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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war weder langsam noch widerspenstig noch schwer von Begriff. Statt dessen schlug er seine Bettdecke zurück, stand sofort auf und lief zum Kleiderschrank.
    »Ich warte in der Küche auf dich«, sagte Laura noch.
    »Okay, Mom.«
    Sie war stolz darauf, wie vernünftig er reagierte, und erleichtert darüber, daß Chris ihre Flucht nicht behindere würde; zugleich betrübte sie jedoch, daß er schon als Achtjähriger die Kürze und Härte des Lebens gut genug begriff, um auf eine Krise rasch und gelassen wie ein Erwachsener zu reagieren.
    Laura trug Jeans und eine blaukarierte Flanellbluse. Als sie jetzt in ihr Schlafzimmer ging, brauchte sie nur noch in einen Pullover zu schlüpfen und ihre Freizeitschuhe mit hochschäftigen Wanderstiefeln zu vertauschen.
    Sie hatte Dannys Sachen weggegeben und besaß deshalb keinen Mantel für den Verletzten. Aber sie hatte reichlich Wolldecken und holte im Vorbeigehen zwei aus dem Wäscheschrank auf dem Flur.
    Dann fiel ihr noch etwas ein. Sie hastete in ihr Arbeitszimmer zurück, öffnete den Safe und nahm den eigenartigen schwarzen Gürtel mit Kupferapplikationen heraus, den ihr Beschützer ihr voriges Jahr anvertraut hatte. Sie stopfte ihn in ihre geräumige Umhängetasche.
    Im Erdgeschoß holte Laura ihre blaue Daunenjacke aus dem Garderobenschrank in der Diele und nahm die hinter der Haustür hängende Uzi mit. Während sie sich durchs Haus bewegte, achtete sie auf von draußen kommende ungewöhnliche Laute, Stimmen oder Motorengeräusche, aber die Nacht blieb still.
    In der Küche legte sie die Uzi zu der anderen Maschinenpistole auf den Tisch und kniete dann neben ihrem Beschützer nieder, der wieder bewußtlos war. Laura knöpfte seinen von Schmelzwasser durchnäßten Laborkittel und das Hemd darunter auf und untersuchte die Schußwunde unter seinem linken Schlüsselbein. Sie saß hoch über dem Herzen, was gut war, aber er hatte viel Blut verloren, mit dem seine Kleidung förmlich getränkt war.
    »Mom?« Chris stand für die Winternacht gekleidet an der Küchentür.
    »Nimm eine der Uzis mit, hol die dritte aus dem Anrichtezimmer und leg sie in den Jeep.«
    »Das ist er!« sagte Chris mit vor Staunen großen Augen.
    »Richtig«, bestätigte Laura. »Er ist schwerverletzt bei uns aufgekreuzt. Außer den Uzis nimmst du zwei Revolver mit – den aus der Schublade dort drüben und den aus dem Eßzimmer. Aber sei vorsichtig, damit du nicht versehentlich …«
    »Keine Angst, Mom«, sagte er und machte sich daran, ihre Aufträge auszuführen.
    Laura wälzte ihren Beschützer so behutsam wie möglich auf die rechte Seite – er stöhnte dabei, ohne jedoch aus seiner Bewußtlosigkeit zu erwachen –, um nachzusehen, ob er am Rücken eine Austrittswunde hatte. Tatsächlich hatte die Kugel den Oberkörper durchschlagen und war unter dem Schulterblatt ausgetreten. Auch der Rücken des Laborkittels war mit Blut getränkt, aber weder Ein- noch Austrittswunde schienen stark zu bluten; falls er jedoch starke innere Blutungen hatte, so konnte Laura sie weder feststellen noch behandeln.
    Unter dem Hemd trug er einen der schwarzen Gürtel mit eingewebten Kupferfäden. Laura nahm ihn ihm ab und stopfte ihn zu dem anderen in ihre geräumige Umhängetasche. Sie knöpfte ihm das Hemd wieder zu und überlegte, ob sie ihm den durchnäßten Laborkittel ausziehen sollte. Aber es wäre zu schwieriggewesen, ihm die Ärmel von den Armen zu ziehen. Also begnügte sie sich damit, ihn erneut auf die Seite zu wälzen, um ihn in eine graue Wolldecke hüllen zu können.
    Während Laura den Verletzten einpackte, benützte Chris den Durchgang vom Bügelraum zur Garage, um die Waffen nach draußen in den Jeep zu schaffen. Dann kam er mit einem etwas über einen Meter langen und einen halben Meter breiten Transportwagen – im Prinzip eine massive Sperrholzplatte auf drehbaren Rädern – zurück, die Möbelpacker vor etwas über einem Jahr bei ihnen vergessen und nicht mehr abgeholt hatten.
    Er fuhr damit wie auf einem Skateboard zur Tür des Anrichtezimmers. »Wir müssen die Munitionskiste mitnehmen«, sagte er, »aber die kann ich nicht schleppen. Deshalb stelle ich sie hier drauf.«
    Laura freute sich darüber, daß er so tatkräftig und clever war. »Wir haben zwölf Schuß in den beiden Revolvern und zwölfhundert in den drei Uzis – das müßte für alle Fälle reichen. Schnell, bring den Karren in die Küche! Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie wir ihn ohne große Erschütterungen zum Jeep

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