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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ertönte Sirenengeheul.
    Das würde die Männer in Schwarz wahrscheinlich vertreiben. Außerdem suchten sie vermutlich noch immer die Wohnstraße hinter Brenkshaws Grundstück ab, bewegten sich mit Vorsicht und rechneten damit, wieder beschossen zu werden.
    Laura bewegte sich dagegen ganz offen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie aus den Nachbarhäusern gesehen wurde. Die Straße war mit ausgewachsenen, aber künstlich niedriggehaltenen Dattelpalmen gesäumt, die viel Deckung boten. Und wer in dieser Nacht aufgeschreckt worden war, stand vermutlich eher an einem Fenster im ersten Stock und bemühte sich, über die Palmen hinweg zu Dr. Brenkshaws Haus hinüberzusehen, wo vorhin geschossen worden war.
    Das neunte Auto war ein Oldsmobile Cutlass, dessen Schlüssel unter dem Fahrersitz lagen. Als Laura eben den Motor anließ und die Fahrertür zuknallte, öffnete Chris die Beifahrertür und zeigte ihr einen Schlüsselbund, den er entdeckt hatte.
    »Ein ganz neuer Toyota«, sagte er.
    »Dieser hier reicht«, entschied Laura.
    Die Sirenen kamen näher.
    Chris warf die Toyotaschlüssel weg, stieg ein und fuhr mit Laura zu dem noch immer dunklen Haus auf der anderen Straßenseite zurück, in dessen Vorgarten der Arzt mit dem Bewußtlosen auf sie wartete. Vielleicht hatten sie Glück; vielleicht war dort wirklich niemand zu Hause. Sie hoben Lauras Beschützer aus dem Rollstuhl und streckten ihn auf dem Rücksitz des Cutlass aus.
    Die Sirenen waren jetzt schon sehr nahe, auf der nächsten Querstraße raste ein Streifenwagen mit roten Blinklichtern vorbei, der zu Brenkshaws Haus unterwegs war.
    »Bei Ihnen alles in Ordnung, Doc?« fragte Laura, nachdem sie die hintere Autotür zugeworfen hatte.
    Er hatte sich erschöpft in den Rollstuhl gesetzt. »Keine Angst, ich habe keinen Schlaganfall. Was ist bloß mit Ihnen los , Mädchen?«
    »Keine Zeit, Doc. Ich muß die Mücke machen.«
    »Hören Sie«, sagte er noch, »vielleicht erzähle ich denen überhaupt nichts.«
    »Doch, das tun Sie«, widersprach Laura. »Sie bilden sich vielleicht ein, es nicht tun zu wollen, aber Sie werden der Polizei alles sagen. Täten Sie’s nicht, gäbe es keinen Polizeibericht und keine Zeitungsmeldungen – und ohne diese in der Zukunft bekannten Unterlagen hätten die Killer mich heute nacht nicht aufspüren können.«
    »Was brabbeln Sie da?«
    Laura beugte sich vor und küßte ihn auf die Backe. »Keine Zeit für Erklärungen, Doc. Besten Dank für Ihre Hilfe. Tut mir leid, aber den Rollstuhl muß ich auch noch mitnehmen.«
    Er klappte ihn zusammen und legte ihn ihr in den Kofferraum.
    Die Nacht war jetzt voller Sirenen.
    Laura stieg ein und knallte die Fahrertür zu. »Anschnallen, Chris.«
    »Angeschnallt«, bestätigte er.
    Sie bog aus der Einfahrt nach links auf die Straße ab – von Brenkshaws Haus weg in Richtung Querstraße, auf der vorhin der mit Blinklicht fahrende Streifenwagen vorbeigeflitzt war.
    Die auf eine gemeldete Schießerei hin zusammenströmenden Fahrzeuge kamen aus verschiedenen Stadtteilen, aus verschiedenen Streifenbezirken, so daß vielleicht kein zweiter Wagen diese Route benützen würde. Die Querstraße mündete in eine um diese Zeit wenig befahrene Hauptstraße, auf der Laura keine Wagen mit aufgesetzten roten Blinkleuchten sah. Sie bog nach rechts ab, entfernte sich immer mehr von Brenkshaws Haus, durchquerte San Bernardino und fragte sich, wo sie letztlich Zuflucht finden würden.
    Kurz nach 3.15 Uhr erreichte Laura Riverside, stahl in einer ruhigen Seitenstraße einen Buick, brachte ihren Beschützer im Rollstuhl zu dem neuen Fahrzeug und ließ den Cutlass stehen. Chris schlief während der gesamten Unternehmung fest und mußte von einem Wagen zum anderen getragen werden.
    Eine halbe Stunde später war Laura erschöpft und todmüde in einer anderen Seitenstraße unterwegs: diesmal mit einem Schraubenzieher aus der Werkzeugtasche des Buicks, mit dem sie jetzt die Kennzeichen eines Nissans abschraubte. Die gestohlenen Nummernschilder kamen an den Buick, dessen Schilder in den Kofferraum wanderten, weil dieses Kennzeichen demnächst auf der Fahndungsliste der Polizei erscheinen würde.
    Vielleicht dauerte es ein paar Tage, bis dem Nissan-Besitzer auffiel, daß seine Nummernschilder gestohlen waren, und selbst wenn der Diebstahl angezeigt wurde, würde er die Polizei weniger interessieren als ein Autodiebstahl. Diebstähle von Kennzeichen waren im allgemeinen Dumme-Jungen-Streiche oder die Tat von Vandalen, ihre

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