich Pit Sabatka, der das Schweigen brach.
    »Gegen diesen Kerl, Prinz«, sagte er, »kommst du nicht an.« Er zupfte nervös an einem seiner Ohrringe. »Kalifornien«, wiederholte er.
    »Ich finde auch«, stimmte Ingrid zu. »Der ist eine Nummer zu groß.«
    »Und er war schon einmal schlauer als wir«, sagte Ollie. Prinz sah ihn an.
    »Und er kennt vielleicht Putin, hat womöglich die ganze russische Staatsmacht hinter sich«, fügte Andreas kopfschüttelnd hinzu. »Was willst du tun?«
    Prinz lächelte. Es war nicht sein gefährliches Lächeln, sondern ein ganz entspanntes. »Nicht von dem Köder naschen, der mir da hingehalten wird. Ich ignoriere den schlauen Paten völlig. Mir ist egal, was er hier vorhat.«
    Alle seufzten erleichtert.
    »Aber ich schicke ihm eine Botschaft. Sie lautet: Finger weg von mir. Und sie besteht darin, dass wir dem Leitenden Oberstaatsanwalt Baginski etwas liefern, womit er Igor und seine ganze Truppe hochnehmen und die legalen Firmen zerschlagen kann.«
    Dieser Leitende Oberstaatsanwalt war berühmt geworden durch seinen Prozess gegen ein Serienmörder-Trio, das Prinz ihm geliefert hatte. Es war der bisher einzige Fall, den er seit seiner Ernennung zum   LOS t A , wie das interne Kürzel lautete, persönlich an sich gezogen hatte. Seither schätzte er Prinz und Andreas außerordentlich. Prinz war sicher, er würde sich auch diesen dicken Fisch nicht entgehen lassen.
    Alle starrten ihn entsetzt an. »Und was macht der schlaue Pate dann?«, fragte Ingrid.
    Prinz hatte noch immer dieses Lächeln im Gesicht. »Im Prinzip hat er drei Möglichkeiten. Wenn er selbst nicht genannt wird, kann er die Sache auf sich beruhen lassen und seine Verluste abschreiben. Zweitens, und das ist das Wahrscheinlichste, kann er Rauchzeichen aussenden, damit man sich irgendwie einigt und sich zukünftig nicht mehr in die Quere kommt. Drittens kann er Killer schicken.«
    »Ist das nicht das Wahrscheinlichste?«, fragte Andreas.
    »Ich jedenfalls würde das machen«, meinte Pit.
    »Du bist ja auch nicht der schlaue Pate«, erwiderte Prinz. »Er weiß, dass ich Vorsorge getroffen habe. Behörden und Öffentlichkeit würden erfahren, wer eigentlich hinter allem steckt, und wie Igor ganz richtig

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