Der Schlüssel zu Rebecca
gewesen.
Ich möchte dir sagen, was in meinem Kvitl steht. Ich habe Gott gebeten, meiner Tochter Elene Glück zu gewähren. Er wird meine Bitte erfüllen, wie ich glaube.
Leb wohl.
Dein Vater.
*
Der geräucherte Schinken war papierdünn geschnitten und zu zarten Zylindern gerollt. Die Brötchen waren am selben Morgen zu Hause gebacken worden. Ein Glas enthielt Kartoffelsalat mit echter Mayonnaise und kleingehackten Zwiebeln. Neben einer Flasche Wein gab es eine Flasche Soda, eine Tüte mit Orangen und ein Päckchen Zigaretten. Seine Marke.
Elene begann, alles in den Picknickkorb zu packen.
Sie hatte gerade den Deckel geschlossen, als an die Tür geklopft wurde. Bevor Elene sie öffnete, legte sie die Schürze ab.
Vandam trat ein, schloß die Tür hinter sich und küßte sie. Er umarmte sie und drückte sie fest an sich. Wie immer tat es ihr weh, aber sie beklagte sich nicht, denn sie hatten einander beinahe verloren, und jetzt waren sie dankbar, wenn sie zusammensein konnten.
Sie gingen in die Küche. Vandam hob den Picknickkorb an. »Meine Güte, was ist da drin – die Kronjuwelen?«
»Gibt es Neuigkeiten?«
Er wußte, daß sie Neuigkeiten über den Wüstenkrieg meinte. »Achsenmächte überall auf dem Rückzug. Das ist ein Zitat.«
Wie gelöst er in diesen Tagen war. Er sprach sogar anders. Sein Haar wurde etwas grau, und er lachte viel.
»Ich glaube, du gehörst zu den Männern, die mit zunehmendem Alter immer besser aussehen.«
»Warte nur, bis mir die Zähne ausfallen.«
Sie ging hinaus. Der Himmel war seltsam schwarz, und Elene sagte verblüfft »Oh!«, als sie die Straße betraten.
»Heute ist das Ende der Welt«, sagte Vandam.
»So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Sie stiegen auf das Motorrad und machten sich zu Billys Schule auf. Der Himmel wurde noch dunkler. Die ersten Regentropfen fielen, als sie am Shepheard’s Hotel vorbeikamen. Elene sah, wie ein Ägypter sich ein Taschentuch über den Fes legte. Die Regentropfen waren gewaltig; jeden durchnäßten sie bis auf die Haut. Vandam wendete und parkte vor dem Hotel.
Sie stellten sich unter die Hotelmarkise und beobachteten das Unwetter. Die Wassermenge war unglaublich. Innerhalb von Minuten flossen die Rinnsteine über, und die Bürgersteige wurden überflutet. Auf der anderen Straßenseite wateten Geschäftsbesitzer durch die Flut, um die Fensterläden zu schließen. Die Autos mußten stehenbleiben, wo sie waren.
»In dieser Stadt gibt es keine Kanalisation«, bemerkte Vandam. »Das Wasser kann nur in den Nil fließen. Sieh es dir an!« Die Straße war zu einem Strom geworden.
»Was ist mit dem Motorrad?«
»Es könnte weggeschwemmt werden«, erwiderte Vandam. »Ich muß es hierherbringen.« Er zögerte, sprintete dann auf den Bürgersteig, packte das Motorrad amLenker und schob es durch das Wasser zur Hoteltreppe. Als er wieder den Schutz der Markise erreicht hatte, war seine Kleidung völlig durchtränkt, und das Haar klebte ihm am Kopf. Elene lachte.
Es regnete noch lange weiter. »Was wird aus Billy?« fragte Elene.
»Man wird die Kinder in der Schule behalten, bis der Regen aufhört.«
Schließlich gingen sie auf einen Drink ins Hotel.
Endlich klang der Sturm ab, und sie begaben sich wieder nach draußen. Aber sie mußten noch etwas warten, bis die Wassermassen abgelaufen waren. Als die Sonne herauskam, versuchten die Autofahrer, ihre Wagen anzulassen. Das Motorrad war nicht allzu feucht und sprang sofort an.
Die Straßen dampften im Sonnenschein, während sie zur Schule fuhren. Billy wartete schon. »Was für ein Sturm!« rief er aufgeregt. Er kletterte zwischen Elene und Vandam auf das Motorrad.
Ein paar Stunden später fuhren sie hinaus in die Wüste. Elene hielt sich an Vandams Rücken fest und hatte die Augen halb geschlossen. Deshalb bemerkte sie die Veränderung erst, als die Maschine stoppte.
Die Wüste war von einem Blumenteppich bedeckt.
Die Blumen, winzig wie Miniaturen, leuchteten bunt und schienen nur auf den Regen gewartet zu haben. Billy entfernte sich ein paar Schritte von der Straße und beugte sich vor, um eine Blüte zu untersuchen. Vandam umfaßte Elene und küßte sie.
Schließlich riß sie sich lachend los. »Du machst Billy verlegen.«
»Er wird sich daran gewöhnen müssen.«
Elene hörte auf zu lachen. »Wirklich?« fragte sie.
Vandam lächelte und küßte sie wieder.
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