Der Schlüssel zu Rebecca
Zweig der Familie Rahmha,doch es waren Nomaden, und niemand wußte, wo sie sich befanden. Nach Vandams Meinung mußten sie Wolff bei seiner Rückkehr nach Ägypten irgendwie geholfen haben.
Vandam sah nun ein, daß Wolff nicht über Alexandria ins Land gekommen sein konnte. Die Sicherheitsmaßnahmen in der Hafenstadt waren streng. Man hätte seine Einreise bemerkt, Nachforschungen angestellt und früher oder später seine deutsche Herkunft aufgedeckt, wonach er interniert worden wäre. Dadurch aber, daß er von Süden zurückkehrte, konnte er unbeobachtet bleiben und seinen früheren Status als geborener Ägypter wiederaufnehmen. Es war ein glücklicher Zufall für die Briten gewesen, daß Wolff in Assiut Schwierigkeiten bekommen hatte.
Dies war, wie Vandam schien, der letzte glückliche Zufall gewesen.
Er saß in seinem Büro, rauchte eine Zigarette nach der anderen und machte sich über Wolff Gedanken.
Der Mann war kein gewöhnlicher Sammler von Klatsch und Gerüchten. Er war nicht wie andere Agenten damit zufrieden, Berichte über die Zahl der Soldaten in Kairos Straßen und den Mangel an Autoersatzteilen abzugeben. Der Diebstahl der Aktentasche bewies, daß er es auf streng geheime Informationen abgesehen hatte und geschickte Methoden ersinnen konnte, um sie sich zu verschaffen. Wenn er lange genug in Freiheit blieb, würde er früher oder später Erfolg haben.
Vandam marschierte in seinem Zimmer hin und her: vom Kleiderständer zum Schreibtisch, um den Schreibtisch herum, ein kurzer Blick aus dem Fenster, dann um die andere Seite des Schreibtisches und zurück zum Kleiderständer.
Auch der Spion hatte seine Probleme. Er mußte neugierigen Nachbarn Erklärungen liefern, sein Funkgerät irgendwo verbergen, sich in der Stadt umsehen undInformanten finden. Ihm konnte das Geld knapp werden, sein Funkgerät konnte versagen, seine Informanten konnten ihn verraten, oder jemand konnte ganz zufällig sein Geheimnis entlarven. Jedenfalls mußten die Spuren des Spions irgendwann sichtbar werden.
Je klüger er war, desto länger würde es dauern.
Vandam hatte keinen Zweifel, daß Abdullah, der Dieb, eine Verbindung zu Wolff unterhielt. Nachdem Bogge die Verhaftung Abdullahs abgelehnt hatte, hatte Vandam eine große Summe für Hinweise auf Wolffs Aufenthaltsort ausgesetzt. Abdullah behauptete immer noch, niemanden namens Wolff zu kennen, aber er konnte die Habgier in seinen Augen nicht verbergen.
Es mochte stimmen, daß Abdullah nicht wußte, wo Wolff sich aufhielt. Wolff war bestimmt nicht so unvorsichtig, sich einem notorisch unehrlichen Mann auszuliefern. Aber vielleicht konnte Abdullah es herausfinden. Vandam hatte deutlich gemacht, daß das Geld immer noch zur Verfügung stand. Andererseits konnte Abdullah, wenn er Bescheid wußte, einfach zu Wolff gehen, ihm von Vandams Belohnung erzählen und eine höhere Summe fordern.
Vandam ging im Zimmer auf und ab.
Es hatte irgend etwas mit der Methode zu tun. Wolff hatte sich angeschlichen, mit einem Messer gemordet, war untergetaucht und ... Noch etwas gehörte dazu, etwas, von dem Vandam wußte, daß er es in einem Bericht gelesen oder in einer Lagebesprechung gehört hatte. Wolff war vielleicht ein Mann, den Vandam vor langer Zeit gekannt hatte, an den er sich aber nun nicht mehr erinnern konnte. Das Telefon klingelte.
Er nahm den Hörer ab. »Major Vandam.«
»Oh, hallo, hier spricht Major Calder im Büro des Zahlmeisters.«
Vandam straffte sich. »Ja?«
»Sie haben uns vor ein paar Wochen gebeten, nachgefälschten Pfund Sterling Ausschau zu halten. Wir haben welche gefunden.«
Das war sie – das war die Spur. »Sehr gut!«
»Eine ganze Menge sogar«, fuhr die Stimme fort.
»Ich muß sie so bald wie möglich sehen.«
»Sie sind schon unterwegs. Ich habe jemanden geschickt, er müßte bald bei Ihnen sein.«
»Wissen Sie, wer sie eingezahlt hat?«
»Es gibt verschiedene Quellen, aber wir haben einige Namen für Sie.«
»Prächtig. Ich rufe später zurück, wenn ich die Noten gesehen habe. Sagten Sie Calder?«
»Ja.« Der Mann gab seine Telefonnummer durch.
»Wir unterhalten uns also später.« Vandam hängte ein. Gefälschte Pfund Sterling, es paßte genau: Dies könnte der Durchbruch sein. Sterling war in Ägypten nicht mehr gültig. Offiziell wurde Ägypten als souveränes Land angesehen. Aber man konnte Sterling jederzeit im Büro des britischen Generalzahlmeisters gegen ägyptisches Geld eintauschen. Deshalb nahmen Leute, die geschäftlich viel mit
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