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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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meinte Laura.
    Jan lächelte bitter.
    »Verstehe.«
    »Selbst wenn’s so wäre, besser anfühlen würde es sich deswegen auch nicht«, sagte Jan. »Jedenfalls, als er im Krankenhaus lag, da geriet die Agentur ins Schleudern. Ich kam mir ziemlich mies dabei vor, zuzusehen, wie alles den Bach runtergeht. Also hab ich gekündigt und ihn vertreten.«
    »Und wo ist jetzt das Problem?«, fragte Laura. »Ist die Agentur pleite?«
    »Im Gegenteil. Es läuft wieder.«
    »Hört sich doch nach einem Happy End an.«
    »Mehr End als Happy . Er hat die Agentur verkauft, kaum dass er wieder geradeaus gucken konnte. Einfach so. Ohne mir ein Wort zu sagen. Vertragsbestandteil war, dass ich mit sofortiger Wirkung die Agentur zu verlassen habe.«
    Laura sah ihn sprachlos an.
    »Das ist jetzt sechs Wochen her. Seitdem bin ich etwas von der Rolle.«
    »Wow«, sagte Laura.
    Jan holte tief Luft und zuckte wieder mit den Schultern. »Jedenfalls brauchte ich dringend mal eine Luftveränderung. Deswegen bin ich hier.«
    Laura nickte, stieß eine Rauchwolke aus und fragte sich, warum Jan für diese Luftveränderung ausgerechnet in das Haus seines Vaters gekommen war.
    »Und du?«, fragte Jan. »Warum ist es Katy gelungen, dich zu diesem Trip zu überreden?«
    »Wie meinst du das?«
    Jan warf ihr einen langen Blick zu. »Na, so richtig glücklich siehst du jedenfalls auch nicht aus.«
    »So?«, lachte Laura. Etwas zu schrill, wie sie selbst fand. »Woran siehst du das denn?«
    Jan fixierte sie, ruhig und wortlos, mit seinen braunen Augen, und plötzlich hatte sie den Eindruck, er könnte bis in ihr Innerstes sehen. Bis dorthin, wo niemand hinsehen durfte.
    Sie stieß erneut eine Rauchwolke in die Nacht, und die Regentropfen durchschlugen lautlos den Qualm. Die Zigarette brannte dunkelrot. Sie nahm sich vor, auf der Hut zu sein, und warf ihm einen raschen kühlen Seitenblick zu. »Das willst du gar nicht wissen.«
    »So schlimm?«
    Schlimmer, dachte sie. Höchste Zeit für einen Themenwechsel. »Vielleicht nicht ganz so schlimm wie die Versuche deiner Schwester, uns zu verkuppeln.«
    Jan lachte. Ein peinlich berührtes Lachen, fand Laura.
    »So ist sie, meine große Schwester. Das ging schon so, bevor meine Mutter abgehauen ist. Tu dies, Jan, lass das … Ist auch nicht das erste Mal, dass sie mich verkuppeln will. Ist immer etwas … peinlich.«
    »Und, funktioniert es denn wenigstens?«
    »Was denn?«
    »Das mit dem Verkuppeln«, fragte Laura. »Also, äh, im Allgemeinen.« Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen.
    Jan schwieg einen Moment. »Ich tue grundsätzlich nicht, was meine Schwester sagt. Schon aus Prinzip nicht.«
    »Gut«, sagte Laura. »Dann hätten wir das ja geklärt.« Sie schnippte die abgebrannte Zigarette in den Regen hinaus, wo sie einen roten Bogen beschrieb und im feuchten Schotter vor dem Haus verlosch.
    Sie blickte zu Jan. Das Mal auf seiner Wange sah aus wie ein zerklüfteter dunkler See auf einer Landkarte. Auch damals schon, in der Schule, hatte sie sein Mal nie gestört, sondern eher angezogen.
    Ich hätte nicht die Zigarette wegwerfen sollen, dachte sie. Und ich stehe viel zu nah an ihm dran.
    Sie spürte seinen Blick, sah, wie sein Blick flackerte, als wäre er unsicher, so wie sie. Er sollte sich jetzt besser umdrehen – dachte sie – , die Treppe hochgehen und im Haus verschwinden.
    Aber er blieb. Stand viel zu nah vor ihr. Sah hinunter, zwischen ihre Brüste, dahin, wo ihr schwarzes Gothic-Kreuz an der dünnen silbernen Kette hing, die sie ihrer Mutter gestohlen hatte.
    Als sie ihre Lippen öffnete, floss ein elektrischer Strom, schon bevor sie seine Lippen berührte. Sie wusste, dass sie nach Rauch schmeckte, aber es schien ihn nicht zu stören. Er war vorsichtig, als ob er sich selbst nicht sicher war, und das erregte sie nur noch mehr. Sie taumelte, hielt sich an ihm fest und spürte, wie ihr Regenwasser in den Kragen lief. Sie musste lachen, hielt inne und – konnte nicht anders, als seine Lippen anzustarren und ihn dann wieder zu küssen, viel heftiger, als sie wollte. Sie erinnerte sich an früher, es war wie ein Flashback, sie, mit 14 auf dem Schulhof, verstohlen nach Jan schielend, mit schwitzigen Händen und ihrem unerträglich schnell schlagenden Herz. Jan war so anders gewesen. Still und sensibel. Kein ständiges Auf-die-Brust-Getrommel wie bei den anderen Jungs. Er war, wie It could be sweet von Portishead klang, genauso verloren, genauso melancholisch, genauso süß.
    Die Küsse

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