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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hatte, blieb sie eine Weile stehen und starrte das Telefon an. »Shane, bist du übergeschnappt?« fragte sie laut. Dann fügte sie hinzu: »Aber er hat mir erklärt, daß ich ›so schön und so real‹ schreibe.«
    Sie ging in ihr Zimmer und betrachtete die Krötensammlung auf ihrem Nachttisch. »Er ist unbeholfen und schweigsam und brabbelt im nächsten Augenblick pausenlos. Er könnte ein Psychopath, ein geistesgestörter Mörder sein, Shane.« Dann fügte sie hinzu: »Ja, das könnte er sein, aber er ist auch ein großartiger Literaturkritiker.«
    Weil sie zum Essen und ins Kino gehen wollten, zog Laura einen grauen Rock mit weißer Bluse und einen kastanienbraunen Pullover an; Packard jedoch erschien, als wäre der Anlaß die Eröffnung der Opernsaison, in einem dunkelblauen Anzug, mit weißem Manschettenhemd, einer blauen Seidenkrawatte mit Goldkettchen, seidenem Einstecktuch und blitzblanken schwarzen Wingtip-Schuhen. Er trug einen Regenschirm und geleitete Laura, die eine Hand unter ihren rechten Arm gelegt, so fürsorglich zu seinem Wagen, als wäre er davon überzeugt, sie werde beim ersten Regentropfen in Auflösung übergehen oder, wenn sie etwa ausrutsche und hinfalle, wie Glas zerbrechen.
    Wegen des Unterschieds ihrer Kleidung und ihres beträchtlichen Größenunterschieds – mit 1,65 Meter war Laura um 30 Zentimeter kleiner als er und brachte mit ihren 50 Kilogramm nicht einmal die Hälfte seines Gewichts auf die Waage – hatte sie fast das Gefühl, mit ihrem Vater oder einem älteren Bruder auszugehen. Sie war keineswegs zierlich, aber an seinem Arm kam sie sich geradezu winzig vor.
    Im Auto war Daniel wieder ziemlich schweigsam, aber Laura machte dafür das scheußliche Wetter verantwortlich, bei dem er sich aufs Fahren konzentrieren mußte. Sie gingen in ein kleines italienisches Restaurant in Costa Mesa, in dem Laura schon mehrmals recht gut gegessen hatte. Sie nahmen Platz und erhielten Speisekarten, aber noch bevor die Bedienung fragen konnte, ob sie einen Drink wollten, sagte Daniel: »Hier ist’s nicht richtig, wir sind ins falsche Lokal geraten, wir müssen uns was anderes suchen.«
    »Aber warum?« fragte sie überrascht. »Mir gefällt das Lokal. Und das Essen ist hier sehr gut.«
    »Nein, hier stimmt nichts, gar nichts. Kein Stil, keine Atmosphäre. Ich möchte nicht, daß Sie glauben … äh … na ja, jedenfalls ist dies nicht die richtige Umgebung für unser erstes Rendezvous. Ich weiß genau das richtige Lokal, glaube ich. Tut mir leid, Miss …«, sagte er zu der verblüfften jungen Kellnerin. »… hoffentlich habe ich Ihnen keine Unannehmlichkeiten gemacht.« Dann zog er Lauras Stuhl zurück und war ihr beim Aufstehen behilflich. »Ich weiß genau das richtige Lokal, es wird Ihnen bestimmt gefallen, ich habe noch nie dort gegessen, aber ich habe gehört, daß es sehr gut, wirklich hervorragend sein soll.« Die anderen Gäste starrten zu ihnen her, deshalb verzichtete Laura auf weitere Einwände. »Es ist auch ganz in der Nähe – nur ein paar Straßen weit entfernt.«
    Sie gingen zu seinem Wagen zurück, fuhren vier Straßen weiter und parkten vor einem unprätentiös wirkenden Restaurant in einem Einkaufszentrum.
    Laura kannte Daniel inzwischen gut genug, um zu wissen, daß sein Sinn für Höflichkeit erforderte, daß sie sitzenblieb, bis er ums Auto herumgegangen war und ihr die Beifahrertür aufhielt. Aber als er die Tür öffnete, sah sie, daß er in einer tiefen Pfütze stand. »Oh, Ihre Schuhe!« rief sie aus.
    »Die trocknen wieder. Da, halten Sie bitte meinen Schirm über sich, dann hebe ich Sie über die Pfütze.«
    Sie ließ sich verblüfft aus dem Wagen und über die Pfütze heben, als wiege sie nicht mehr als ein Federkissen. Er setzte sie auf dem Gehsteig ab und stapfte ohne Schirm zurück, um die Autotür zu schließen.
    Das französische Restaurant besaß weniger Atmosphäre als das italienische, sie bekamen einen Ecktisch in der Nähe der Küche, und Daniels völlig durchnäßte Schuhe quatschten und quietschten auf dem ganzen Weg quer durchs Lokal.
    »Sie holen sich bestimmt eine Lungenentzündung«, meinte Laura besorgt, als sie saßen und zwei Dry Sack on the rocks bestellt hatten.
    »Niemals! Ich habe ein fabelhaftes Immunsystem. Ich werde nie krank. In Vietnam war ich mal von meiner Einheit abgeschnitten und verbrachte eine Woche bei strömendem Regen allein im Dschungel. Mir sind fast Schwimmhäute gewachsen, bis ich zu den eigenen Linien zurückfand, aber

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