Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Vielzahl von Bränden, Flugzeugabstürzen, Giftunfällen, Massenmorden, Überschwemmungen, Erdbeben und anderen Tragödien achteten, von denen die Medien berichteten. Dies war das Jahr, in dem das Kaninchen einging. Dies war das Jahr, in dem Danny und sie sich ihr erstes Haus kauften – einen wahren Traum im spanischen Stil mit vier Schlafzimmern und zwei Bädern in Orange Park Acres – und aus dem Appartement in Tustin auszogen. Laura begann »Die goldene Klinge« zu schreiben, ihren dritten Roman, und als Danny sie eines Tages fragte, wie es ginge, sagte sie: »Die reinste Affenscheiße!«, und Danny sagte: »Großartig!« Als sie einen weiteren beachtlichen Scheck für die Filmrechte von »Shadrach« erhielt, die die MGM gekauft hatte, kündigte Danny zum 1. September bei seiner Maklerfirma und wurde Lauras hauptberuflicher Vermögensverwalter. Am 21. September – drei Wochen nach Verkaufsbeginn – erschien »Shadrach« auf Platz 12 der Bestsellerliste der »New York Times«. Als Laura am 5. Oktober 1980 Christopher Robert Packard auf die Welt brachte, wurde »Shadrach« in dritter Auflage verkauft, stand in der »Times« unangefochten auf Platz acht und wurde in der Literaturbeilage dieser Ausgabe »sagenhaft gut« besprochen, wie Spencer Keene es ausdrückte.
    Der Junge erblickte das Licht der Welt um 14.23 Uhr, wobei seine Mutter weit mehr Blut verlor als bei Geburten sonst üblich. Laura, deren Blutungen unter starken Schmerzen weitergingen, erhielt bis zum Abend insgesamt drei Bluttransfusionen. Sie verbrachte jedoch eine bessere Nacht als erwartet und war am Morgen schwach und übernächtigt, aber offensichtlich außer Lebensgefahr.
    Am nächsten Tag erschien Thelma Ackerson während der Besuchszeit, um Mutter und Kind zu sehen. Noch immer im Punkerstil gekleidet und mit ihrer Frisur der Zeit voraus – links langes Haar mit einer weißen Strähne wie Frankensteins Braut, rechts kurzes Haar ohne Strähne –, kam sie in Lauras Privatzimmer gerauscht, steuerte als erstes auf Danny zu, umarmte ihn und rief dabei aus: »Mein Gott, bist du groß! Bestimmt ein Mutant. Gib’s zu, Packard, deine Mutter war vielleicht ein Mensch, aber dein Vater muß ein Grizzlybär gewesen sein.« Sie trat an das Bett, in dem Laura in drei Kissen gelehnt lag, und küßte sie auf beide Wangen. »Ich bin rasch an der Säuglingsabteilung vorbeigegangen und habe mir Christopher Robert durchs Fenster angesehen. Er ist süß! Aber ich glaube, daß du all die Millionen, die du mit deinen Büchern verdienst, brauchen wirst, Kleine, denn der Junge wird seinem Vater nachschlagen – und du wirst dreißigtausend im Monat brauchen, um ihn durchzufüttern. Wahrscheinlich knabbert er eure Möbel an, bis du ihn halbwegs erzogen hast.«
    »Ich freue mich, daß du gekommen bist, Thelma«, sagte Laura.
    »Hätte ich mir das entgehen lassen sollen? Na gut, wenn ich in einem der Mafia gehörenden Clubs in Bayonne, New Jersey, aufzutreten hätte und vertragsbrüchig werden müßte, um herfliegen zu können, würd ich’s mir vielleicht überlegen, denn diese Kerle schneiden dir die Daumen ab, wenn du Verträge brichst. Aber ich war westlich des Mississippi, als ich gestern abend davon hörte, und nur ein Atomkrieg oder ein Rendezvous mit Paul McCartney hätten mich davon abhalten können, dich zu besuchen.«
    Vor fast zwei Jahren war Thelma endlich im »Improv« auf die Bühne gekommen – und hatte Erfolg gehabt. Sie hatte einen Agenten gefunden, der ihr Engagements in schäbigen drittklassigen – später zweitklassigen Clubs in ganz Amerika vermittelte. Laura und Danny waren zweimal nach Los Angeles gefahren, um sie live zu erleben, und hatten sich köstlich amüsiert. Thelma schrieb ihre Texte selbst und trug sie auf die komische Art vor, die sie schon als Kind beherrscht und seither noch verfeinert hatte. Ihr Vortrag hatte etwas Ungewöhnliches an sich, etwas, das sie zum Star machen oder zur Erfolglosigkeit verdammen konnte: eine unterschwellig spürbare Melancholie, ein Gefühl für die Tragik des Lebens, das aller Humor nicht überdecken konnte. Tatsächlich war dies eine Parallele zu der Grundhaltung von Lauras Romanen, aber was Lesern gefiel, brauchte Zuhörern, die herzhaft lachen wollten, noch lange nicht zu gefallen.
    Jetzt beugte Thelma sich erneut über Laura und betrachtete sie prüfend. »He, du siehst blaß aus«, stellte sie fest. »Und diese Ringe unter den Augen …«
    »Thelma, Liebste, ich zerstöre deine Illusionen nur

Weitere Kostenlose Bücher