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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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das ein paar Dollar einbrachte. Einer dieser Leute war ein Kerl namens Louis Werner. Lou war kein cleverer Spieler. Er handelte impulsiv, wettete aus dem Bauch heraus und schuldete Marty irgendwann so um die zwanzig Riesen. Wir sprechen über das Jahr 1978, verstehen Sie? Das war eine Menge Geld zu dieser Zeit. Marty setzt Lou also wegen seiner Schulden zu, und Lou zerbricht sich den Kopf darüber, wie er Marty loswerden kann, denn Marty ist einer von denen, die sich fest in jemanden verbeißen und ihn nicht mehr loslassen.«
    »Frank, ich dachte, Sie kämen heute endlich zum Lufthansa-Raub.«
    »Das tue ich auch. Lou Werner war verantwortlich für den Frachtverkehr bei der Lufthansa. Nichts, wirklich gar nichts wurde von der Lufthansa transportiert – sei es zum JFK oder weg von dort –, ohne dass Lou es gewusst hätte.«
    »Was hat das nun mit Marty zu tun?«
    »Lou begleicht seine Schulden mit einem Tipp über die Lufthansa und die mögliche Beute. Marty geht damit zu Jimmy Burke, dem König der Kaperer. Jimmy spielt den Nonchalanten: Vielleicht unternimmt er etwas, vielleicht auch nicht. Marty soll nichts von seinem Interesse mitbekommen, weil Jimmy den Typen hasst. Ihn richtig hasst, meine ich. Jimmy hatte Schlafstörungen, und manchmal, wenn er spät abends fernsah, sah er Marty höchstpersönlich in diesen Perücken-Werbespots, und er war sauer, weil Marty zwar Geld für diese Spots hatte, aber kein Schutzgeld für seinen Laden zahlen wollte. Offenbar hatte Jimmy versucht, Schutzgeld von Marty zu erpressen, doch der hatte gedroht, zum Bezirksstaatsanwalt zu gehen. Nach diesem Vorfall traute Jimmy ihm nicht mehr über den Weg.
    Trotz alldem hatte Jimmy Burke bei der Summe, von der Marty sprach, überhaupt keine Wahl. Sollte er einen solchen Coup wegen einem Perückenhändler sausen lassen? Er ließ seinen Kumpel Henry Hill mit Marty Krugman reden, und Marty kümmerte sich um Lou Werner. Alles passierte auf Abstand und über Mittelsmänner. Jimmy wollte Marty nicht einmal wissen lassen, dass er den Job am Flughafen selbst durchziehen wollte. Aber das Geld war zum Greifen nahe, der größte Raub in der Geschichte. Es ging um US-Dollar ohne fortlaufende Nummern oder Markierungen, die aus Westdeutschland kamen, wo sie von amerikanischen Soldaten und Touristen ausgegeben worden waren. Sie wurden mit Flügen der Lufthansa zurück nach Amerika transportiert und über Nacht in den Gepäckräumen gelagert, ehe sie am nächsten Tag zur Bank gebracht werden sollten.
    Lou Werner nennt ihnen die Namen sämtlicher Angestellten und Wachen. Sie kennen den Namen jedes leitenden Frachtspediteurs, den Namen des Verantwortlichen für die Nachtschicht, des einzigen Angestellten mit den richtigen Schlüsseln und Kombinationen, um den doppeltürigen Tresorraum zu öffnen. Sie wissen, dass es diese beiden Türen gibt und dass die zweite Tür nicht geöffnet werden darf, bevor die erste geschlossen ist, weil sonst ein stiller Alarm bei der Polizei der Hafenbehörde ausgelöst wird. Sie wussten alles.«
    »Und wie viel Geld haben sie letztlich erbeutet?«
    »Fünf Millionen Dollar in bar. Und außerdem Schmuck im Wert von achthundertfünfundsiebzigtausend Dollar. Und Burke hielt die Sache gründlich unter dem Deckel. Sobald sie das Lufthansa-Geld hatten, drang nichts mehr nach außen. Keiner sagte ein Wort, keiner flüsterte auch nur ein Wort – so lautete sein Befehl. Keiner gab etwas von dem Geld aus, niemand sprach zu Hause darüber oder im Auto oder im Garten.«
    »Aber es lief nicht wie geplant?«
    »O doch, der Raub lief wie geplant. Er lief exakt so wie geplant. Sie kannten die Räumlichkeiten im Schlaf, hatten sämtliche Abläufe im Kopf – dank Lou Werners detaillierter Informationen. Sie schafften es in einer einzigen Stunde rein und raus. Das Problem lag nun darin, dass der Fall eine ziemliche Publicity bekam und ständig in den Nachrichten war. Dezember 1978, fünf Millionen Dollar? Ich mag mir nicht mal vorstellen, wie viel Geld das heute wäre. Jedenfalls reagierte Jimmy paranoid. Ihm war klar, dass bei der Anzahl der Beteiligten und den sehr langen Strafen, die im Falle einer Verhaftung auf sie warteten, ständig die Gefahr bestand, dass jemand einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einging, um sich den Knast zu ersparen. Organisatorisch hatte er alles bestens geregelt, und es gab nur einen Einzigen, der je persönlich mit Lou Werner gesprochen hatte.«
    »Marty Krugman.«
    »Hm, nein. Der Einzige aus Burkes Bande, der

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