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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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deinen Vater und dich erschossen hatte. Deshalb reiste ich ins Jahr 1963 und kam ihm zuvor.«
    »Junkie?« fragte Chris verständnislos.
    »Von dem erzähle ich dir später, Schatz.«
    »Und bis Kokoschka dann eines Nachts auf dieser Bergstraße aufkreuzte«, berichtete Stefan weiter, »habe ich dir das Leben meiner Überzeugung nach ziemlich erfolgreich leichter gemacht. Trotzdem hat meine Einmischung deine künstlerischen Möglichkeiten nicht beeinträchtigt oder zu schlechteren Büchern als in dem anderen Leben geführt. Gut, du hast andere Romane geschrieben, die aber keineswegs schlechter sind, sondern Ausdruck derselben Kreativität.«
    Laura, die weiche Knie hatte, kehrte zu ihrem Sessel zurück. »Aber weshalb? Warum hast du dir solche Mühe gegeben, mein Leben zu verändern?«
    Stefan Krieger schaute kurz zu Chris hinüber, konzentrierte sich wieder auf Laura und schloß die Augen, als er dann antwortete. »Nachdem ich dich im Rollstuhl beim Signieren erlebt und deine Bücher verschlungen hatte, habe ich mich in dich verliebt … hoffnungslos verliebt.«
    Chris rutschte in seinem Sessel hin und her. Der Ausdruck solcher Gefühle machte ihn offensichtlich verlegen, wenn das Objekt der Zuneigung seine eigene Mutter war.
    »Dein Geist ist noch schöner gewesen als dein Gesicht«, sagte Stefan leise. Seine Augen blieben geschlossen. »Ich habe mich in deinen großen Mut verliebt – vielleicht weil wahrer Mut in meiner Welt schneidiger uniformierter Fanatiker so selten war. Sie haben im Namen des deutschen Volkes Grausamkeiten verübt und das als Mut bezeichnet. Sie sind bereit gewesen, für ein unmenschliches totalitäres Ideal zu sterben, und haben das als Mut bezeichnet, obwohl es in Wirklichkeit haarsträubend dumm gewesen ist. Und ich habe mich in deine Würde verliebt, weil ich selbst keine besaß – weil ich nichts von der Selbstachtung hatte, die du ausstrahltest. Ich habe mich in dein Mitgefühl verliebt, das aus deinen Büchern sprach, denn in meiner Welt war es verdammt selten zu finden. Ich habe mich in dich verliebt, Laura, und erkannt, daß ich für dich tun konnte, was alle Liebenden tun würden, wenn sie Götterkräfte besäßen: Ich habe mein Bestes getan, um dir die schlimmsten Schicksalsschläge zu ersparen.«
    Er öffnete endlich wieder die Augen.
    Sie waren wunderschön blau. Und wirkten gequält.
    Laura war ihm unendlich dankbar. Sie liebte Stefan nicht, denn sie kannte ihn kaum. Aber indem er sich zu seiner Liebe, zu seiner Leidenschaft bekannt hatte, die ihn dazu veranlaßt hatte, in ihr Schicksal einzugreifen und das Meer der Zeit zu überwinden, um mit ihr Zusammensein zu können, hatte er die magische Aura, die ihn aus ihrer früheren Sicht umgeben hatte, zumindest teilweise wiederhergestellt. Stefan erschien ihr wieder übermenschlich groß: ein Halbgott, wenn nicht sogar ein Gott, den seine selbstlose Bereitschaft, sich für sie einzusetzen, über gewöhnliche Sterbliche hinaushob.
    In dieser Nacht teilte Chris sich das knarrende Doppelbett mit Stefan Krieger, während Laura auf den zwei zusammengerückten Sesseln zu schlafen versuchte.
    Das beruhigende Rauschen des gleichmäßig fallenden Regens ließ Chris bald einschlafen. Sie hörte ihn leise schnarchen.
    »Schläfst du?« fragte sie leise, nachdem sie ungefähr eine Stunde in der Dunkelheit dagesessen hatte.
    »Nein«, antwortete Stefan sofort.
    »Danny«, sagte Laura, »Mein Danny …«
    »Ja?«
    »Weshalb bist du nicht …?«
    »Noch einmal in diese Nacht im Januar 1988 gereist, um Kokoschka zu erschießen, bevor er Danny umbringen konnte?«
    »Ja. Warum hast du’s nicht getan?«
    »Weil das … Hör zu: Da Kokoschka ebenfalls aus dem Jahr 1944 gekommen ist, sind die Ermordung Dannys und sein eigener Tod auch Bestandteil meiner Vergangenheit, die ich nicht verändern kann. Hätte ich versucht, zu einem früheren Zeitpunkt dieser Januarnacht zurückzukehren, um Kokoschka abzufangen, bevor er Danny erschießen konnte, hätte ich mich augenblicklich im Institut wiedergefunden, ohne eine Zeitreise gemacht zu haben: Die paradoxen entgegenwirkenden Naturkräfte hätten diese spezielle Zeitreise wirksam verhindert.«
    Laura schwieg.
    »Hast du das verstanden?« fragte Stefan.
    »Ja.«
    »Akzeptierst du diese Erklärung?«
    »Ich werde seinen Tod niemals akzeptieren.«
    »Aber … du glaubst mir?«
    »Ja, das tue ich wohl.«
    »Laura, ich weiß, wie sehr du Danny Packard geliebt hast. Hätte ich ihn retten können – selbst wenn es

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