Der Schlüssel zu Rebecca
verblüfft. Seine Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. »Mein Gott! Meinen Sie das wirklich?«
»Ja, Major.«
»Bitte, sagen Sie doch Sandy zu mir.«
Wolff stand auf. »Ich muß jetzt leider gehen. Sonja, darf ich Sie nach Hause begleiten?«
Smith schaltete sich ein: »Das können Sie mir überlassen, Captain.«
»Ja, Sir.«
»Das heißt, wenn Sonja ...«
Sonja zwinkerte. »Natürlich, Sandy.«
»Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muß morgen früh aus den Federn.«
»Kein Grund zur Aufregung«, sagte Smith. »Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Als Wolff hinausging, brachte ein Kellner das Abendessen. Es war eine europäische Mahlzeit, Steak und Kartoffeln; Sonja stocherte darin herum, während Smith redete. Er erzählte ihr von seinen Erfolgen in der Schüler-Cricketmannschaft. Seitdem schien er nichts Bemerkenswertes geleistet zu haben. Er war über alle Maßen langweilig.
Sonja erinnerte sich immer wieder an die Auspeitschung.
Smith trank während des Essens ständig. Als sie den Club verließen, schwankte er leicht. Sie reichte ihm den Arm, wohl mehr, um ihn zu stützen. In der kühlen Nachtluft schlenderten sie bis zum Hausboot. Smith blickte zum Himmel und sagte: »Diese Sterne ... wunderbar.« Seine Zunge war schwer.
Sie blieben vor dem Boot stehen. »Hübsch«, brachte Smith hervor.
»Es ist sehr nett. Möchten Sie sich das Innere ansehen?«
»Gern.«
Sie führte ihn über den Steg, über das Deck und die Treppe hinunter.
Er schaute sich mit großen Augen um. »Ich muß schon sagen, es ist sehr luxuriös.«
»Möchten Sie etwas trinken?«
»Sehr gern.«
Sonja mißfiel die Art, wie er ständig »sehr« sagte. »Champagner oder etwas Stärkeres?«
»Ein Schluck Whisky wäre nicht schlecht.«
»Setzen Sie sich doch.«
Sie reichte ihm seinen Drink und setzte sich dicht neben ihn. Er berührte ihre Schulter, küßte sie auf die Wange und legte grob die Hand auf ihre Brust. Sie fuhr zusammen. Er hielt es für ein Zeichen von Leidenschaft und drückte noch fester zu.
Sonja zog ihn zu sich herab. Smith war sehr ungeschickt: Seine Ellbogen und Knie taten ihr weh. Er tastete tolpatschig unter ihr Kleid.
»Oh, Sandy, du bist so stark«, stöhnte sie.
Sie blickte über seine Schulter hinweg und erkannte Wolffs Gesicht. Er kniete auf Deck, beobachtete sie durch die Luke und lachte lautlos.
8
W ILLIAM VANDAM BEGANN zu zweifeln, ob er Alex Wolff je finden werde. Der Mord von Assiut lag schon fast drei Wochen zurück, und Vandam war seiner Beute immer noch nicht näher. Die Spur wurde kälter und kälter. Er wünschte sich beinahe, daß noch eine Aktentasche gestohlen würde, damit er wenigstens erraten könnte, was Wolff vorhatte.
Er wußte, daß der Mann langsam zu einer fixen Idee wurde. Oft wachte er mitten in der Nacht auf, wenn der Alkohol nicht mehr wirkte, und machte sich bis zumTagesanbruch Sorgen. Am stärksten beschäftigte ihn Wolffs Stil: die Art, wie er sich in Ägypten eingeschlichen hatte, der plötzliche Mord an Corporal Cox, die Leichtigkeit, mit der Wolff in der Stadt untergetaucht war. Vandam ging diese Details immer wieder von neuem durch und fragte sich, wieso er diesen Fall so faszinierend fand.
Zwar hatte er keinen echten Fortschritt gemacht, aber er besaß ein paar Informationen, die ihn ermutigten.
Die Villa les Oliviers gehörte einem Mann namens Achmed Rahmha. Die Rahmhas waren eine reiche Kairoer Familie. Achmed hatte das Haus von seinem Vater Gamal Rahmha, einem Anwalt, geerbt. Einer von Vandams Untergebenen hatte einen Vermerk über die Ehe zwischen Gamal Rahmha und einer gewissen Eva Wolff, Witwe von Hans Wolff, beide deutscher Nationalität, ausfindig gemacht. Außerdem war er auf Adoptionspapiere gestoßen, denen zufolge Hans’ und Evas Sohn Alex das legale Kind von Gamal Rahmha geworden war ...
Achmed Rahmha war also Deutscher und konnte gleichzeitig gültige ägyptische Papiere für den Namen Alex Wolff besitzen.
Unter den Urkunden war auch ein Testament, das Achmed oder Alex den größten Teil von Gamals Vermögen und das Haus zusprach.
Nachforschungen bei allen überlebenden Rahmhas waren ergebnislos geblieben. Achmed war zwei Jahre zuvor verschwunden, und man hatte seitdem nichts mehr von ihm gehört. Der Ermittler war mit dem Eindruck zurückgekehrt, daß man den Adoptivsohn der Familie nicht sehr vermißte. Vandam war überzeugt, daß Achmed sich nach seinem Verschwinden in Deutschland aufgehalten hatte.
Es gab noch einen weiteren
Weitere Kostenlose Bücher