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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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dann.«
    »Geh jetzt, verdammt nochmal«, fauchte Nick. »Los!«
    »Aber was willst du denn versuchen?«
    »Halt-den-Mund-und-verschwinde!«
    Plötzlich befand sich Kate draußen in der eisigen Dunkelheit, und neben ihr war Bagheera und bebte, die rauhen Nackenhaare unter ihren Fingern waren gesträubt. Ringsum herrschte ungeheurer Lärm: die Hunde bellten, Ted brüllte durch ein Megafon, jeder der irgendeine Möglichkeit zum Trommeln, Klappern oder Scheppern hatte, nahm sie wahr, um ein Getöse zu erzeugen, das gewiß niemand verschlafen konnte. »Verlaßt den Ort! Lauft so schnell es geht! Nichts mitnehmen, lauft!«
    Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal ein Hund vor Kate auf. Unschlüssig blieb sie stehen, sich nicht darüber im klaren, ob sie Bagheera zurückhalten konnte, falls er aus Furcht und Verwirrung einen Prankenhieb anbrachte. Der Hund wedelte mit seinem großen Schweif. Urplötzlich erkannte sie Natty Bumppo. Den Schädel gesenkt, den Hals ins Hohle gebeugt, eine für ihn völlig uncharakteristische welpenhafte Haltung, näherte er sich Bagheera, wedelte noch einige Male schnell mit dem Schwanz. Bagheeras Nackenbehaarung glättete sich; er duldete es, daß Nat an seinen Lefzen schnupperte, obwohl er seine Krallen halb entblößt hatte. Was war die Bedeutung dieses Gebärdenspiels? Müßte Nat nicht seinen Pflichten nachgehen, mit seinem Gebell die Leute aus den Häusern scheuchen? Und dann entschied Bagheera. Er reckte seinen Hals und rieb seine Wange an Natty Bumppos Nase. Seine Krallen verschwanden.
    »Kate!« schrie jemand hinter ihr. Sie fuhr zusammen. Süßwassers Stimme. »Kate, bist du wohlauf?« Die hochgewachsene Indianerin hastete an ihre Seite. »Warum bist du nicht.? Ah, natürlich! Du wagst Bagheera nicht einfach laufen zu lassen.«
    Kate atmete tief ein. »Ich dachte, es wäre nicht möglich. Aber Nat hat mich gerade eines Besseren belehrt.«
    »Was?« Süßwasser starrte sie verständnislos an.
    »Besäßen Menschen halb soviel Einsicht wie dieser Hund.!« Kate gab ein fast hysterisches Auflachen von sich und ließ Bagheeras Halsband los. Sofort machte Natty Bump-po kehrt und hetzte davon ins Dunkel, und Bagheera hielt sogleich mit ihm Schritt.
    »Kate, wovon redest du eigentlich?« wollte Süßwasser hartnäckig wissen.
    »Hast du's nicht gesehen? Nat hat Bagheera gerade zum Ehrenbürger von Abgrundsdorf gemacht.«
    »Oh, um.! Kate, nun komm aber endlich! Es bleiben bloß noch sieben Minuten!«
    Es bestand keine Aussicht, die Flucht zu organisieren; die Abgrundsdorfer zerstreuten sich einfach, schlugen den kürzesten Weg zum Ortsrand ein und flohen weiter ins umliegende Ackerland. Eine leichtfüßige Hündin mit einem kleinen Kind, das sich in ihrem Nackenhaar festgekrallt hatte und aus vollem Halse schrie, überholte Kate, die beim Laufen keuchte, während scharfe Gräser und Steine ihr die Füße aufrissen; sie glaubte Brunhilde zu erkennen. Dann peitschte ihr ein Zweig übers Gesicht, so daß sie fast stürzte, doch ein kräftiger Arm packte sie und hielt sie aufrecht, führte sie ein Dutzend Schritte weiter voran und half ihr schließlich in die karge Deckung einer flachen Mulde auf den Erdboden. »Hat keinen Zweck, noch weiter zu laufen«, drang aus dem Finstern Teds bärbeißige Stimme. »Besser näher und hinter einem anständig festen Erdwall in Deckung als entfernt und ungeschützt.«
    Noch zwei Personen kamen über den Rand der Mulde herabgetorkelt. Eine kannte sie nicht; die andere war der Inhaber des Restaurants, Eustace Fenelli. »Worum geht denn die ganze Aufregung?« fragte er mit einer Spur von Gereiztheit.
    Rasch erklärte Ted es ihm. »Der Angriff soll um ein Uhr dreißig stattfinden, also in eineinhalb Minuten«, fügte er nach einem Blick auf seine Armbanduhr hinzu.
    Einen Moment lang schwieg Eustace. Dann verwandelte er ein einziges Wort in großartiger Einfachheit in eine ganze Enzyklopädie des Schimpfens. »Scheiße!« Zu ihrem eigenen Erstaunen mußte Kate kichern. »Ich bin froh, daß jemand es komisch findet«, brummte Eustace. »Wer.? Oh, Kate, hallo! Ist Nick auch hier?«
    »Er wollte nicht mitkommen«, entgegnete sie im gleichmütigsten Tonfall, den sie zustande bringen konnte.
    »Was wollte er nicht?«
    »Er ist zurückgeblieben.«
    »Aber.! Du meinst, niemand hat ihn gesehen, um ihm Bescheid zu geben?«
    »Nein. Er. Ach, Ted !« Sie wandte sich blindlings seitwärts und sank dem Sheriff an die Schulter; ihr Körper bebte von einem furchtbaren Schluchzen.

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