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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mann, dessen Wunden Sie gerade genäht haben – kann mich niemand vor ihnen schützen. Diese Leute, die hinter uns her sind … sind brutal und unversöhnlich und stehen außerhalb des Gesetzes.«
    Er schüttelte den Kopf. »Niemand steht außerhalb des Gesetzes.«
    »Auf die trifft das zu, Doktor. Ich würde eine Stunde brauchen, um Ihnen zu erklären, wer sie sind, und Sie würden mir vermutlich trotzdem nicht glauben. Aber wenn Sie unseren Tod nicht auf dem Gewissen haben wollen, bitte ich Sie inständig, keinem zu erzählen, daß wir hier gewesen sind. Nicht nur ein paar Tage, sondern Ihr Leben lang.«
    »Nun, ich …«
    Während Laura ihn prüfend betrachtete, merkte sie, daß es zwecklos war. Sie erinnerte sich an etwas, das er zuvor in der Diele gesagt hatte, als sie ihn davor gewarnt hatte, in bezug auf die Anwesenheit weiterer Hausbewohner zu lügen: Er lüge nie, hatte er gesagt, weil das Leben – trotz gelegentlicher Schwierigkeiten – einfacher sei, wenn man stets die Wahrheit sage. Für ihn sei das zu einer lebenslänglichen Gewohnheit geworden. Kaum eine dreiviertel Stunde später kannte Laura ihn bereits so gut, daß sie ihn für einen ungewöhnlich wahrheitsliebenden Mann hielt. Selbst jetzt, wo sie ihn bat, ihren Besuch geheimzuhalten, war er außerstande, die Lüge über die Lippen zu bringen, die sie beschwichtigt und zum Gehen veranlaßt hätte.
    Brenkshaw starrte sie schuldbewußt an und war nicht imstande, eine Unwahrheit auszusprechen. Sobald Laura gegangen war, würde er seine Pflicht tun: Er würde den Fall der Polizei melden. Die Cops würden sie in ihrem Haus bei Big Bear suchen und dort das Blut, aber nicht die Leichen der Zeitreisenden sowie Hunderte von leeren Patronenhülsen, zersplitterte Fenster und Einschüsse in den Wänden entdecken. Morgen oder spätestens übermorgen würde die Story in ganz Amerika Schlagzeilen machen …
    Vielleicht hatte es das Verkehrsflugzeug, das Laura vor über einer halben Stunde zu hören geglaubt hatte, doch nicht wirklich gegeben. Vielleicht hatte sie das gehört, was sie ursprünglich vermutet hatte: sehr fernen Donner, 20 bis 30 Kilometer entfernt.
    Erneut Donner in einer Nacht ohne Regen.
    »Helfen Sie mir jetzt, ihn anzuziehen, Doktor«, forderte sie Brenkshaw auf, indem sie zu ihrem Beschützer auf dem Untersuchungstisch hinüberdeutete. »Wenigstens das können Sie für mich tun, da Sie mich später ohnehin verraten werden.«
    Bei dem Wort verraten zuckte er sichtbar zusammen.
    Zuvor hatte Laura Chris mit dem Auftrag losgeschickt, aus Brenkshaws Schlafzimmer ein Hemd, einen Pullover, eine Jacke, eine Hose, Socken und ein Paar Schuhe zu holen. Der Arzt war nicht so sportlich schlank wie ihr Beschützer, aber die beiden waren etwa gleich groß.
    Im Augenblick trug der Verletzte nur seine blutgetränkte Hose, aber Laura wußte, daß sie nicht mehr genug Zeit hatten, ihn vollständig anzuziehen. »Helfen Sie mir bloß, ihm die Jacke überzuziehen, Doktor. Die restlichen Sachen nehme ich mit und ziehe sie ihm später an. Die Jacke genügt vorerst als Schutz gegen die Kälte.«
    »Eigentlich ist er nicht transportfähig«, sagte der Arzt, während er den Verletzten auf dem Untersuchungstisch widerstrebend in sitzende Stellung brachte.
    Laura ignorierte Brenkshaws Worte, mühte sich ab, den rechten Arm des Verletzten in den Ärmel der warm gefütterten Cordsamtjacke zu stecken, und gab ihrem Sohn Anweisungen: »Chris, du gehst ins Wartezimmer, ohne dort Licht zu machen. Stell dich ans Fenster, beobachte die Straße und laß dich um Himmels willen nicht sehen!«
    »Glaubst du, daß sie hier sind?« fragte der Junge ängstlich.
    »Falls nicht, kommen sie bestimmt bald«, antwortete sie und steckte den linken Arm ihres Beschützers in den zweiten Jakkenärmel.
    »Wovon reden Sie überhaupt?« fragte Brenkshaw, als Chris ins Sprechzimmer lief und von dort aus ins dunkle Wartezimmer weiterhastete.
    Laura gab keine Antwort. »Kommen Sie, wir müssen ihn in den Rollstuhl setzen.«
    Gemeinsam hoben sie den Verletzten vom Untersuchungstisch, setzten ihn in den Rollstuhl und ließen den Bauchgurt einschnappen.
    Während Laura die übrigen Kleidungsstücke und die beiden Pillenbehälter in das Hemd legte und ein Bündel daraus machte, kam Chris aus dem Wartezimmer zurückgerannt. »Mom, sie fahren gerade vor, das müssen sie sein, zwei Autos voller Männer auf der anderen Straßenseite, wenigstens sechs oder acht Mann! Was tun wir jetzt?«
    »Scheiße«, sagte

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