Der Schutzengel
einen Plan ausgearbeitet.«
»Wie sich das Institut zerstören läßt?«
»Ja. Aber er ist sehr kompliziert, und wir würden dazu alle möglichen Dinge brauchen. Ich weiß nicht … aber ich vermute, daß manche davon für Privatpersonen nicht erhältlich sind.«
»Ich kann dir alles besorgen, was du brauchst«, versicherte sie ihm. »Ich habe gute Beziehungen. Alles!«
»Und wir werden eine Menge Geld brauchen.«
»Das ist schon schwieriger. Ich habe nur noch vierzig Dollar und kann kein Geld von meinem Konto abheben, weil dieser Vorgang registriert werden würde …«
»Richtig, das würde sie geradewegs zu uns führen. Gibt’s jemanden, dem du vertrauen kannst und der dir vertraut, der dir eine Menge Geld leihen und niemandem verraten würde, daß du bei ihm gewesen bist?«
»Du weißt alles über mich«, stellte Laura fest, »deshalb kennst du auch Thelma Ackerson. Aber ich will sie um Himmels willen nicht in diese Sache hineinziehen. Wenn Thelma etwas zustieße …«
»Das ließe sich ohne Gefahr für sie arrangieren«, behauptete er.
Draußen begann das vorausgesagte Unwetter mit prasselndem Regen.
»Nein!« sagte Laura.
»Aber sie ist unsere einzige Hoffnung.«
»Nein!«
»Wo willst du sonst Geld auftreiben?«
»Wir müssen eine Möglichkeit finden, mit weniger Geld auszukommen.«
»Geld brauchen wir auf jeden Fall – mit oder ohne neuen Plan. Deine vierzig Dollar reichen nicht mal für morgen. Und ich habe keinen Cent.«
»Ich denke nicht daran, Thelma in Gefahr zu bringen!« sagte sie nachdrücklich.
»Das läßt sich, wie gesagt, arrangieren, ohne sie zu gefährden, ohne …«
»Nein!«
»Dann sind wir erledigt«, murmelte er deprimiert.
Sie horchte auf den Regen, der in ihrer Phantasie zum Orgeln schwerer Weltkriegsbomber wurde – und sich dann in das heisere Grölen aufgeputschter Massen verwandelte.
»Gut, nehmen wir mal an, die Sache ließe sich ohne Gefahr für Thelma arrangieren«, sagte sie schließlich. »Aber was ist, wenn die SS sie beschattet? Sie müssen wissen, daß Thelma meine beste Freundin ist – meine einzige wirkliche Freundin. Ist da nicht zu befürchten, daß sie eines ihrer Teams in die Zukunft schicken, um Thelma in der Hoffnung überwachen zu lassen, von ihr zu mir geführt zu werden?«
»Nein, das wäre unnötig viel Aufwand«, widersprach Stefan.
»Sie können Aufklärungstrupps in die Zukunft entsenden, um Monat für Monat alle Zeitungen daraufhin überprüfen zu lassen, wann du wieder aufgetaucht bis. Vergiß nicht, daß jede dieser Zeitreisen für sie nur elf Minuten dauert: Es ist nicht nur eine schnelle Methode, sondern sie muß irgendwann zum Erfolg führen, weil nicht anzunehmen ist, daß es uns gelingen wird, uns für den Rest unseres Lebens zu verstecken.«
»Nun …«
Stefan wartete lange. »Hör zu, ihr seid wie Schwestern, nicht wahr? Und wen willst du sonst um Hilfe bitten, wenn du dich in dieser Notlage nicht an eine Schwester wenden kannst, Laura?«
»Wenn wir uns Thelmas Unterstützung sichern können, ohne sie dabei zu gefährden … Gut, wir müssen’s versuchen.«
»Gleich morgen früh«, sagte er.
Die Nacht blieb regnerisch, und Regen füllte Lauras Träume, in denen es auch blitzte und donnerte. Sie schrak entsetzt hoch, aber die Regennacht in Santa Ana wurde nicht von solchen gleißend hellen, ohrenbetäubend lauten Gefahrensignalen zerrissen. Das Unwetter war ein Platzregen ohne Blitz, Donner und Sturm. Aber sie wußte, daß dies nicht immer der Fall sein würde.
Die Apparaturen summten und klickten, Erich Klietmann schaute erneut auf die Uhr. In nur drei Minuten würde der Aufklärungstrupp ins Institut zurückkehren.
Zwei Wissenschaftler – die Nachfolger Penlowskis, Januskys und Wolkows – standen am Programmierpult und überwachten die zahllosen Anzeigen.
Der Raum war künstlich beleuchtet, denn die Fenster waren nicht nur verdunkelt, damit kein Lichtschein ins Freie fallen und feindliche Nachtbomber anlocken konnte, sondern aus Sicherheitsgründen sogar zugemauert. Die Luft roch abgestanden und leicht modrig.
SS-Obersturmführer Klietmann, der sich in einer Ecke des Labors bereithielt, sah seiner Zeitreise aufgeregt entgegen – nicht nur wegen der Wunder des Jahres 1989, sondern vor allem auch, weil dieser Auftrag ihm Gelegenheit gab, dem Führer zu dienen, wie nur wenige es konnten. Falls es ihm gelang, Krieger, die Frau und den Jungen unschädlich zu machen, winkte ihm ein persönliches Gespräch mit dem Führer,
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