Der Schuß im Nachtklub
Leichnam war verschwunden, bevor die
Polizei eintraf.
»Sie hat den Fund der Leiche
nicht gemeldet, soweit mir bekannt ist«, erklärte Lavers .
»Was ich nicht wußte, war, daß auch Sie, Wheeler, die Leiche nochmals offiziell
gemeldet haben.« Seine Stimme klang ganz seidig. »Ich muß mir das merken!«
Landis stand auf. » Lieutenant,
da ist eins, was ich nicht verstehe. Warum hat man Talbots Leichnam in meinen
Keller gelegt und dann auch Sie noch hineingeschleppt?«
»Vermutlich, weil sie glaubten,
es sei der Ort, an dem niemand nach Talbot suchen würde«, erwiderte ich,
»nämlich dort, wo er hingehörte, in Ihrem Haus. Aber irgendwann einmal mußten
sie sich ja seiner entledigen , und mich mußten sie ja
auch loswerden. Sozusagen die Geschichte von zwei Fliegen mit einer Klappe.«
»Und genau das wäre auch
geschehen, wenn nicht Mr. Landis auf dem Schauplatz erschienen wäre, Wheeler«,
sagte Lavers .
»Ich habe einige häßliche Sachen in meiner Zeitung über Sie geschrieben, Lieutenant«,
erklärte mir Landis. »Ich werde mich in der nächsten Ausgabe offiziell
entschuldigen.«
»Danke«, antwortete ich. »Aber
Sie haben mir das Leben gerettet, Mr. Landis, das genügt.«
»So wäre das erledigt!« meinte Lavers . »Und nun können wir ja alle nach Hause gehen und
noch etwas schlafen.«
»Da ist noch eine Frage, die
ich gern an Mr. Landis gerichtet hätte«, fuhr ich fort.
»Und die wäre?« fragte Landis
höflich.
»In Ihrem Schreibtisch befindet
sich ein Geheimfach«, sagte ich. »In ihm liegen eine Injektionsspritze und eine
recht beträchtliche Menge Heroin. Es muß jemanden gehören, der durch und durch
süchtig ist. Wie kommt das Zeug dahin?«
Die Linien in seinem Gesicht
vertieften sich. »Ich hätte natürlich die Sachen vernichten sollen, aber
irgendwie habe ich es nicht getan. Vermutlich hätte ich es nicht ertragen, die
Sachen noch einmal anzusehen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
murmelte Lavers .
»Sie gehörten meinem Sohn
John«, erwiderte Landis ruhig. »Ich fand sie ganz zufällig unter seinen Sachen.
Dadurch bin ich ja auch zum erstenmal daraufgekommen , daß er süchtig war. Und das war der Grund,
warum ich ihn aus dem Haus geworfen habe. Vielleicht, wenn ich nur etwas mehr
Verständnis gezeigt hätte...«
»Genügt das, Wheeler?« fragte Lavers kurz angebunden.
»Jawohl, Sir«, antwortete ich.
»Gehen wir jetzt?«
Der Sheriff nickte. »Ich würde
mich freuen, Mr. Landis, wenn ich Sie und Ihre Tochter zuerst nach Hause fahren
könnte.«
»Ich danke Ihnen«, erwiderte
Landis, »es wäre sehr nett von Ihnen.«
Er reichte Rena den Arm und begann,
mit ihr auf die Treppe zuzugehen. Als Lavers ihnen
folgen wollte, packte ich ihn vorsichtig am Ellbogen.
»Was denn jetzt?« knurrte er.
»Da wäre noch ein wichtiges
Beweisstück, das wir unterwegs auflesen könnten, Sheriff«, sagte ich zu ihm.
»Falls Sie nichts dagegen hätten, daß ich in Ihrem Wagen mitfahre, würde uns
das nur einen kleinen Umweg von kaum fünf Minuten kosten.«
»Welches Beweisstück?«
»Die andere Pistole, die Nesbitt benutzte, um Talbot und Booth zu erschießen«,
antwortete ich. Es war das einzige, was mir in dem Augenblick einfiel.
»Also gut!« sagte Lavers . »Wenn es unbedingt sein muß.«
»Ich setze mich zum Fahrer
vor«, sagte ich. »Danke, Sheriff.«
»Wenn Sie nicht der vom Glück
am meisten begünstigte Beamte in dieser Stadt sind«, sagte er grollend, »muß
ich direkt annehmen, daß Sie so was wie Intelligenz haben.«
Wir traten hinaus. Landis und
Rena saßen bereits im Wagen des Sheriffs. Lavers setzte sich zu ihnen, und ich ließ mich neben dem Fahrer nieder und erklärte
ihm den Weg. Etwa zehn Minuten später fragte Landis, wohin wir führen.
»Wheeler möchte noch ein
wichtiges Beweisstück sicherstellen«, erklärte Lavers .
»Es dauert nur fünf Minuten, Mr. Landis, wird uns aber für später viel Zeit
ersparen. Ich hoffe, daß Sie nichts dagegen haben?«
»Nein«, sagte Landis. Aber es
klang so, als hätte er etwas dagegen.
Ich zündete mir eine Zigarette
an und versuchte, mich etwas zu entspannen. Eine sehr reife Blondine hat mir
einmal erzählt, es käme nur darauf an, sich gänzlich erschlaffen zu lassen. Sie
versuchte, es mir zu beweisen, es mißglückte , aber es
war eine interessante Demonstration.
Ich hörte ein Geräusch hinter
mir und blickte in den Rückspiegel. Landis sah zum hinteren Fenster hinaus.
»Das ist doch die Gegend von Hillstone !« rief er. »Aber
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