Der Schuß im Nachtklub
über Beförderung reden, Sheriff«, sagte ich bescheiden.
»Beförderung! Ich habe an einen
Job bei der städtischen Müllabfuhr gedacht!« sagte er kühl.
»Können wir jetzt ins Goldene
Hufeisen hinüberfahren?« fragte ich.
»Warum nicht?« antwortete Lavers . »Ich bin stets dafür eingetreten, jedem seine Chance
zu geben. Hammond!«
»Sir?« Hammond trat neben ihn
und bedachte mich mit dem unfreundlichsten Blick, den ich seit jener Blonden in
Cincinnati erlebt hatte.
»Sorgen Sie dafür, daß er
hinkommt.« Lavers machte eine Kopfbewegung zu
Clarence hin.
»Jawohl, Sir«, sagte Hammond
dienstbeflissen.
»Wenn Sie unterwegs nett zu ihm
sind«, sagte ich zu Hammond, »gibt er Ihnen vielleicht sogar Unterricht auf dem Kontrabaß .«
Ich wandte mich an den Sheriff.
»Ich möchte vorschlagen, Sir, daß Mr. Landis und seine Tochter auch mitkommen
und die Rekonstruktion des Mordes mit ansehen.«
Lavers blickte zu Landis, der noch
immer zusammengesunken in seinem Sessel saß. »Was halten Sie davon, Mr. Landis?
Würden Sie Wert darauf legen, die Sache mit anzusehen, oder würden Sie lieber
hierbleiben, um endlich etwas schlafen zu können?«
Landis wirkte unschlüssig. »Ich
glaube, ich bleibe hier, danke«, antwortete er.
»Aber davon kann keine Rede
sein!« rief Rena erregt. »Natürlich kommen wir mit. Ich möchte mir das doch
nicht entgehen lassen — doch nicht um alle Männer auf... Ich meine, um nichts
auf der Welt!«
Landis starrte sie einen
Augenblick an und zuckte dann die Schultern. Er erhob sich und lächelte Lavers ausdruckslos an.
»Meine Tochter besteht darauf«,
erklärte er. »Sieht also so aus, als kämen wir mit, Sheriff.«
»Gut, antwortete Lavers energisch. »Dann fahren wir sofort.«
Er wandte sich mir zu und sagte
leise zu mir: »Ich hoffe nur, daß Sie wissen, was Sie tun, Wheeler!«
»Ja, das hoffe ich auch«, sagte
ich.
Eine halbe Stunde später war
das Goldene Hufeisen wieder geöffnet, wenn auch nicht für die
Allgemeinheit.
Cuba Carter war auch da und
rieb sich den Schlaf aus den Augen. Wesley Stewart lächelte mich freundlich an,
als ich in den Keller trat.
Lavers holte einen Stuhl für Rena und
einen für ihren Vater. Er scharwenzelte herum, bis er überzeugt war, daß Landis
bequem saß, und wandte sich dann zu mir um.
»Also los, Wheeler«, erklärte
er, »jetzt haben Sie ja, was Sie wollten. Fangen Sie an, aber beeilen Sie sich.
Es ist jetzt nach vier Uhr früh.«
Dann verzog er einen Augenblick
den Mund: »Und wenn Sie dabei auf den Gedanken kommen sollten, daß wir zu einem
Fenster hinaussehen sollen...«
»Ich möchte«, erwiderte ich
hastig, »daß sich das ursprüngliche Trio auf das Podium setzt.«
Ich vermied es, Lavers anzusehen, als ich sagte: »Richtige Musik. Das
Stück, das gespielt wurde, als Johnny Landis umgebracht wurde.«
Ein bulliger Polizeibeamter
nahm Clarence Nesbitt die Handschellen ab.
Clarence schlurfte hinüber zur
Wand, wo sein Kontrabaß lehnte, ergriff das
Instrument und bestieg damit das Podium.
Einige Sekunden später hatte
Cuba Carter sein Schlagzeug abgedeckt und war zum Spielen bereit. Wesley
Stewart tastete mit zärtlichen Fingern sein Saxophon ab und blickte zu mir
hinüber. »Ich glaube, es kann losgehen, Lieutenant.«
»Gut«, sagte ich. »Noch etwas:
Sergeant Polnik !«
» Lieutenant?«
»Ich möchte, daß Sie Johnny
Landis darstellen. Nachdem die Musik angefangen hat, kommen Sie aus der Tür
dort drüben.« Ich deutete auf die Tür, die zu Midnights Büro führte. »Dann gehen Sie hinten um das Podium herum.«
»Jawohl, Lieutenant.«
Ich nickte Wesley zu, und das
Trio setzte mit Rampart Street Parade ein.
Polnik stand gerade innerhalb des
Türrahmens zu Midnights Büro und wartete. Ich gab ihm
ein Zeichen, und er begann, langsam hinter dem Podium, im Rücken des Trios,
herumzugehen. Wesley setzte mit seiner Folge kühner, harmonischer Läufe ein.
»Bleiben Sie stehen, Polnik «, rief ich.
Ich winkte Wesley mit der Hand
zu, und das Trio brach mitten im Stück ab. Die drei sahen mich verständnislos
an.
»Das ist die Stelle«, erklärte
ich. »Das ist ungefähr die Stelle, an der Johnny Landis eine verpaßt bekam.
Jeder kann sehen, daß Wes Stewart ihn nicht hatte erschießen können, da er
beide Hände gebrauchte, um sein Saxophon spielen zu können, wie ich..., wie ich
ja doch schon einmal erwähnt habe, Sheriff. Cuba Carter hat in jeder Hand einen
Trommelstock, und damit scheidet auch er aus. Aber Clarence...«
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