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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Nasenflügeln einsog. Seit zwanzig Minuten waren sie in dieser Wolke, suchten, telefonierten und wurden pitschnass im Regen. Jetzt steckte die hübsche Dunkelhaarige wütend ihr Handy ein. Auch ihr Lover, der All-American-Boy mit seinem scheißbraunen Teint, sah nicht gerade glücklich aus. Eher so, als wünschte er sich auf sein Surfbrett nach Venice Beach.
    Dann sah er sie .
    Sie kam aus dem Supermarkt, ganz selbstverständlich, als wäre sie nicht mehr als ein paar Sekunden weg gewesen. Sie hatte diese Anmut in ihrem Gang. Der Schwung ihrer langen Haare erschlug ihn, und das obwohl sie nicht blond waren. Alles an ihr erschlug ihn. Das schmale Gesicht mit den so klaren Wangenknochen, wie eine Heilige, und dann die Augen, die wegen der hochstehenden Brauen immer etwas überrascht aussahen – und zugleich merkwürdig teilnahmslos, als würden sie eine stille Trauer verbergen. Trauer. Verbergen. Wie gut er das kannte! Sie war schon jetzt wie ein Teil von ihm. Und die Sache mit den Haaren – nun ja, Haare konnte er färben. Oder bleichen.
    Bereits in Berlin, als er sie zufällig am Straßenrand gesehen hatte, wie sie mit ihrer Reisetasche zu den anderen stieß, hatte es ihm den Atem verschlagen. Er war auf dem Weg gewesen, Ersatzteile zu besorgen. Instinktiv hatte er auf die Bremse getreten und durch das getönte Heckfenster gespäht. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte geschworen, es gäbe so etwas wie Wiedergeburt, so sehr erinnerte sie ihn an Jenny.
    Als sich der Cherokee-Jeep mit ihr und den anderen in Bewegung setzte, hatte er sich blitzschnell entscheiden müssen – für einen Blindflug. Ohne Planung, ohne Anlauf. Nicht einmal aufräumen konnte er vorher noch. Entweder alles stehen und liegen lassen – oder sie verlieren. Und verlieren war nicht drin. Dafür war sie zu besonders.
    Also war er ihr gefolgt, 1324 Kilometer lang, bis hierher. Eine Rast auf der Autobahn hatte er genutzt, um das Kennzeichen zu wechseln. Er hatte immer eins in Reserve. Ebenso wie all das andere.
    Als sie in Èze angekommen waren, hatte das Warten begonnen. Es war ihm elend schwergefallen. Erst am gestrigen Abend gab es endlich eine Gelegenheit. Sein Herz hatte schneller geschlagen, als sie alleine vor die Tür getreten war und sich eine Zigarette angesteckt hatte. Er hatte die Waffe gehoben, angelegt, die Sehnen in seinem Zeigefinger gespannt bis zum Äußersten – und dann, im letzten Augenblick, war er aufgetaucht.
    Verfluchter Wichser!
    Und dieses Feuermal. Dunkel, violett und hässlich. Er hatte es eine Weile mit dem Fadenkreuz des Zielfernrohrs anvisiert, sich vorgestellt, was eine Kugel anrichten würde. Da hatte er noch gehofft, dass der Kerl irgendwann wieder zurück ins Haus ging.
    Stattdessen hatte er sie angegraben. Angetatscht. Besitz von ihr ergriffen.
    Während er den beiden zusehen musste, quälte ihn das gleiche stechende Gefühl, das ihn schon damals gequält hatte, als er noch Froggy war – nur Froggy – und ertragen musste, wenn die anderen Jenny beim Tanzen mit ihren Blicken auszogen.
    Das Zielfernrohr hatte alles unerträglich nah herangerückt. Erst als sie plötzlich erstarrte und Mr Feuermal wegen irgendetwas wütend ansah, gab es einen kurzen Moment Hoffnung. Vielleicht schickte sie ihn ja zum Teufel. Hauptsache er verschwand! Stattdessen ließ sie ihn stehen und verschwand selbst im Haus.
    Scheiße.
    Also weiter warten und sich zügeln.
    Er war durch eine harte Schule gegangen, was das betraf. Aber jetzt und hier, auf dem Parkplatz vor diesem Supermarkt, konnte er sich kaum mehr beherrschen. Die Erregung packte ihn, sein Glied schwoll an, ein Gefühl von uneingeschränkter Macht und Kraft füllte ihn aus wie Magma. Er starrte sie an, aus seiner Höhle unter der schwarzen Kapuze. Der vom Regen feuchte Stoff lag kalt auf seiner nackten Kopfhaut.
    Bleib ruhig, mahnte er sich. Konzentrier dich!
    Er sah, wie der dunkelhaarige Flamingo auf sie zustürmte und wild gestikulierte. Wie schmeckte eigentlich Flamingo? Er überlegte, ob er jemals Flamingo-Fleisch gegessen hatte und welche Farbe es wohl hatte. War es rosa?
    Jetzt stiegen sie ins Auto ein.
    Die Lichter des Cherokee flammten auf. Der Jeep wendete rasch, und die Scheinwerfer streiften ihn, wie ein Spot einen Tänzer streift, der noch am Rand steht und darauf wartet, dass seine Musik einsetzt.

Kapitel 3
    Beaulieu-sur-Mer – Côte d’Azur, 17. Oktober, 22:07 Uhr
    Laura hatte sich kaum auf die Rückbank des Cherokee gesetzt, als Greg schon das

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