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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sie wollte vor den aristokratischen alten Generälen und den gutaussehenden jungen SA-Männern tanzen; sie wollte mächtige Männer und schöne weiße Mädchen verführen, sie wollte die Kabarettkönigin in der verruchtesten Stadt der Welt sein. Wolff würde ihr dazu verhelfen. Ja, sie nutzte ihn aus.
    Wie ungewöhnlich, dachte sie, daß sich zwei Menschen so nahestehen und so wenig Liebe füreinander empfinden.
    Er würde ihr tatsächlich die Lippen abschneiden.
    Sonja schauderte und begann, sich anzuziehen. Sie wählte ein weißes Kleid mit weiten Ärmeln und tiefem Ausschnitt. Es hob ihre Brüste hervor und ließ ihre Hüften schlanker wirken. Sie schlüpfte in weiße, hochhackige Sandalen, befestigte an jedem Handgelenk ein schweres Goldarmband und legte sich eine goldene Halskette mit einem tränenförmigen Anhänger um, der sich zwischen ihre Brüste schmiegte. Das würde dem Engländer gefallen – sie hatten unglaublich schlechten Geschmack.
    Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel, bevor sie in den Club ging.
    Schweigen umgab sie, während sie den Raum durchquerte. Alle verstummten, wenn sie sich näherte, und sprachen über sie, wenn sie wieder außer Hörweite war. Ihr schien, als lade sie zu einer massenhaften Vergewaltigung ein. Auf der Bühne war es etwas anderes: Dort trennte eine unsichtbare Wand sie vom Publikum. Hier unten aber konnte man sie berühren, und alle wollten es. Sie taten es nie, doch die Gefahr elektrisierte sie. Sie erreichte den Tisch 41, und beide Männer erhoben sich. Wolff sagte: »Sonja, meine Liebe, Sie waren einmalig, wie immer.«
    Sie nahm sein Kompliment mit einem Nicken entgegen.
    »Erlauben Sie mir, Ihnen Major Smith vorzustellen.«
    Sonja schüttelte ihm die Hand. Er war ein magerer Mann mit fliehendem Kinn, einem blonden Schnurrbart und häßlichen, knochigen Händen. Er musterte sie, als sei sie ein köstliches Dessert, das man ihm gerade vorgesetzt hatte.
    »Entzückt, vollkommen entzückt«, sagte Smith.
    Sie setzten sich, und Wolff goß Champagner ein. Smith erklärte: »Ihr Tanz war herrlich, Mademoiselle, einfach herrlich. Sehr ... kunstvoll.«
    »Vielen Dank.«
    Er beugte sich über den Tisch und tätschelte ihre Hand. »Sie sind sehr schön.«
    Und du bist ein Trottel, dachte sie. Sonja fing einen warnenden Blick von Wolff auf: Er wußte, was in ihr vorging. »Sie sind sehr freundlich, Major«, antwortete sie.
    Sonja merkte, daß Wolff nervös war. Er war sich nicht sicher, ob sie seinen Wünschen gehorchen würde. Sie hatte sich noch nicht entschieden.
    Wolff sagte zu Smith: »Ich kannte Sonjas verstorbenen Vater.«
    Es war eine Lüge, aber Sonja wußte, weshalb er sie ausgesprochen hatte. Er wollte sie an etwas erinnern.
    Ihr Vater war ein Gelegenheitsdieb gewesen. Wenn er keine Arbeit fand, stahl er. Eines Tages hatte er versucht, einer europäischen Frau auf der Sharia el-Koubri die Handtasche zu entreißen. Der Begleiter der Frau hatte Sonjas Vater gepackt, und in dem Gemenge war die Frau niedergeschlagen worden und hatte sich das Handgelenk verstaucht. Sie war einflußreich, und man hatte Sonjas Vater ausgepeitscht. Dabei war er gestorben.
    Natürlich hatte man ihn nicht umbringen wollen. Wahrscheinlich hatte er ein schwaches Herz gehabt. Das war den Briten, die für die Gesetze verantwortlich waren, gleichgültig. Der Mann hatte ein Verbrechen begangen, die gebührende Strafe erhalten, und die Strafe hatte ihn getötet. Sonja, damals zwölf Jahre alt, war untröstlich gewesen. Seitdem haßte sie die Briten aus ganzem Herzen.
    Ihrer Meinung nach hatte Hitler die richtigen Ideen, aber das falsche Ziel. Nicht die Juden infizierten die Welt, sondern die Briten. Die Juden in Ägypten waren mehr oder weniger wie alle anderen: manche reich, andere arm, manche gut, andere schlecht. Aber die Briten waren alle arrogant, gierig und böse. Sie lachte bitter über die hochherzige Art, mit der die Briten versuchten, Polen vor der deutschen Unterdrückung zu schützen, während sie selbst weiterhin Ägypten unterdrückten.
    Doch, aus welchen Gründen auch immer, die Deutschen kämpften gegen die Briten, und das genügte, um Sonja auf die deutsche Seite zu ziehen.
    Sie wünschte sich, daß Hitler Großbritannien besiegen, erniedrigen und ruinieren würde. Jedes Mittel war ihr recht, dazu beizutragen. Sie würde sogar einen Engländer verführen.
    Sonja beugte sich vor. »Major Smith, Sie sind ein sehr attraktiver Mann.«
    Wolff entspannte sich merklich.
    Smith war

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