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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Lichter anderer leuchteten zwischen den Bäumen hindurch.
    Laura wußte, daß sie einem der Wege, einer dieser Zufahrten zum nächsten Haus folgen konnte, in dem Chris und sie aufgenommen worden wären. Die Bewohner hätten ihnen ohne zu zögern ihre Tür geöffnet. Hier herrschte keine Großstadtatmosphäre; auf dem Lande, in den Bergen waren die Menschen nicht sofort mißtrauisch, wenn nachts unangemeldeter Besuch an ihre Tür klopfte.
    Der Mercedes war wieder auf 100 Meter herangekommen, und sein Fahrer betätigte die Lichthupe, als wollte er sagen: He, wir kommen, Laura, wir kriegen dich, wir sind die Buhmänner, wir meinen’s ernst, uns entkommt niemand, wir holen dich, wir kommen!
    Hätte sie in einem der Häuser in der Nähe Zuflucht zu finden versucht, hätten die Killer sie wahrscheinlich dorthin verfolgt und nicht nur Chris und sie, sondern auch die Hausbewohner eiskalt ermordet. Diese Schweinehunde würden vielleicht davor zurückschrecken, sie mitten in San Bernardino, in Riverside oder sogar in Redlands zu überfallen, weil sie dort damit rechnen mußten, von der Polizei gestellt zu werden. Aber sie würden sich nicht von einer Handvoll harmloser Außenstehender einschüchtern lassen, zumal sie unabhängig davon, wie viele Menschen sie ermordeten, einer Festnahme bestimmt dadurch entgehen konnten, daß sie auf die gelben Knöpfe an ihren Gürteln drückten und verschwanden, wie Lauras Beschützer vor einem Jahr verschwunden war. Sie hatte keine rechte Vorstellung davon, wohin sie verschwinden würden, aber sie konnte sich denken, daß sie dort für die hiesige Polizei unerreichbar waren. Sie wollte das Leben Unbeteiligter nicht gefährden, deshalb passierte sie Haus nach Haus, ohne ihre Geschwindigkeit zu verringern.
    Der Mercedes war noch etwa 50 Meter hinter ihnen und schloß rasch auf.
    »Mom …«
    »Ich sehe sie, Schatz.«
    Sie waren nach Big Bear City unterwegs, das seinen Namen bedauerlicherweise nicht verdiente, denn es war nicht nur keine City, sondern nur ein ziemlich kleines Dorf, kaum größer als ein Weiler. Dort gab es nicht so viele Straßen, daß Laura hätte hoffen können, ihre Verfolger abzuschütteln, und das stationierte Polizeikontingent reichte nicht aus, mit Maschinenpistolen bewaffnete Fanatiker abzuwehren.
    Der Gegenverkehr war nur schwach. Laura schloß zu einem in ihre Richtung fahrenden grauen Volvo auf und überholte ihn praktisch blind, weil ihr nichts anderes übrigblieb, da der Mercedes auf 40 Meter herangekommen war. Der Mercedesfahrer überholte den Volvo mit einem ebenso gewagten Manöver.
    »Wie geht’s unserem Passagier?« erkundigte Laura sich.
    Chris drehte sich nach hinten um, ohne seinen Sicherheitsgurt zu lösen. »Einigermaßen, schätze ich. Er rutscht natürlich viel herum.«
    »Das kann ich nicht ändern.«
    »Wer ist er, Mom?«
    »Ich weiß nicht allzuviel über ihn«, sagte Laura. »Aber sobald wir in Sicherheit sind, erzähle ich dir alles, was ich weiß. Das habe ich bisher noch nicht getan, weil … na ja, weil ich selbst nicht genug gewußt habe und Angst hatte, für dich könnte es gefährlich sein, überhaupt etwas über ihn zu wissen. Aber gefährlicher als jetzt kann’s kaum werden, stimmt’s? Wir reden  also später über ihn.«
    Falls es überhaupt ein Später gab.
    Nach etwa zwei Dritteln der Strecke entlang dem Südufer des Sees, der Mercedes der Killer war inzwischen auf 30 Meter herangekommen, sah Laura eine Hinweistafel auf die vor ihnen abzweigende Nebenstrecke. Sie führte an Clark’s Summit vorbei durch die Berge: 15 Kilometer Landstraße, die den über 50 Kilometer langen Bogen der Staatsstraße 38 abschnitten und bei Barton Fiats wieder auf sie stießen. Soweit Laura sich erinnerte, waren Anfang und Ende der Bergstraße auf einigen Kilometern asphaltiert, aber die mittleren acht bis zehn Kilometer waren unbefestigt. Im Gegensatz zu ihrem Jeep hatte der Mercedes keinen Allradantrieb; er war mit Winterreifen ausgerüstet, hatte aber keine Schneeketten. Der Mann am Steuer wußte bestimmt nicht, daß der Asphaltbelag der Bergstraße schon bald vereisten und zum Teil verschneiten Fahrrinnen Platz machen würde.
    »Halt dich fest!« forderte sie Chris auf.
    Sie bremste erst im letzten Augenblick und nahm die Rechtskurve zur Bergstraße so schnell, daß der Jeep sich mit protestierend quietschenden Reifen querstellte. Zugleich erzitterte das Fahrzeug dabei wie ein altes Pferd, das zu einem gefährlichen Sprung gezwungen worden war.
    Dem

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