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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Bandwurm losgelassen, dessen Kopf wahrscheinlich aus einem Denunziations-Code bestand, >ausgeliehen< bei irgendeinem Großunternehmen, und der sich nun, wann immer irgendwer irgendwo seinen Credit-Code eintippte, von einem zum anderen Nexus schlängelte. Es konnte Tage beanspruchen, einen derartigen Bandwurm auszumerzen, manchmal sogar Wochen. Außer wenn das Opfer ein Mittel besaß, um die ursprüngliche Eingabe zu kompensieren. Diesmal hatte das Opfer so ein Mittel. Jeder Inhaber eines 4GH-Codes .
    Sein aufgekeimtes Gelächter erstickte. Was, falls seit der letzten Anwendung seiner Möglichkeiten die Einstufung eines 4GH herabgesetzt worden war, oder sogar ganz entfallen? Es gab nur einen Weg, um sich darüber Gewißheit zu verschaffen. Pflichtgemäß wartete die Apparatur noch darauf, daß er den erbetenen Beweis vorlege. Er gab seinen vollständigen Code durch und fügte die Standard-Zahlengruppe für InputFehler infolge bösartigen Mißbrauchs hinzu, und ans Ende setzte er die Anweisung, ihm das Aktenzeichen des Prozesses zu nennen, in den er angeblich verwickelt sein sollte. Innerhalb weniger Sekunden ertönte aus der Leitung wieder das normale Freizeichen.
    Unbewußt hatte er den Atem angehalten, und nun entließ er ihn mit einem Ächzen, das in der ungewohnten Stille schrecklich laut klang. (Wie viele verschiedene Arten leisen Summens waren verstummt? Computer, Wasserkühler, Durchlauferhitzer, Klimaanlage, Alarmmonitor. etc. Niemand war darauf eingestellt, sich augenblicklich auf sämtliche elektrischen Gerätschaften zu besinnen, die er besaß; daher konnte er's auch nicht.) Ohne Umschweife schickte er einen Konter-Bandwurm los, um Fluckners Bandwurm zu Tode zu jagen. Damit mußten seine unmittelbaren Probleme sich binnen drei bis dreißig Minuten beheben lassen; die tatsächliche Dauer hing davon ab, ob er in die unweigerliche Montagmorgen-Überlastung geriet oder nicht. Er war sich dessen ziemlich sicher, daß er sie vermied. Kürzlichen Berichten zufolge waren mittlerweile im Datenverarbeitungsnetz so viele Bandwürmer und Konter-Bandwürmer unterwegs, daß die Apparaturen instruiert worden waren, ihnen eine niedrige Dringlichkeitsstufe zu verleihen, außer sie standen mit einem medizinischen Notfall im Zusammenhang. Nun, er würde es spätestens merken, wenn sein Licht wieder anging.
    Jetzt war es für Hochwürden Lazarus an der Zeit für einen Selbstmord. Gestärkt durch ein Glas lauwarmen PseudoOrangensaft, ekelhaft süß, aber für seinen Stoffwechsel nicht von aktiver Schädlichkeit - er ließ die Vorsicht zu ihrem Recht kommen, wenn er sich Getränkesorten zulegte -, ersann er die Einzelheiten seiner nächsten Inkarnation.
    Dreißig Minuten verstrichen, und das Licht brannte wieder. Nach einer Stunde war die Kuppel wieder aufgeblasen. Nach eineinhalb Stunden begann er seine Wiedergeburt einzuleiten.
    Ein schlimmes Erlebnis war es immer, dies computerisierte Gebären. Heute war es von allen bisherigen Malen das schlimmste, weil er noch nicht beabsichtigt hatte, die Hochwürden-Lazarus-Rolle aufzugeben, und daher über viele Aspekte noch keine Klarheit besaß. Seine Haut kribbelte, sein Herz wummerte, Schweiß machte seine Handflächen schlüpfrig, und sein Hinterteil - das nackt war, weil er keine Zeit damit vergeudet hatte, sich anzuziehen - juckte überall, wo es in Berührung war mit dem Stuhl. Obgleich er nunmehr wußte, daß sein Code noch den alten Wert hatte, sah er sich zweimal dazu gezwungen, seine Tätigkeit, den Behörden-Computern seine neuen Lügen einzuflüstern, zeitweilig abzubrechen. Seine Finger zitterten so heftig, daß er danebenzutippen fürchtete, und handelsübliche Apparate wie seiner waren nicht mit Fünf-Zahlen-Rückruf ausgestattet. Schließlich aber tippte er die letzten Zahlen ein, um den Vielfraß zum Leben zu erwecken, der alle Spuren von Hochwürden Lazarus austilgen sollte, den Super-Bandwurm, zu dem Fluckners Bandwürmchen vergleichsweise eine Lächerlichkeit war, und er konnte sich endlich recken und kratzen und all die anderen Verrichtungen erledigen, die er unterdrückt hatte, um die Entwicklung seiner neuen Identität möglichst wenig zu stören.
    Niemand unterhalb der Kongreß-Ebene war dazu berechtigt, ein Printout der Daten einer 4GH-Person abzurufen. Diese Einstufung mußte für Leute geschaffen worden sein, denen es offiziell erlaubt war, ein anderes als das eigene Leben zu führen. Mehr als einmal hatte er sich versucht gefühlt, einen Versuch zu wagen, um

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