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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mich das Leben gekostet hätte –, hätte ich’s getan. Ich hätte keine Sekunde gezögert.«
    »Ich glaube dir«, sagte Laura, »denn ohne dich … hätte ich Danny überhaupt nicht gehabt.«
    »Der Weiße Aal«, sagte sie.
    »Das Schicksal bemüht sich, ursprünglich vorgesehene Entwicklungslinien nachzuvollziehen«, antwortete Stefan aus dem Dunkel. »Als du acht Jahre alt warst, erschoß ich den Junkie, bevor er dich vergewaltigen und ermorden konnte – aber das Schicksal hat prompt einen weiteren Pädophilen aufgeboten, der zum Mörder werden sollte: Willy Sheener, den Weißen Aal. Aber das Schicksal hatte auch bestimmt, daß du trotz meiner Einmischung in dein Leben eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin werden würdest. Das ist eine gute Entwicklungslinie. Die Art und Weise, wie irgendeine Kraft zunichte gemachte Absichten des Schicksals doch noch durchzusetzen versucht, ist erschreckend und beruhigend zugleich … fast als ob das Universum von einem höheren Wesen geleitet würde, das wir trotz seines Beharrens darauf, uns leiden zu lassen, als Gott bezeichnen könnten.«
    Sie hörten eine Zeitlang zu, wie Wind und Regen die Welt draußen säuberten.
    »Aber warum hast du mir den Aal nicht vom Leibe gehalten?« erkundigte Laura sich dann.
    »Ich habe ihm eines Nachts in seinem Haus aufgelauert …«
    »Du hast ihn schrecklich verprügelt. Ja, ich hab’ gewußt, daß du das gewesen warst.«
    »Ich habe ihn verprügelt und aufgefordert, die Finger von dir zu lassen. Ich habe ihm angedroht, ihn beim nächsten Mal totzuschlagen.«
    »Aber die Tracht Prügel hat ihn nur in seinem Entschluß bestärkt, mich zu vergewaltigen. Warum hast du ihn nicht umgebracht?«
    »Ja, das hätte ich tun sollen. Aber … ich weiß nicht recht. Vielleicht hatte ich die vielen Tode, die ich miterlebt und mitverschuldet hatte, so satt, daß ich … daß ich einfach hoffte, diesmal werde kein Mord nötig sein.«
    Sie dachte an seine Welt aus Krieg, Konzentrationslagern und Völkermord und verstand, weshalb er gehofft hatte, nicht morden zu müssen, obwohl Sheener es kaum verdient hatte, am Leben gelassen zu werden.
    »Aber weshalb hast du nicht eingegriffen, als Sheener mir bei den Dockweilers auflauerte?«
    »Bei meiner nächsten Kontrolle warst du dreizehn Jahre alt und hattest Sheener selbst umgebracht, ohne sichtbaren Schaden zu nehmen, deshalb beschloß ich, in diesen Fall nicht einzugreifen.«
    »Ich hab’s überlebt«, stellte sie fest, »aber Nina Dockweiler nicht. Wenn sie nicht heimgekommen und das Blut und die Leiche gesehen hätte, wäre sie vielleicht …«
    »Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht auch nicht. Das Schicksal bemüht sich, den ursprünglichen Plan wiederherzustellen. Vielleicht wäre sie trotzdem gestorben. Außerdem hätte ich dich nicht vor jedem Schaden bewahren können, Laura. Dazu hätte ich zehntausend Zeitreisen machen müssen. Und soviel Einmischung wäre dir vielleicht nicht gut bekommen. Ohne die Widerstände, die du in deinem Leben hast überwinden müssen, wärst du vielleicht nicht die Frau geworden, in die ich mich verliebt habe.«
    Dann herrschte Schweigen zwischen ihnen.
    Sie horchte auf den Wind, den Regen.
    Sie horchte auf ihren Herzschlag.
    Schließlich sagte sie: »Ich liebe dich nicht.«
    »Das verstehe ich.«
    »Ich sollte dich aber lieben – wenigstens ein bißchen.«
    »Du kennst mich eigentlich noch gar nicht.«
    »Vielleicht kann ich dich niemals lieben.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Obwohl du soviel für mich getan hast.«
    »Ich weiß. Aber wenn wir diese Geschichte überleben … nun, später haben wir noch viel Zeit.«
    »Ja«, stimmte sie zu. »Wir haben noch viel Zeit.«

Gefährte der Nacht
    Am 18. März 1944, einem Samstag, bereiteten SS-Obersturmführer Erich Klietmann und die zu seinem Trupp gehörenden drei Männer mit Spezialausbildung sich auf eine Reise in die Zukunft vor, um Krieger, die Frau und den Jungen zu liquidieren. Sie waren wie junge kalifornische Manager des Jahres 1989 angezogen: Anzüge mit Nadelstreifenmuster von Yves St. Laurent, weiße Hemden, dunkle Krawatten, schwarze Socken, schwarze Bally-Slipper und Ray-Ban-Sonnenbrillen, falls das Wetter sie erforderlich machte. Man hatte ihnen gesagt, dies werde in der Zukunft als »Power Look« bezeichnet, und obwohl Klietmann nicht genau wußte, was das bedeutete, gefiel ihm allein schon der Klang. Ihre Sachen waren von Mitarbeitern des Instituts auf früheren Reisen gekauft worden; sie hatten nichts

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