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Der Schluessel zum Glueck

Der Schluessel zum Glueck

Titel: Der Schluessel zum Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rimmer
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registrierte sie, dass Will schon weit gekommen war. Selbst von den beiden Wagen aus war er nicht mehr zu sehen. Jilly eilte über die gefrorene Erde dorthin, wo der Weg zwischen den Bäumen verschwand, und spürte, wie ihr weh ums Herz wurde.
    Bald würde es so weit sein, und sie würde sich entscheiden müssen, ob sie gehen oder bleiben sollte. Und selbst wenn sie bliebe, wie lange könnte es noch so weitergehen?
    Ein paar kurze, wunderschöne Tage lang. Dann würde sie in ihr altes Leben zurückkehren. Und Will in seins. Hin und wieder würden sie sich wohl noch begegnen, bei Jane, im Highgrade oder auf einer Veranstaltung, die Celia in Las Vegas organisiert hatte.
    Jillys Schritte wurden immer langsamer, bis sie schließlich stehen blieb und auf die Schaufel in ihrer Hand starrte. Es würde ihr wehtun, ihn auf irgendwelchen Partys zu treffen, ihn lächeln zu sehen und ,Hi’ sagen zu hören… und so zu tun, als wären sie bloß flüchtige Bekannte.
    Hoch über ihr zwitscherte ein Vogel. Sie hob den Kopf und atmete die kalte Luft ein. Sie roch den Rauch, der aus dem Schornstein kam, und drehte sich zur Hütte um.
    Der Winter in den Bergen war unvergleichlich.
    Und was Will und sie betraf…
    Na ja, noch war es ja nicht vorbei. Jilly nahm sich vor, jede Sekunde der kurzen Zeit, die ihnen noch blieb, zu genießen. Und warum musste es eigentlich enden, wenn sie diesen malerischen Ort verließen? Okay, Will hatte ihr gesagt, dass er keine feste Beziehung wollte. Aber Menschen konnten sich ändern. Und Will hatte bereits damit angefangen. Genau wie sie selbst. Seit sie beide hier eingeschneit waren, war aus gegenseitiger Abneigung erst Freundschaft und dann sogar Leidenschaft geworden.
    Wer konnte schon genau sagen, was noch alles aus ihnen würde? Manchmal musste man einfach den nächsten Schritt wagen, ohne zu wissen, was einen erwartete.
    Jilly ging weiter.
    Und hinter einer Biegung fiel ihr Blick auf etwas Buschiges. Es war ein Schwanz, der wedelte und einem Hund gehörte, der sie aufgeregt anschaute. Er war süß, mit braunweißem, kurzem Fell, fast ausgewachsen, aber noch so niedlich wie ein Welpe mit seinen dünnen, staksigen Beinen, den langen Hängeohren und den großen, einsam blickenden Augen. Aber er war viel zu mager. Die Rippen waren deutlich zu erkennen.
    „Oh, mein Kleiner…“
    Der Hund winselte leise und zog sich ängstlich ins Unterholz zurück.
    „Bleib hier, Junge. Ich tue dir nichts…“
    Der Hund wedelte mit dem Schwanz.
    „Braver Junge.“ Jilly ging auf ihn zu.
    Er wirbelte herum und rannte zum Waldrand.
    Jilly ließ die Schaufel fallen und folgte ihm, mitten durch die Schneeberge, die Will neben dem Weg angehäuft hatte. Der Hund blieb stehen und sah über die Schulter, den Schwanz gesenkt, aber noch immer wedelnd… hoffnungsvoll, aber nicht ganz sicher, ob er ihr trauen konnte.
    „He“, sagte sie sanft und streckte vorsichtig die Hand aus. „Komm schon. Es ist alles in Ordnung.“
    Der Hund legte den Kopf schief und winselte erneut.
    Jilly machte einen Schritt auf ihn zu. Und dann noch einen.
    Der Hund suchte das Weite.
    „Warte! Komm schon, Junge, dir passiert doch nichts…“ Als sie sich durch den hüfthohen Schnee kämpfte, hörte sie, wie Will ihren Namen rief.
    Aber sie blieb nicht stehen. Das arme Tier hatte Hunger. Es brauchte Hilfe.
    Zwischen den Bäumen lag der Schnee nicht so hoch, aber dafür war es dort dunkler und kälter. Fröstelnd folgte sie der Fährte des verängstigten Vierbeiners, der nirgendwo zu sehen war.
    „Jilly!“ rief Will hinter ihr. „Bleib stehen!“
    Sie drehte sich nach ihm um. Inzwischen hatte er den Rand der Lichtung erreicht. Sie hastete weiter. Dass sie dabei nicht nach vorn schaute, sondern ihm zuwinkte, war ein großer Fehler. Ihr nächster Schritt ging ins Leere, der Fuß fand keinen Halt. Sie zog ihn zurück, als sie registrierte, dass sich vor ihr eine schmale Schlucht erstreckte.
    Zu spät.
    Sie verlor das Gleichgewicht – und den Kampf gegen die Schwerkraft. Mit einem Aufschrei stürzte sie zu Boden und rollte den eisigen Abhang hinunter, bis sie mit dem Kopf gegen etwas Hartes prallte. Vor ihren Augen blitzte ein grelles Licht auf.
    Und dann wurde alles schwarz.

14. KAPITEL
    Will hatte versucht, Jilly zu warnen. Er hatte sie lauthals aufgefordert, stehen zu bleiben. Dabei hätte er wissen müssen, dass es vergeblich war. Schließlich gehörte Jilly zu den Frauen, bei denen man sich darauf verlassen konnte, dass sie nicht auf einen

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