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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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Mann hörten.
    Es war schrecklich, so hilflos zuzusehen. Eben war sie noch da gewesen, keine zehn Meter von ihm entfernt – und dann verschwand sie in der Schlucht, die wie aus dem Nichts aufzutauchen schien, wenn man nichts von ihr wusste.
    Will hastete dorthin, wo Jilly abgestürzt war. Sein Herz hämmerte, ihr Name hallte in seinem Kopf wider: Jilly, Jilly, Jilly, Jilly…
    Endlich erreichte er die Kante und starrte nach unten. Jilly lag auf dem Grund der Schlucht. Zusammengekrümmt. Reglos.
    Fluchend machte Will sich auf den Weg nach unten, mehr rutschend als kletternd, aber wie durch ein Wunder schaffte er es, nicht den Halt zu verlieren.
    Erst nach etwa zwei Dritteln wurde aus dem Abstieg ein Absturz, und er rollte den steilen Abhang hinab. Okay, dachte er. Perfekt. Umso schneller bin ich bei ihr.
    Will schlug unten auf und krachte gegen einen Baumstamm. Stöhnend stand er auf. Er war genau richtig gelandet. Zwei Schritte, und er hatte sie erreicht.
    „Jilly…“ Er kniete sich neben sie und strich ihr vorsichtig das vom Blut klebrige Haar aus der Stirn.
    Da war sie, die zweite Schwellung, auf der linken Seite, eine Handbreit von der ersten entfernt. Sie blutete, aber nicht sehr stark. Fast hätte er gelächelt. Das würde ihr bestimmt nicht gefallen – gleich zwei Beulen an der Stirn.
    „Jilly…“ Streichelnd legte er zwei Finger an ihren Hals.
    Ja! Der Puls war kräftig und gleichmäßig.
    Dann stöhnte sie auf, schob seine Hand fort, holte keuchend Luft und stöhnte noch lauter. Sie berührte ihre Stirn, rollte sich auf den Rücken und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    Will zog seine Jacke aus, knüllte sie zusammen und schob sie ihr unter den Kopf.
    „Was…“ Sie riss die Augen auf und starrte benommen auf ihre blutigen Fingerspitzen. „Oh, nein. Nicht schon wieder…“
    „Jilly, kannst du mich hören?“
    Sie blinzelte. „Will?“
    „ja, richtig. Ich bin es. Will.“
    Sie hob den Kopf, sah umher und ließ ihn wieder auf seine Jacke sinken. „Was ist passiert?“
    Immerhin schien sie zu wissen, wer er war. Sie schien sogar noch zu wissen, dass ihr vor ein paar Tagen ein Ast auf den Kopf gefallen war. Die kalte Faust, die sich um sein Herz gekrampft hatte, lockerte sich ein wenig. Als ihm bewusst wurde, dass er den Atem angehalten hatte, sog er die eisige Luft ein.
    „Jilly, du bist gestürzt. In eine kleine Schlucht nicht weit von dem Weg zur Hütte meiner Großmutter.“
    „Ich bin gestürzt?“ Ihre Augen weiteten sich. „Ich erinnere mich. Da war ein Hund. Oh, Will, er war so süß. Und er hat mich angesehen, ganz traurig und ängstlich. Ich habe mich auf der Stelle in ihn verliebt.“
    Was zum Teufel redete sie da?
    „Konzentrier dich“, sagte er beschwörend.
    „Konzentrieren“, wiederholte sie, als hätte sie das Wort noch nie gehört. Ihre dunklen Brauen zogen sich zusammen. „Okay. Was ist denn?“
    „Hast du noch anderswo Schmerzen? Außer an der Stirn, meine ich.“
    „Ich habe überall Schmerzen.“
    Will lächelte. „Das weiß ich, Liebling. Ich will aber herausfinden, ob du dir etwas gebrochen oder verstaucht hast.“
    Sie schloss die Augen. Sekundenlang lag sie reglos da, bevor sie langsam den Kopf hin und her bewegte.
    „Ist das ein Nein?“ fragte er.
    „Ja, Will. Das ist ein Nein. Ich glaube nicht, dass ich mir etwas gebrochen habe.
    Nicht einmal verstaucht. Vermutlich sind meine blauen Flecken jetzt noch blauer, und der Rückweg wird kein Vergnügen sein. Aber ansonsten ist mit mir alles in Ordnung.“ Und dann lächelte sie. Noch nie im Leben war Will so froh gewesen, eine Frau lächeln zu sehen. „Nicht schlecht, oder? Ich stürze in eine Schlucht und komme mit einer zweiten Beule davon. Bin ich ein Glückspilz oder nicht?“ Sie wollte sich aufsetzen.
    „Nein, warte.“ Mit sanftem Nachdruck schob er sie zurück. „Ruh dich ein paar Minuten aus.“
    „Es ist kalt hier draußen. Wo ist deine Jacke? Du frierst ja.“ Jilly runzelte die Stirn und tastete hinter sich. „Oh, da ist sie ja. Ich will, dass du…“
    „Jilly, verdammt. Bleib liegen.“
    „Aber du brauchst deine…“
    „Mir geht’s auch so gut. Ich will die Jacke nicht.“
    „Du brauchst doch nicht gleich so zu schreien.“
    Sie hatte Recht. „Entschuldige. Behalt einfach nur die Jacke. Bitte.“
    „Ich werde aber nicht für immer hier liegen bleiben.“
    „Nur noch ein paar Minuten.“
    „Na gut.“ Jilly schloss die Augen – ungefähr dreißig Sekunden lang. Dann starrte sie Will an.

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