Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
– Salz- und Pfefferstreuer.
    Sie stellte die beiden zu den übrigen Figuren auf ihrem Nachttisch, blieb lange auf der Bettkante sitzen und starrte ihre wachsende Sammlung stirnrunzelnd an.
    An diesem Nachmittag rief sie kurz nach 17 Uhr Thelma Akkerson in Los Angeles an und erzählte ihr von den Kröten.
    Da Thelmas Eltern ihr buchstäblich keinen Cent hinterlassen hatten, war sie gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, eines Tages zu studieren; andererseits hatte sie diese Tatsache nie bedauert, weil das akademische Leben sie nicht interessierte. Nach der High School war sie sofort nach Los Angeles gegangen, um sich im Showgeschäft als Komikerin einen Namen zu machen.
    Thelma verbrachte praktisch jede Nacht bis zwei Uhr morgens in diversen Künstlerclubs – im »Improv«, im »Comedy Store« und deren Nachahmern –, bemühte sich um unbezahlte Sechsminutenauftritte, knüpfte Verbindungen an – oder hoffte, welche anzuknüpfen – und konkurrierte mit Unmengen junger Komiktalente, die wie sie ins Rampenlicht drängten.
    Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete sie tagsüber, wechselte von einem Job zum anderen und übte gelegentlich seltsame Tätigkeiten aus. Beispielsweise hatte sie als Huhn verkleidet in einer verrückten Pizzeria gesungen und bedient, ein andermal als Streikposten mehrere Mitglieder der Writers Guild West vertreten, die von ihrer Gewerkschaft zum Streik aufgerufen worden waren und es vorzogen, irgend jemandem 100 Dollar pro Tag zu zahlen, damit er – oder sie – für sie Flugblätter verteilte und in der Anwesenheitsliste unterschrieb.
    Obwohl Laura und Thelma lediglich eineinhalb Stunden voneinander entfernt lebten, trafen sie sich nur zwei- oder dreimal im Jahr, gewöhnlich zu einem etwas ausgedehnteren Mittag- oder Abendessen –, weil sie beide sehr beschäftigt waren. Trotz dieser langen Zeitspannen gingen sie ebenso vertraut miteinander um wie früher und waren stets bereit, ihre intimsten Gedanken und Erlebnisse auszutauschen. »Die McIllroy-Caswell-Verbindung«, hatte Thelma einmal festgestellt, »ist stärker als jede Blutsbruderschaft, stärker als der Zusammenhalt zwischen Mafiosi, stärker als die Bande zwischen Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer – und diese beiden sind wirklich dicke Freunde.«
    »Woraus besteht eigentlich dein Problem, Shane?« fragte Thelma jetzt, nachdem Laura ihre Story erzählt hatte. »Wie ich die Sache sehe, schwärmt irgendein großer, schüchterner Kerl für dich. Viele andere Frauen wären davon begeistert.«
    »Aber steckt wirklich nicht mehr dahinter? Ist er tatsächlich nur in mich verknallt?«
    »Was denn sonst?«
    »Das weiß ich selbst nicht. Es … ist mir unheimlich.«
    »Unheimlich? Alle diese Kröten sind niedliche kleine Geschöpfe, stimmt’s? Du hast keine bekommen, die mordlüstern dreinblickt? Keine hat ein blutiges kleines Schlachtmesser gehabt? Oder eine kleine Kettensäge aus Keramikmaterial?«
    »Nein.«
    »Und er hat dir keine enthauptete Kröte geschickt, oder?«
    »Nein, aber …«
    »Shane, wenn du früher auch ein ziemlich ereignisreiches Leben geführt haben magst, sind die letzten Jahre friedlich abgelaufen. Daß du den Verdacht hast, dieser Kerl könnte Charles Mansons Bruder sein, ist ganz natürlich. Aber ich möchte wetten, daß er genau das ist, was er zu sein scheint: ein Mann, der dich aus der Ferne anhimmelt, vielleicht ein bißchen schüchtern ist und eine ausgeprägte romantische Ader hat. Wie sieht dein Geschlechtsleben aus?«
    »Ich habe keines«, antwortete Laura.
    »Und warum nicht? Du bist keine Jungfrau mehr. Letztes Jahr hast du diesen Kerl gehabt, der …«
    »Hör zu, du weißt, daß das nicht funktioniert hat.«
    »Seither keiner mehr?«
    »Nein. Glaubst du etwa, daß ich zur Promiskuität neige?«
    »Daß ich nicht lache! Kindchen, zwei Liebhaber in zweiundzwanzig Jahren wären selbst nach päpstlicher Definition keine Promiskuität. Laß dieses Mißtrauen! Sei ein bißchen weniger starr! Laß dich einfach treiben und sieh zu, wie die Sache sich entwickelt. Vielleicht stellt er sich als der Prinz heraus, der dich wachküßt.«
    »Nun … gut, vielleicht nehme ich deinen Rat an. Vermutlich hast du recht.«
    »Nur noch eines, Shane.«
    »Ja?«
    »An deiner Stelle würde ich in Zukunft eine 357 Magnum als Talisman in der Handtasche haben.«
    »Sehr witzig!«
    »Witzig gehört zu meinem Beruf.«
    An den folgenden drei Tagen erhielt Laura zwei weitere Kröten, und am Samstagmorgen, dem

Weitere Kostenlose Bücher