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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sprach mit einem jüngeren Mann, der einem Kind befahl, den Koffer zu holen. Wolff nahm aus Höflichkeit eine Zigarette, die sein Cousin ihm anbot. Ischmael zündete sie mit einem Zweig aus dem Feuer an. Wolff überlegte, wie die Zigaretten hierhergekommen waren. Das Kind brachte den Koffer und hielt ihn Ischmael hin. Ischmael deutete auf Wolff.
    Er packte den Koffer und öffnete ihn. Ungemeine Erleichterung überkam Wolff, während er das Funkgerät,das Buch und den Codeschlüssel betrachtete. Auf der langen und mühsamen Zugreise war sein Optimismus geschwunden, doch nun kehrte er zurück. Nun war er wieder überzeugt, daß er den Krieg entscheiden werde. Er senkte den Kofferdeckel. Seine Hände waren unsicher.
    Ischmael musterte ihn mit verengten Augen. »Dieser Koffer ist sehr wichtig für dich.«
    »Er ist wichtig für die Welt.«
    »Die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter. Manchmal regnet es. Wir leben, dann sterben wir.« Er zuckte die Schultern.
    Er wird mich nie verstehen, aber andere werden es, dachte Wolff und stand auf. »Ich danke dir, mein Cousin.«
    »Gehe in Frieden.«
    »Möge Gott dich schützen.«
    Wolff drehte sich um und ging auf das Taxi zu.
     
    *
     
    Elene sah, wie Wolff mit einem Koffer in der Hand von dem Feuer zurückkehrte. »Er kommt zurück. Und nun?«
    »Er wird nach Assiut fahren wollen.« Vandam wich ihrem Blick aus. »Diese Funkgeräte haben keine Batterien, sie sind auf das Stromnetz angewiesen. Deshalb müssen wir wieder nach Assiut, wo es Elektrizität gibt.«
    »Kann ich vorn sitzen?« fragte Billy.
    »Nein. Still jetzt. Es dauert nicht mehr lange.«
    »Ich habe Angst vor ihm.«
    »Ich auch.«
    Elene zitterte. Wolff stieg in das Taxi. »Assiut«, sagte er. Vandam hielt ihm die Handfläche hin, und Wolff ließ den Schlüssel hineinfallen. Er startete den Wagen und wendete. Sie fuhren durch das Wadi, am Brunnen vorbei und bogen auf die Straße ab. Elene dachte über den Koffer nach, den Wolff auf den Knien hatte. Er enthielt alldas, wofür sie jetzt ihr Leben riskierten. Sie war sehr müde. Die Sonne stand niedrig hinter ihnen, und die kleinsten Gegenstände – Sträucher, Grasbüschel – warfen lange Schatten. Abendwolken zogen sich über den Hügeln vor ihnen zusammen.
    »Schneller«, sagte Wolff auf arabisch. »Es wird dunkel.«
    Vandam schien ihn zu verstehen, denn er gab Gas. Der Wagen holperte und schaukelte auf der unebenen Straße. Nach ein paar Minuten klagte Billy: »Mir ist schlecht.«
    Elene drehte sich um. Sein Gesicht war bleich und gespannt; er saß kerzengerade. »Langsamer«, bat sie Vandam und wiederholte ihre Worte auf arabisch, als sei ihr zu spät eingefallen, daß er nicht englisch sprach.
    Er senkte die Geschwindigkeit ein wenig, aber Wolff befahl: »Schneller.« Er sagte zu Elene: »Kümmere dich nicht um das Kind.«
    Vandam fuhr schneller.
    Elene drehte sich wieder zu Billy um. Er war kreidebleich und schien den Tränen nahe. »Du gemeiner Schuft«, flüsterte sie Wolff zu.
    »Anhalten«, sagte Billy.
    Wolff ignorierte ihn, und Vandam mußte vorgeben, seinen Sohn nicht verstanden zu haben.
    Auf der Straße war eine leichte Erhebung. Das Auto nahm sie mit hoher Geschwindigkeit, stieg ein paar Zentimeter in die Luft und krachte wieder auf die Fahrbahn. Billy schrie: »Dad, halt an. Dad!«
    Vandam trat die Bremse durch.
    Elene stemmte sich gegen das Armaturenbrett und blickte sich zu Wolff um.
    Einen Sekundenbruchteil lang war er wie gelähmt. Seine Augen glitten zu Vandam, zu Billy, dann zurück zu Vandam. Elene sah an seiner Miene zuerst Verblüffung, dann Furcht. Sie wußte, daß er an den Vorfall im Zug, an den Araberjungen am Bahnhof und die Kaffiyeh dachte, die das Gesicht des Taxifahrers bedeckte.Plötzlich merkte sie, daß er alles begriff. Das Auto kam quietschend zum Stehen, und die Insassen wurden nach vorn geschleudert. Wolff gewann sofort das Gleichgewicht. Mit einer schnellen Bewegung warf er den linken Arm um Billy und zog den Jungen an sich. Elene sah, wie seine Hand in sein Hemd fuhr und das Messer hervorzog.
    Der Wagen stand.
    Vandam blickte sich um. Im selben Moment glitt seine Hand zum Seitenschlitz seiner Galabiya, aber er erstarrte.
    Wolffs Messer war nur zwei Zentimeter von der weichen Haut an Billys Kehle entfernt. Billy hatte angstvoll die Augen aufgerissen. Vandam war verzweifelt. Um Wolffs Mundwinkel spielte der Anflug eines wahnsinnigen Lächelns.
    »Verdammt«, sagte er. »Fast hätten Sie mich gehabt.«
    Alle starrten ihn

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