Der Schutzengel
Anachronistisches am Leib.
Darüber hinaus trug jeder der vier einen Mark-Cross-Aktenkoffer – ein elegantes Modell aus Kalbsleder mit vergoldeten Schlössern. Auch die Aktenkoffer waren wie die in ihnen enthaltenen Uzis mitsamt den Reservemagazinen aus der Zukunft mitgebracht worden.
Ein Forscherteam des Instituts hatte sich zufällig in den Vereinigten Staaten aufgehalten, als John Hinckley sein Attentat auf Ronald Reagan verübte. In Fernsehaufzeichnungen hatten ihnen die in Aktenkoffern mitgeführten kompakten Maschinenpistolen der Leibwächter des Präsidenten sehr imponiert. Die Geheimdienstagenten hatten nur wenige Sekunden gebraucht, um mit diesen Waffen feuerbereit zu sein. Also war die Uzi nicht nur bei Polizei und Streitkräften vieler Staaten des Jahres 1989 eingeführt, sondern auch die bevorzugte Waffe zeitreisender SS-Kommandos.
Erich Klietmann hatte viel mit der Uzi geübt. Er brachte dieser Waffe ebensoviel Zuneigung entgegen, wie er sie je einem menschlichen Wesen entgegengebracht hatte. Ihn störte lediglich, daß sie in Israel konstruiert worden war und dort hergestellt wurde: das Produkt einer Bande von Juden. Andererseits würde die neue Institutsleitung wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen die Einführung der Uzi auch im Jahr 1944 genehmigen. Mit ihr ausgerüstete deutsche Soldaten würden dann noch besser imstande sein, die Horden von Untermenschen abzuwehren, die das Reich bedrohten.
Klietmann warf einen Blick auf die Uhr im Programmierpult und stellte fest, daß sieben Minuten verstrichen waren, seitdem das Forscherteam zum 15. Februar 1989 in Kalifornien aufgebrochen war. Dort sollten sie vor allem Zeitungsmeldungen einsehen, um festzustellen, ob Krieger, die Frau und der Junge in dem Monat nach den Schießereien bei Big Bear und in San Bernardino von der Polizei festgenommen und verhört worden waren. Danach würden sie ins Jahr 1944 zurückkehren, um Klietmann mitzuteilen, wann und wo Krieger und die Frau anzutreffen sein würden. Da jede Zeitreise unabhängig von der Verweildauer am Zielort genau elf Minuten dauerte, brauchten Klietmann und sein Trupp nur noch vier Minuten zu warten.
Der 12. Januar 1989, ein Donnerstag, war Lauras 34. Geburtstag, den sie in ihrem Zimmer im »The Bluebird of Happiness« verbrachten. Stefan brauchte einen weiteren Tag Erholung, um wieder zu Kräften zu kommen und das Penicillin wirken zu lassen. Außerdem brauchte er Zeit zum Nachdenken: Er mußte einen Plan zur Zerstörung des Instituts entwerfen, und dieses knifflige Problem war nur durch stundenlange Konzentration zu lösen.
Der Regen hatte aufgehört, aber die bleigrauen Wolken sahen noch immer regenschwer aus. Laut Wetterbericht sollte bis Mitternacht der nächste Sturm folgen.
Die Fernsehlokalnachrichten um 17 Uhr brachten einen Bericht über Laura und Chris und den geheimnisvollen Verletzten, mit dem sie bei Dr. Brenkshaw gewesen waren. Die Polizei fahndete noch immer nach ihr und vermutete, die Drogenhändler, die ihren Mann erschossen hatten, seien hinter ihr und ihrem Sohn her, weil sie Angst hatten, eines Tages doch bei einer Gegenüberstellung von ihr identifiziert zu werden – oder weil Laura selbst irgendwie in den Drogenhandel verwickelt war.
»Mom eine Dealerin?« fragte Chris aufgebracht. »Das können sich bloß Idioten ausdenken!«
Obwohl am Big Bear Lake und in San Bernardino keine Leichen aufgefunden worden waren, wies der Fall sensationelle Begleitumstände auf, die eine Garantie waren, daß das Interesse der Medien nicht so bald erlahmen würde. Die Reporter hatten erfahren, daß an beiden Orten ziemlich viel Blut gewesen war – und daß die Polizei hinter Brenkshaws Haus zwischen zwei Mülltonnen den abgetrennten Schädel eines Mannes gefunden hatte.
Laura erinnerte sich, wie sie durch das rückwärtige Tor von Carter Brenkshaws Grundstück getreten war, dort den zweiten Killer überrascht und sofort das Feuer eröffnet hatte. Der Feuerstoß aus ihrer Uzi hatte Kopf und Hals getroffen, und sie hatte im selben Augenblick gedacht, daß dieses konzentrierte Feuer eigentlich genügen mußte, um den Kopf vom Rumpf zu trennen.
»Die überlebenden SS-Männer haben auf den gelben Knopf am Gürtel des Toten gedrückt«, sagte Stefan, »und die Leichen auf diese Weise zurückgeschickt.«
»Aber warum nicht auch seinen Kopf« fragte Laura, die zu neugierig war, um dieses gräßliche Thema mit Stillschweigen zu übergehen.
»Er muß von der Leiche fort zwischen die
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