Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
statt dessen rechts ab und fuhr nach Nordosten in Richtung Big Bear Lake weiter.
    Wäre sie links abgebogen, hätte sie die unheilvolle, etwa einen Kilometer lange Steigung passieren müssen, auf der Danny vor einem Jahr ermordet worden war. Laura spürte intuitiv, daß der für sie alle gefährlichste Ort der Welt im Augenblick dieser Straßenabschnitt mit seinen zwei schmalen Fahrspuren war. Chris und sie hätten dort schon zweimal den Tod finden sollen: zum ersten Mal, als der Kleinlaster der Robertsons ins Schleudern geriet; zum zweiten Mal, als Kokoschka das Feuer auf sie eröffnete. Manchmal, in Momenten klarsichtigen Denkens, war ihr klar geworden, daß es im Leben vorausbestimmte erfreuliche und bedrohliche Entwicklungen gab – und daß das einmal an deren Verwirklichung gehinderte Schicksal sich bemühte, Vorausbestimmtes durchzusetzen. Obwohl Laura ihre Überzeugung, eine Weiterfahrt in Richtung Running Springs bedeute für sie alle den sicheren Tod, nicht hätte vernünftig begründen können, wußte sie im Innersten ihres Herzens, daß der Tod sie dort erwartet hätte.
    Während sie auf die Staatsstraße abbog und zwischen auf beiden Seiten düster aufragenden Nadelbaumriesen in Richtung Big Bear weiterfuhr, setzte Chris sich wieder auf und schaute nach hinten.
    »Sie kommen«, erklärte Laura ihm, »aber wir sind schneller.«
    »Sind das die Leute, die Daddy erschossen haben?«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber damals haben wir nichts von ihnen gewußt, waren wir unvorbereitet.«
    Auch der Mercedes befand sich jetzt auf der Staatsstraße 330  – allerdings wegen der vielen Kurven, Steigungen und Gefälle-strecken meistens außer Sicht. Der Wagen schien etwa 200 Meter hinter ihnen zu sein, aber er holte bestimmt auf, weil er einen größeren, weit stärkeren Motor hatte als der Jeep.
    »Wer sind sie?« fragte Chris.
    »Das weiß ich nicht sicher, Schatz. Und ich weiß nicht, weshalb sie’s auf uns abgesehen haben. Aber ich weiß, was sie sind: brutale Gewalttäter, der Abschaum der Menschheit. Ich habe solche Typen schon in Caswell Hall kennengelernt und weiß, daß man ihnen energisch entgegentreten muß, weil sie nur davor Respekt haben.«
    »Du hast’s ihnen richtig gezeigt, Mom!«
    »Und du hast mir klasse geholfen, Kleiner. Das war clever von dir, daß du den Motor angelassen und das Garagentor geöffnet hast. Wahrscheinlich hat uns das gerettet.«
    Der Mercedes hinter ihnen war inzwischen auf etwa 100 Meter herangekommen. Der 420 SEL war nicht nur schneller, sondern hatte auch eine hervorragende Straßenlage – viel besser als die des Jeeps.
    »Sie kommen schnell näher, Mom.«
    »Ich weiß.«
    »Wirklich schnell.«
    Sie näherten sich dem Ostende des Sees, und Laura hatte plötzlich einen klapprigen alten Dodge-Lieferwagen vor sich, bei dem lediglich ein Rücklicht brannte und dessen rostige Stoßstange anscheinend nur von witzig sein sollenden Aufklebern wie BLONDINEN DÜRFEN ÜBERHOLEN und ICH GEHÖRE ZUR MAFIA zusammengehalten wurde. Er tuckerte unterhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung mit etwa 50 Stundenkilometern dahin. Laura wußte, daß der Mercedes zu ihnen aufschließen würde, wenn sie jetzt zögerte; waren die Killer nahe genug heran, konnten sie erneut das Feuer eröffnen. Auf diesem Straßenabschnitt herrschte Überholverbot, aber diefreie Gegenfahrbahn reichte knapp für ein Überholmanöver. Laura zog den Jeep nach links, trat das Gaspedal durch, überholte den kleinen Dodge und scherte wieder ein. Unmittelbar davor fuhr ein Buick mit etwas über 60 Stundenkilometern, den sie ebenfalls überholte, bevor die Straße wieder so kurvenreich wurde, daß der Mercedes den alten Dodge nicht mehr überholen konnte.
    »Sie sind dahinter hängengeblieben!« berichtete Chris.
    Laura fuhr jetzt fast 90 Stundenkilometer, was für einige Kurven zu schnell war, aber sie schaffte es, den Jeep auf der Straße zu halten, und begann zu hoffen, sie würden ihren Verfolgern entkommen. Aber die Straße gabelte sich vor dem See, und weder der Buick noch der alte Dodge folgten dem Jeep das Südufer entlang nach Big Bear City; beide bogen in Richtung Fawnskin am Nordufer ab, so daß die Straße zwischen Laura und dem Mercedes, der sofort aufzuschließen begann, wieder frei war.
    Überall standen jetzt Häuser: auf den Hügeln rechts der Straße ebenso wie in dem zum See hin abfallenden Gelände links von ihnen. Manche – vermutlich nur an Wochenenden bewohnte Ferienhäuser – waren unbeleuchtet, aber die

Weitere Kostenlose Bücher