Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
Vom Netzwerk:
Worte wieder ein, während er sein Gesicht, seine kurzen dunklen Haare, seine dunklen Augen, sein eckiges Kinn betrachtete. Brian war es gewesen, sein letzter Pflegevater, der das zu ihm gesagt hatte. Daniel hatte ihm die Reifen zerschlitzt und seinen Wodka ins Aquarium gekippt. Die Fische waren gestorben.
    Ein kleiner Porzellanschmetterling lag auf einem Bord im Badezimmer. Er sah alt und billig aus, in knalligen Farben bemalt, die gelb und blau wie ihr Badezimmer waren. Daniel steckte ihn in die Tasche, wischte sich die Hände an seiner Hose trocken und ging nach unten.
    Der Küchenfußboden war verdreckt und mit Krümeln und schmutzigen Fußspuren bedeckt. Der Hund lag in seinem Korb und leckte sich die Eier. Der Küchentisch, der Kühlschrank und die Arbeitsflächen waren mit Krimskrams überhäuft. Daniel biss sich auf die Unterlippe und nahm dies alles in sich auf. Blumentöpfe und Kugelschreiber, eine kleine Gärtnerforke. Ein Beutel Hundekuchen, riesige Packungen Alufolie, Kochbücher, Gläser, aus denen Spaghetti ragten, schmutzige, ölverschmierte Topfhandschuhe, Lappen und Desinfektionsmittelflaschen. Neben dem vollen Mülleimer steckten zwei leere Ginflaschen. Von draußen hörte er das Gackern ihrer Hühner.
    »Du sagst nicht viel, was?«, begann sie und sah ihn über ihre Schulter hinweg an, während sie die Blätter von einem Salatkopf löste. »Komm her und hilf mir, den Salat zu machen.«
    »Ich mag keinen Salat.«
    »Ist schon recht. Dann machen wir einen kleinen nur für mich. Dies hier sind meine Tomaten und mein Blattsalat, verstehst du. Du weißt nicht, wie Salat schmeckt, bis du nicht selber welchen gezogen hast. Komm, hilf mir dabei.«
    Daniel stand auf. Sein Kopf war auf gleicher Höhe mit ihren Schultern, und er kam sich groß neben ihr vor. Sie legte ein Hackbrett vor ihm hin und reichte ihm ein Messer, dann wusch sie drei Tomaten und legte sie auf das Brett neben die Schüssel mit den Salatblättern. Sie zeigte ihm, wie man die Tomaten in kleine Keile schneidet.
    »Möchtest du nicht einen probieren?« Sie hielt ihm ein Tomatenstückchen an den Mund.
    Er schüttelte den Kopf, und sie steckte sich das Tomatenstück selbst in den Mund.
    Er schnitt die erste Tomate auf und beobachtete, wie sie Eiswürfel in ein hohes Glas füllte, Zitronensaft darüberpresste und den Rest einer Flasche Gin daraufgoss. Als sie das Tonic hinzufügte, knackte und zischte das Eis. Sie bückte sich, um die Ginflasche zu den anderen zu stecken, dann trat sie wieder neben ihn.
    »Prima«, sagte sie, »die Scheiben sind perfekt.«
    Er hatte überlegt, es zu tun, seitdem sie ihm das Messer gegeben hatte. Er wollte sie nicht verletzen, aber er wollte sie erschrecken. Er wollte, dass sie die Wahrheit über ihn sofort erfuhr. Er drehte sich um und hielt ihr das Messer vors Gesicht, die Spitze nur wenige Zentimeter von ihrer Nase entfernt. Tomatenkerne klebten an seiner Schneide. Er wollte sehen, wie sich ihr Gesicht vor Angst verzog. Er wollte, dass sie schrie. Das hatte er zuvor schon bei anderen ausprobiert, und es hatte ihm ein Machtgefühl verschafft, wenn er sah, wie sie zusammenzuckten und vor Schreck zurückfuhren. Es war ihm egal, ob sie seine letzte Chance war. In ihrem stinkenden Haus mochte er nicht bleiben.
    Der Hund setzte sich in seinem Korb auf und bellte. Das plötzliche Geräusch ließ Daniel zusammenzucken, aber Minnie bewegte sich nicht von ihm weg. Sie kniff ihre Lippen zusammen und stieß durch die Nase einen Seufzer aus. »Du hast erst eine Tomate geschnitten, Schatz«, sagte sie.
    Ihr Blick hatte sich verändert; ihre Augen waren nicht mehr so freundlich wie in den Moment, als Daniel angekommen war.
    »Hast du keine Angst?«, fragte er und packte das Messer fester, sodass es vor ihrem Gesicht ein wenig zitterte.
    »Nein, mein Schatz, und wenn du so wie ich gelebt hättest, hättest du auch keine. Und jetzt schneide die letzte Tomate da.«
    »Ich könnte dich erstechen.«
    »Könntest du, tja …«
    Daniel stach das Messer ein-, zweimal in das Küchenbrett, dann drehte er sich von ihr weg und begann, die andere Tomate in Stücke zu schneiden. Sein Unterarm tat ihm ein bisschen weh. Er hatte ihn verdreht, als er das Messer in das Brett stieß. Minnie drehte ihm den Rücken zu und trank einen Schluck von ihrem Drink. Blitz kam zu ihr, und sie ließ eine Hand herunterhängen, sodass er an ihren Fingern lecken konnte.
    Als sie das Abendbrot auf den Tisch stellte, hatte er einen Bärenhunger, aber er

Weitere Kostenlose Bücher