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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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glauben. Ich bin viel energischer, als ich aussehe, und schon mit weit schlimmeren Typen als Ihnen fertig geworden.«
    Sie ließ ihn stehen, trat unter dem Vordach hervor in den Regen hinaus, ging zu ihrem Wagen und fuhr nach Irvine zurück. Auf der ganzen Heimfahrt zitterte sie – nicht nur vor Kälte und Nässe, sondern auch vor Zorn. Der Kerl hatte vielleicht Nerven!
    In ihrem Appartement zog sie ihre nassen Sachen aus, schlüpfte in einen Frotteebademantel und kochte sich eine Kanne Kaffee zum Aufwärmen.
    Beim ersten Schluck klingelte das Telefon. Laura nahm den Hörer in der Küche ab. Packard war am Apparat.
    Er redete so rasch, daß seine Sätze ohne Punkt und Komma ineinander überzugehen schienen: »Bitte legen Sie nicht auf, Sie haben recht, ich bin in solchen Dingen ziemlich dumm, ein Idiot, aber geben Sie mir nur eine Minute Zeit, um alles zu erklären. Als Sie kamen, habe ich gerade die Geschirrspülmaschine repariert, deshalb war ich so schmutzig und verschwitzt, ich mußte sie unter der Einbauküche rausziehen, eigentlich hätte der Vermieter sie reparieren lassen müssen, aber die Hausverwaltung läßt sich mit Reparaturen wochenlang Zeit, und ich bin ein guter Heimwerker, ich kann alles reparieren, es war ein regnerischer Tag, ich hatte nichts Besonderes vor, deshalb wollte ich sie selbst reparieren, ich hätte natürlich nie gedacht, daß Sie vorbeikommen würden. Ich heiße Daniel Packard, aber das wissen Sie bereits, ich bin achtundzwanzig, war bis 1973 in der Army, habe erst vor drei Jahren mein Betriebswirtschaftsstudium an der University of California in Irvine abgeschlossen und arbeite jetzt als Börsenmakler, aber ich habe einige Abendkurse an der Universität belegt, deshalb bin ich im UCI-Literaturmagazin auf Ihre Krötengeschichte gestoßen, eine großartige Story, wirklich, sie hat mich begeistert, deshalb bin ich in die Bibliothek gegangen und habe aus früheren Ausgaben alles herausgesucht, was Sie sonst noch geschrieben haben. Ich habe alles gelesen, und vieles davon ist gut gewesen, sogar verdammt gut, nicht alles, aber doch sehr vieles, und ich habe mich dabei irgendwann in Sie verliebt – nicht richtig in Sie, mehr in die Autorin, die so schön, so real geschrieben hat. Eines Abends habe ich in der Bibliothek vor einer Ihrer Storys gesessen – gebundene Zeitschriften Jahrgänge werden nur im Lesesaal ausgeliehen –, als eine Bibliothekarin neben mir stehenblieb und mich fragte, ob mir die Story gefalle. Und als ich bejahte, sagte sie: ›Dort drüben sitzt die Verfasserin, falls Sie’s ihr selbst sagen wollen.‹ Und Sie haben nur drei Tische von mir entfernt vor einem ganzen Bücherstapel gesessen, stirnrunzelnd darin nachgeschlagen und sich Notizen gemacht – und sind wunderschön gewesen. Ich hatte gewußt, daß Sie innerlich schön sein würden, weil Ihre Geschichten schön sind, aber ich wäre nie darauf gekommen, daß Sie auch äußerlich schön sein könnten, und deshalb konnte ich Sie nicht ansprechen, weil ich in Gegenwart schöner Frauen immer linkisch und sprachlos bin, vielleicht weil meine Mutter schön, aber kalt und abweisend gewesen ist, so daß ich jetzt unbewußt fürchte, alle schönen Frauen könnten mich wie meine Mutter zurückweisen – eine ziemlich wackelige Selbstanalyse –, aber jedenfalls wäre alles viel einfacher gewesen, wenn Sie häßlich gewesen wären oder wenigstens nur durchschnittlich ausgesehen hätten. Wegen Ihrer Story bin ich auf die Idee mit den Kröten gekommen und habe den heimlichen Verehrer gespielt, um mich damit bei Ihnen einzuschmeicheln; nach der dritten oder vierten Kröte wollte ich mich zu erkennen geben, das wollte ich wirklich, aber ich hab’s immer wieder hinausgeschoben, um keine Zurückweisung zu riskieren; ich wußte, daß das verrückt war, eine Kröte nach der anderen, aber ich konnte einfach nicht damit aufhören und Sie vergessen – und andererseits konnte ich mich nicht dazu aufraffen, Sie anzusprechen. Ich wollte Sie niemals ärgern oder belästigen, das müssen Sie mir glauben, und es tut mir schrecklich leid, daß alles so gekommen ist. Und ich bitte um Verzeihung.«
    Er verstummte endlich, offensichtlich am Ende seiner Kräfte.
    »Also gut«, wehrte Laura ab.
    »Dann gehen Sie also mit mir aus?« fragte er.
    »Ja«, sagte sie und staunte über ihre eigene Reaktion.
    »Abendessen und ins Kino?«
    »Einverstanden.«
    »Heute abend? Soll ich Sie um achtzehn Uhr abholen?«
    »Okay.«
    Nachdem sie aufgelegt

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